campus-web Bewertung: 5/5
   
In den Kartenspielen der „Munchkin” Reihe von Steve Jackson gilt es finstere Kerker zu erforschen, fiese Monster zu verkloppen und als erster Spieler die zehnte Stufe zu erreichen. Mit „Munchkin Quest“ ist das Spielprinzip nun in der dritten Brettspiel-Dimension angekommen. Der erste Eindruck ist durchweg positiv. Spieleerfinder Steve Jackson und Zeichner John Kovalic haben sich ganz schon ins Zeug geschmissen.

Die große, schwere „Munchkin Quest“ - Schachtel ist bis zum Rand mit liebevoll gestaltetem Spielmaterial gefüllt. Die Nähe zum Kartenspiel ist offensichtlich und die grundlegenden Spielmechanismen sind nicht wirklich neu. Was das „Munchkin“-Brettspiel erst so richtig interessant macht, ist das Konzept des flexiblen Spielfelds.

Zwar betreten die Spieler den berühmten finsteren Kerker gemeinsam durch einen Eingangsbereich, danach ist der weitere Verlauf dem Zufall überlassen. Möchte ein Spieler mit seiner „Munchkin“ Spielfigur einen bisher unbekannten Teil des Kerkers erforschen, so wird der neue Raum aus einer Vielzahl von einzelne Elementen gezogen und einfach an das bestehende Spielfeld angebaut.

Im Labyrinth des „Munchkin“ Spielfelds ist Mut die entscheidende Tugend, da die Räume stets von einem Monster bewohnt werden, welches sich über ungebetene Besuch recht wenig freut und den Helden zum Kampf fordert. Dazu wird eine Monsterkarte vom Stapel gezogen, wie beispielsweise der „Plutoniumdrachen“ oder der „Kreischenden Depp“ und ein entsprechender Kartonaufsteller mit einer witzigen Zeichnung des Monsters in den Raum gestellt.

Der Sieger wird durch ein Würfelduell ermittelt, indem der Spieler seine Würfelwurf mit seiner Stufe und den Boni, die er durch seine Ausrüstung erhält, mit der Stufe des Monsters vergleicht. Ist die Punktzahl des Spielers höher, so wurde das Monster bezwungen, der Spieler steigt eine Stufe auf und darf den Raum erforschen, der hilfreiche Schätze, wie Waffen, Rüstungsgegenstände oder Zaubertränke beinhalten kann.

Doch Vorsicht ist geboten:
Besonders fiese Mitspieler können dem heroisch ambitionierten Abenteurer schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Mit einem ganzen Arsenal von Flüchen und Zaubersprüchen. So kann die prächtige Ritterrüstung kurzerhand zu Pudding, oder der eigentlich harmlose Goldfisch im Glas in einen unbezwingbaren Gegner verwandelt werden. Wenn ein Spieler den Kampf gegen ein Monster verliert, dann hat dies natürlich Konsequenzen. Im Falle des gefährlichen Goldfisches büßt der „Munchkin“-Spieler einen seiner Lebenspunkt ein und verliert seine Schuhe und sein Gold. Solch gemeine Sabotage ist weit mehr als nur purer boßhaftiger Selbstzweck.

Um das Spiel zu gewinnen, muss man als erster Spieler die zehnte Stufe erreichen und den Endgegner bezwingen, da kann man eine zu mächtige Konkurrenz meistens weniger gut brauchen. Jedoch ist auch Gemeinschaftssinn gefragt, da nicht immer gegen jeden Gegner ein Kraut gewachsen ist. So können sich Spieler in besonders harten Kämpfen gegenseitig zur Hilfe kommen, sofern man sich über eine entsprechende Gegenleistung einig werden kann.

Neben Würfelglück und etwas Verhandlungsgeschick brauchen „Munchkin“-Spieler vor allem viel Sitzfleisch. Eine Partie dauert, abhängig von der Anzahl der Spieler, gut zwei Stunden, wenn nicht sogar einen ganzen Abend. Langeweile kommt dank cleverer Spielmechanik und einer großen Menge an taktischen Optionen nicht vor, zumal man, dank der Interaktionsmöglichkeiten mit den Mitspielern, auch außerhalb der eigenen Spielzüge in das Geschehen eingebunden ist. Die Regeln sind zwar recht umfangreich und komplex, lassen sich ob des gut geschriebenen Regelwerks aber auch leicht erlernen. Zwar speist sich der recht abstrakte Humor teilweise aus dem populären Rollenspielsystems „Dungeons and Dragons“, jedoch erliegen auch Nicht-Rollenspieler schnell dem liebenswerten Charme der knuffigen „Munchkin“-Welt.

Fazit: Spannendes Brettspiel mit einer grossen Portion absurdem Humor – und vorbildlichem Preis-Leistungs-Verhältniss . nicht nur für Rollenspielnerds empfehlenswert

Verlag : Pegasus
Autor : Steve Jackson
Spieleranzahl : 2-4 Spieler
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : 90-180+ min
Preis: ca. 35 €



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