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Was für ein Medienecho: Facebook protokolliert für jeden sichtbar, was ein Facebook-Nutzer im Netz liest, hört, tut. Die Süddeutsche spricht von einer „Zuckerberg-Vision“, in der „Nutzer ihren Alltag [...]rund um die Uhr bei Facebook dokumentieren“. Der Spiegel ergänzt, nennt es ein Lebensarchiv und ergänzt: „Wer wo joggen geht, was er kocht, welche Musik er hört - all das soll ganz automatisch archiviert werden, für alle Ewigkeit auf den Servern Facebooks gespeichert werden.“ Facebook: Ein riesiger Netz-Überwachungsstaat, der alles protokolliert? Plötzlich eine noch größere Datenspeichermaschine? Nicht ganz. Der Like-Button dient dann nur noch dazu, wohlgefallen zu protokollieren, während alles andere beiläufig in die Chronik einfließt? Eher. Grundlegendes zur neuen Timeline Zuckerberg hat in einem Recht: Viele Informationen gehen unter. Wenn etwas nicht direkt gepostet wird, ist es auf der Profilseite nur eine Zeile wert. Die neue Chronik ermöglicht, neutral ausgedrückt, eine bessere Darstellung des erlebeten Lebens: Was wir getan, gespielt, gejoggt haben, mit wem wir uns wann „befreundet haben“, wird nun augeschlüsselt. „All your stories, all your apps, and a new way to express, who you are“ Die neue Oberfläche, um dies es geht, ist eine neue Wall: Nur schlüsselt sie die Geschichten, die bereits gepostet sind, auf. Auch bisher konnte man so weit wie möglich zurückgehen, mit Klick auf „ältere Beiträge“. Nur sind diese jetzt für andere einfacher zugänglich. Timeline an sich ist nicht das Problem. Es ist bisher nur eine neue Darstellungsform. Wer etwas nicht aktiv „posten“ oder „sharen“ will, was von Zuckerberg als „Lightweigt activites“ bezeichnet wird (read a book, played farmville): Diese Informationen gehen in den „Ticker“. Facebook trennt also zwischen aktiven Posts und alltäglichen Dingen. Niemandem muss sich mit nervigen Meldungen rumschlagen wie „xyz hat soeben einen Schraubenschlüssel für ihr Fußballstadion“. Sharing, Datensammeln und die Babyfotos All das ist aber auch ein Vorteil. Erstmals bekommt der Nutzer wirklich mit, was alles Facebook über einen sammelt. Es geht nicht mehr unter in kleinen Sätzen, sondern ist für jeden einsehbar. Und macht vielleicht den einen oder anderen nachdenklich: Woher hat Facebook all die Daten? Woher weiß Facebook, was ich 1999 getan habe und wie ich aussah? Einmal durch den Nutzer selbst – und durch den Surfer, der sich nicht ausloggt. Der einfache Weg ist die Zustimmung des Nutzers: Wer Farmville spielt, gibt Zynga und seiner App die Erlaubnis, auf Facebook zuzugreifen. Facebook weiß damit offensichtlich, dass wir einen virtuellen Bauernhof betreiben. Facebook weiß, dass wir 24 Kilometer gejoggt sind, weil wir die Nike-App ins Profil einbanden. Wer etwas kocht, nutzt eine Koch-App. Denn alleine vom Anfassen einer Pfanne wird Facebook nicht über das Gericht informiert. Facebook sammelt alle Informationen und postet sie auf Chronik und zudem Ticker. Facebook wird damit ein auch geschlosseneres soziales Netz. Wer die Vorteile von von Freunden geteilter Musik oder von News nutzen möchte, muss auch teilnehmen. Facebook wird zur zentrale des eigenen Internets. Aber auch folgendes gilt. Wer sich nicht ausloggt oder regelmäßig Cookies löscht, gibt dabei noch mehr preis. Werden beim Lesen von Sueddeutsche.de Daten gesammelt? Dann werden diese jetzt vielleicht auch auf dem Ticker gepostet. Offeneres Datensammeln Damit wird auch klar: Nur wer Dinge frei gibt, den Zugriff von Apps erlaubt, seine Babyfotos postet und zeitlich einordnet, wird zum „gläsernen Nutzer“ - wie bereits zuvor. Nur besser einsehbar für andere. Timeline und Ticker brechen die Datenflut auf und teilen sie besser. Das Problem, dass wir Daten freigeben, bleibt bestehen. Jetzt aber wird es auch für uns selbst offensichtlicher. Das ist ein Gewinn für ein Umdenken unserer Privatsphäre. Jeder ist selbst gefragt, ober er joggen, oder die gejoggte Strecke auch posten möchte.
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