Dass Politiker ihr Fähnchen stets nach dem Wind drehen, dürfte die Menschheit mittlerweile mitbekommen haben. Ein gescheiterter Bombenleger am Bahnhof sorgt für flächendeckende Videoüberwachung, ein anderer, ebenfalls gescheiterter, macht den Regierungen dieser Welt die Nacktscanner über Nacht schmackhaft. Passiert ist ja eigentlich nichts, denn in den letzten Jahren gab es in Europa kaum einen nennenswerten Anschlag. Sieht man sich jedoch in den Nachrichten die Kriegsschauplätze des „Kampfes gegen den Terror“ an, wo verschiedene Nationen ihre Sicherheit in fernen Ländern verteidigen, mangelt es tatsächlich selten an Blut.

Wenn die Leser jetzt denken, diese Ausführungen seien ein alter Hut, haben sie völlig recht. Spätestens seit dem 09.11. haben wir uns daran gewöhnt, dass die angebliche Terrorgefahr von allen möglichen Seiten ausgeschlachtet und für eigene Zwecke missbraucht wird. Sei es eine besonders reißerische Überschrift einer Tageszeitung, oder die intensive Investition in neue Sicherheitstechnologien, wie die kürzlich eingeführten Personalausweise mit elektronischen Fingerabdrücken eines jeden Bürgers der BRD.

Was jedoch ein Novum darstellt, ist die überraschende Bereitschaft der Bürger sich allen möglichen Auflagen und Pflichten Seiten des Staats kommentarlos zu fügen, ja diese sogar zu begrüßen. Wie „Tagesschau.de“ kürzlich in ihrer Umfrage bekannt gab, seien 68 Prozent der Befragten dafür, die Kontrollen an den deutschen Flughäfen generell zu verstärken. In diesem Fall heißt es nichts anderes, als die Einführung von Nacktscannern, von denen die meisten noch vor einigen Monaten nie etwas gehört haben. Doch ein einziger Vorfall weltweit reicht aus, um diese Menschen davon zu überzeugen, dass sie ohne diese ihnen völlig unbekannte Technologie nicht mehr sicher fliegen könnten.

Die Befragten gehen sogar noch einen Schritt weiter und stimmen mit 62 Prozent für eine bessere Vernetzung der Datenbanken der zuständigen Behörden. Was genau in den Datenbanken drin steht, was damit gemacht wird und was eigentlich eine zuständige Behörde ist, scheint bei dem manischen Wunsch nach mehr Sicherheit nicht von Belang zu sein.

Es scheint allgemein die Einstellung vorzuherschen, dass die „Zuständigen“ schon alles richtig machen werden. Schließlich leben wir in einer Demokratie, in der die Würde des Menschen unantastbar ist. Abgesehen davon, dass das unfreiwillige sich durchleuchten lassen nicht besonders würdevoll klingt, dürfen wir nicht vergessen, dass wir unsere heutigen Rechte nur durch einen harten Kampf bekommen haben und dass wir sie sehr schnell wieder verlieren können. Wenn eine Regierung uns zu hart besteuert, werden überall Gegenstimmen laut. Für den Kampf um das eigene Portemonnaie ist der Wille vorhanden. Um unsere Rechte, Freiheiten und schlichtweg unsere Selbstachtung aufzugeben, reicht ein lahmes und durchsichtig falsches Versprechen nach Sicherheit schon aus.

Unbegreiflich scheint die Tatsache, dass es immer noch Menschen gibt, die die globale Erderwärmung leugnen, während ganze Inseln bereits überschwemmt werden, an der völlig ungreifbaren und unvergleichlich unbedeutenderen „Terrorgefahr“ aber scheinbar kein Zweifel besteht. Es wird allerseits akzeptiert, dass wir massenweise Geld, Zeit und Arbeit in die Prävention eines Terroranschlags stecken. Ein durch sein soziales Umfeld frustrierter Amokläufer an einer Universität scheint durch die Indizierung einiger Musiker und Computerspiele für die Politik ein viel einfacher zu lösendes Problem zu sein.

Bevor wir also nach Sicherheit rufen, sollten wir genau darüber nachdenken wovon wir eigentlich beschützt werden wollen und was der Preis dafür sein wird. Denn umsonst ist nichts. So viel ist jedenfalls sicher.

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