In den letzten Monaten machte Venezuela viele Schlagzeilen. In Zeiten steigender Rohölpreise werden die reichen Lagerstätten des südamerikanischen Landes immer wichtiger und wertvoller. Auch Hugo Chávez resoluter Regierungsstil sorgt nicht nur bei Teilen der einheimischen Bevölkerung für Missfallen, sondern hat insbesondere das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten stark eingetrübt. Doch Venezuela ist auch das Land zahlreicher Schönheitsköniginnen und auch landschaftlich bietet der Küstenstaat viele Höhepunkte, die man noch abseits der eingetretenen Touristenpfade entdecken kann.

Venezuela verfügt über die längste Küstenlinie aller Anrainerstaaten des Karibischen Meers überhaupt. Doch nicht nur Strände am Festland, sondern auch auf den zahlreichen zu Venezuela gehörenden Karibikinseln, bieten ungetrübten Badespaß. Besonders hervorgehoben wird im vorliegenden Band die Inselgruppe „Los Roques“, die in Nachbarschaft zu den etablierten Niederländischen Antillen Karibikfeeling und Traumstrände bietet, die noch nicht durch den Massentourismus in Beschlag genommen worden sind. Wem weiße Strände und relaxen auf Dauer zu langweilig wird, kann im Orinoco-Delta auf Entdeckungstour gehen, oder sich in den wilden, dampfenden Amazonas stürzen. Hier lockt das wahre Abenteuer mit Wanderungen zum höchsten Wasserfall der Welt, abgelegenen Tafelbergen und Dschungelgebieten - weit entfernt von der nächsten Ansiedlung.

Bekannterweise geht Lonely Planet recht sparsam mit Fotos um, und so finden sich auch in dieser Ausgabe nur sehr wenige Bilder. Diese machen aber definitiv Lust auf Land und Leute und geben einen kleinen Einblick in das unheimlich kontrastreiche Land. Die wahre Stärke des Reiseführers ist aber seine Informationsdichte. Auch jenseits der großen Städte werden Orte von Interesse exakt beschrieben und selbst zu entlegenen Amazonasdörfern beschreiben die Autoren Anreise- und Übernachtungsmöglichkeiten. Exakte Karten und ein praktischer Glossar helfen beim Reisen auf eigene Faust. Das Lonely Planet-Autorenteam um Thomas Kohnstamm beschreibt Unterkünfte und Restaurants für jeden Geldbeutel: von Low-Budget-Hostels über jahrhundertealte Haciendas und angesagte Ecolodges bis hin zu sehr kostspieligen Nobel-Posadas. Auch das kulinarische Angebot ist kaum zu überschauen. Mutige locken Ständen mit gebratenen Ameisen-Snacks und für Reisende, die mehr auf der sicheren Seite stehen möchten, stellt Lonely Planet arepa-Restaurants und koloniale Tascas vor und empfiehlt Gourmettempeln in Caracas angesagtem Gastroviertel Las Mercedes, wo man Maniokgnocchi und Tintenfischcarpaccio probieren kann.

Bei aller landschaftlicher Schönheit sollte man jedoch auch den Sicherheitsaspekt nicht vergessen, da Kriminalität in Teilen des Landes ein sehr großes Problem ist. Auch hier versuchen die Autoren zu helfen und geben Tipps wie man beispielsweise die Verkehrshölle von Caracas umgehen kann und den venezolanischen Vertretern der kleinkriminellen Zunft die Arbeit erschwert. Auch potentielle Tabuthemen wie das Anecken bei politischen Diskussionen um Chávez & Co. werden nicht außer Acht gelassen und tragen sicherlich mit dazu bei, dass südamerikanische Land möglichst unbeschwert bereisen zu können. Bei den unglaublich niedrigen Benzinpreisen ist es fast schon bedauerlich, dass große Teile Venezuelas infrastrukturell kaum erschlossen sind und man besonders in der Amazonasregion kürze Distanzen mitunter besser mit Kleinflugzeugen zurücklegen sollte. Eine komplette Tankfüllung kostet in dem Petrostaat unglaublicherweise weniger als ein normaler Cocktail, und das liegt nicht an überzogenen Alkoholpreisen.


Lonely Planet Reiseführer „Venezuela“ – Deutsche Ausgabe

Autoren: Thomas Kohnstamm u.a.
424 Seiten
Format: 12,7 x 19,7 cm
Preis: € (D) 22,95 / € (A) 23,60 / sFr. 41,50
ISBN: 978-3-8297-1598-0

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