Ein Blog, das alle Informationen zur Pflege der eigenen Online-Identität vereint: Das ist der Anspruch, den ichimnetz.de an sich selber stellt und das hört sich im Zeitalter von Facebook, StudiVZ, etc. nach einer super Sache an. Mittlerweile ist es ja gängiger Brauch, sich sein Bild von Mitmenschen nicht nur von Angesicht zu Angesicht, sondern auch mithilfe von deren Facebook-Profil zu schaffen. Insofern müsste eine Seite zum Thema Identitätspflege im Netz recht nützlich sein. Zum einen um Datenklau und –missbrauch vorzubeugen und sich sich über Netiquettefragen zu informieren. Zum anderen um sicherzugehen, dass man sich im Netz vernünftig selber repräsentiert. Und genau beim sich selber repräsentieren fangen für ichimnetz.de die Probleme an.

Das Äußere

Das erste was beim Besuch der Seite auffällt, ist die ausgesprochene Unübersichtlichkeit, die beim Gesamteindruck anfängt und sich bis in unliebsame Details fortsetzt. Man merkt überall das Bemühen, der Seite ein gewisses „Design“ zu geben, wobei „Design“ in diesem Falle genauso gut ein Synonym für Benutzerunfreundlichkeit sein könnte. Unüblich für ein Blog, sind die Beiträge neun Kategorien zugeordnet, die alle über eine eigene Box mit Schlagzeile auf der Startseite verfügen. Ihre Anordnung wird nach Aktualität und einer weiteren geheimen Zutat variiert. Um den Verwirrungsgrad zu maximieren, wurden den Kategorien noch so schicke Titel gegeben, dass man sie sich nach dem 10. Besuch der Seite immer noch nicht merken kann.

Eine für ein Nachrichtenblog vollkommen überdimensionierte Tagcloud komplettiert den Eindruck der Verlorenheit in der unsortierten Informationsflut. Die kleineren Fehler fallen da gar nicht mehr so ins Auge. Ichimnetz.de ist zum Beispiel das drittgrößte Thema der tagcloud. Gut zu wissen, dass man, wenn schon nirgendwo sonst, dann doch zumindest auf der eigenen Seite in aller Munde ist. Warum ein Artikel über foursquare.com mit fourscare getagged wird, ist ebenfalls rätselhaft.

Der Inhalt

Die Kategorie „Adressbuch“ ist relativ einfach als Linksammlung zu identifizieren und „Aufgeschnappt“ ist Sammelbecken für Web2.0-Nachrichten. Der Bereich „Einstellungssache“ schafft hingegen den Drahtseilakt, mit Tipps für Facebook zu beginnen, um dann irgendwann zum Sammelbecken für Promimeinungen zu mutieren. Man fragt sich, ob hier über Facebookeinstellungen der Privatsphäre oder Promieinstellungen zu Facebook berichtet werden soll. Die vierte Kategorie, „Frisch auf dem Tisch“, ist anscheinend nur eingerichtet worden um den jeweils neuesten Artikel der Seite außer auf der Titelseite und links in der Leiste „Letzte Artikel“ noch ein drittes Mal zu präsentieren.

Zumindest der Bereich „Initiative und Engagement“ ist mit seiner Vorstellung von Projekten und Initiativen zum Thema Sicherheit im Netz einigermaßen interessant, aber nur mit 5 Posts ausgestattet. „Kurz vorgestellt“ ist das beste Beispiel für die Konzeptionslosigkeit der Blogbeiträge. Inhaltlich reicht die Spannbreite von social networking sites bis Programmschnittstellen. Die Zielsetzung ist hier, wie auch auf dem Rest der Seite, nicht erkennbar.

„Meinungsmache“ steht für unspannende Kolumnen über das Digitale Ich, „Recht Einfach“ ist die Rechtshilfeabteilung und „Was Sonst“ soll wohl Tummelplatz für alles sein, was man in den anderen 8 Kategorien nicht verloren bekommt. Auch in diesen letzten drei Kategorien lassen sich die Anzahl der Artikel an einer Hand abzählen. „Was Sonst“ enthält gnädigerweise sogar nur einen einzigen: Eigenwerbung für den Beitrag des blogs zum „Spiegel Schülerzeitungswettbewerb“ .

Das Fazit

Weder von der Handhabung noch vom Inhalt weiß ichimnetz.de zu überzeugen. Seit letztem Oktober sind zirka 60 Artikel online gestellt worden - eine Tatsache, die im krassen Gegensatz zum umfassenden Informationsanspruch des Blogs steht und auch nicht für das Engagement der neun Autoren spricht. In punkto Aktualität, Ausführlichkeit und Originalität bekommt man auf der Seite nichts geboten, was man nicht auch durch regelmäßiges Lesen einer großen Nachrichtenseite erfahren würde.

Alles in allem macht die Seite einen bestenfalls halbherzig geführten Eindruck. Ichimnetz.de ist vom Konzept her löblich, es scheitert aber an der mangelhaften Umsetzung.

ichimnetz

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