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Spätestens wer als Kind mit Nonni und Manni im Kampf gegen den bösen Magnus Magnusson mitgefiebert hat und nebenbei die grandiose Landschaft Islands bewundern könnte, träumt sicher davon einmal die Feuerinsel im Nordatlantik zu besuchen. Neu in deutscher Sprache ist die Übersetztung eines Reisehandbuchs zu Island des berühmten australischen Lonely Planet Verlags erschienen. Auf 380 Seiten wird kein knappes, aber umfassendes Portrait der Insel gegeben, was bereits im heimischen Sessel Lust auf eine konkrete Reiseplanung macht. Zunächst wird jedoch das Titelbild verwundern, was sechs handstehende Männer auf einer Holzkiste vor einem grünlich schimmernden dampfenden See zeigt. Ähnlich geht es mit dem doppelseitigen Eingangsfoto im Band weiter – wieder eine Badeszene. Erst in der Mitte des Buches kann der Leser eine Handvoll Farbaufnahmen finden, die Island so zeigen, wie man es sich vorstellt - eine unglückliche Bildauswahl angesichts des ohnehin mit Fotos geizenden Buches. Island ist eine wunderschöne Insel mit wilder Natur, dramatischen Vulkanen und Europas größtem Wasserfall. Blubbernde Schlammthermen und glitzernde Gletscher laden zur Entdeckung ein und einsame wildgrüne Fjorde in menscheleerer Umgebung und wunderschöne Nordlichter am klaren Firmament lassen den Besucher in eine verwunschene Welt eintauchen, die einen an Wikingerromantik und altnordischen Sagen erinnert. Neben den Reiseinformationen bietet der Lonely Planet „Island“ viele interessante Hintergrundinformationen über das Land nahe dem Polarkreis. Zunächst mal überraschend; Island hat lediglich 300.000 Einwohner und ist damit gemessen an der Bevölkerung eines der kleinsten Länder Europas. Interessant auch die isländische Namensgebung. Nur zehn Prozent der Einwohner haben Nachnamen im mitteleuropäischen Sinn; alle anderen übernehmen den Vornahmen des Vaters mit der Endung „son“ für Jungen und „dottir“ in der weiblichen Form. Aus den zwei Kindern von Einar beispielsweise, wird hier also Jon Einarson aus dem Sohn und Tochter Gudrun bekommt den weiblichen Nachnamen Einarsdottir. Das ist laut Lonely Planet auch der Grund dafür warum sich alle Isländer bis hinauf zum Staatspräsidenten duzen, da die formale Anrede mit Nachnamen ohnehin nur den Vornamen des Vaters verraten würde. Generell sind die Isländer heutzutage im Vergleich mit ihren Wikingervorfahren ein sehr friedliebendes Volk. Island ist zwar Gründungsmitglied der NATO, hat aber nie eigene Streitkräfte im engeren Sinne besessen. Nur in Punkto Fischfang hört für die Insulaner der Spaß auf. In den „Kabeljaukriegen“ dehnte Island seine hoheitlichen Gewässer immer weiter aus, was 1960 fast in einem bewaffneten Konflikt mit Großbritannien gemündet hätte, da die Fischereiflotten beider Länder an der von Island proklamierten 200 Seemeilenzone gewaltsam aneinander geraten waren, und sich nun isländische Kampfhubschrauber und britische Kriegsschiffe gegenüber standen. Dies wird auch der Grund dafür sein, dass Island das nur rund 40 Quadratmeter kleine Inselchen Kolbeinsey rund 100 Kilometer vor der isländischen Küste - bereits jenseits des Polarkreises - für sich beansprucht, sichert es doch der nationalen Fangflotte eine riesige zusätzliche Zonenausdehnung. Leider ist der Segen der fischreichen rauen See auch gleichzeitig der Fluch der Insel; nagt der Ozean doch so heftig an dem Inselchen, dass man befürchtet, dass es die nächsten zwanzig Jahre kaum überstehen wird. Doch neben einer knappen, aber ausreichenden landesgeschichtlichen Einführung mit viel interessantem Hintergrundwissen ist für ein hochpreisiges Ziel wie Island, der Reiseteil besonders wichtig, der Lonely Planet-typisch eher auf den schmalen Geldbeutel zugeschnitten ist. Die Island-Expertinnen Fran Parnell und Etain O’Carroll beschreiben zahlreiche günstige Unterkünfte und Restaurants von Low Budget-Campingplätzen und umweltbewussten Jugendherbergen über urige Bauern-Gasthäuser oder einfachere Hotels und helfen somit nicht zu viele Kronen ausgeben zu müssen. Mit dem Reiseführer in der Satteltasche eines Islandpferdes, oder im Jeep-Handschuhfach gut gerüstet kann es auf Entdeckungstour im geologisch jüngsten Land Europas gehen. Vorsicht ist lediglich dem geboten, der die Mondpreise für Alkoholika durch Privatimport umschiffen möchte. Mehr als ein Liter Hochprozentiger oder alternativ sechs Bierflaschen sind nicht gestattet und führen unweigerlich zu erstem Ärger am Zoll. Am Wochenende wird in Island dennoch ordentlich gebechert, je mehr Prozent desto besser scheint es – wen wundert’s, in einem Land in dem Bier erst ab 1988 legal ist. Lonely Planet Reiseführer „Island“ – Deutsche Ausgabe Autoren: Fran Parnell, Etain O’Carroll 388 Seiten Preis: € (D) 19,95 / € (A) 20,60 / sFr. 35,00 ISBN: 978-3-8297-1594-2 Sie erhalten Lonely Planet Reiseführer überall, wo es Bücher gibt.
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