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BioWares Reputation für exzellente Rollenspiele kommt nicht von ungefähr. Der langen Reihe ihrer Spiele fügen sie nun mit Dragon Age: Origins ein weiteres ausgezeichnetes Fantasy-Rollenspiel hinzu. Also erneut Schwerter wetzen, magische Formeln studieren und auf geht’s, die Welt retten! Doch halt! Ein Fantasy-Rollenspiel? Nicht ganz: Dragon Age ist laut Herstellerangabe „Dark Fantasy“. Also mehr Blut, mehr Sex, mehr Gefluche. Da man bei den beiden letzteren etwas zahnlos geblieben ist, hat man zumindest den Ausstoß roter Farbe hoch genug geschraubt, um an das offenbar begehrte rote Schildchen von der USK zu kommen. Merkwürdiges Marketing, das letzten Endes auch nicht nötig gewesen wäre. Dragon Age spielt in Ferelden, einem Land, das von einer übermächtigen Bedrohung heimgesucht wird. Mit kalendarischer Regelmäßigkeit erhebt sich hier die „Dunkle Brut“ aus ihren Löchern und macht Stunk. Dieses mal segnet auch gleich der König das Zeitliche und das Land widmet sich einer alten Leidenschaft: Bürgerkrieg! Zum Glück gibt es Leute, die sich damit auskennen: Die grauen Wächter. Ein Orden von Elite-Kämpfern, die sich als Schädlingsbekämpfer in puncto Dunkle Brut verdingen. Ganz gleich ob ihr wollt oder nicht, werdet ihr schon kurz nach Spielbeginn als naseweiser Jüngling in ihre Reihen aufgenommen. Dabei durchspielt ihr eine von sechs Vorgeschichten, die sich danach richten, was für eine Figur zu Beginn erstellt wurde. Zunächst dürft ihr also eure eigene virtuelle Repräsentation festlegen und habt die Wahl zwischen den klassischen drei Tolkien-Völkern (Menschen, Elfen, Zwerge) und drei Charakterklassen (Krieger, Schurke, Magier). Hinzu kommen im Laufe des Spieles bis zu neun weitere Figuren, die eure Kampfgruppe auf vier Streiter gleichzeitig aufstocken. Hier ist ein wenig Abstimmung oder auch Experimentierfreude gefragt. Bei Dragon Age bestimmt ihr nämlich nicht nur eure eigene Laufbahn, sondern auch die eurer Mitstreiter. Im Kampf übernehmt ihr immer die Kontrolle über ein Mitglied der Truppe, den Rest erledigt der Computer. Fliegender Wechsel ist dabei jederzeit möglich und per L-Taste pausiert ihr den Kampf, um manuell Befehle einzugeben. Das funktioniert recht gut, macht die Kämpfe sehr actionreich und lässt Spielraum für taktische Mätzchen nach Belieben des Spielers. Durch die Zusammenstellung eurer Truppe, die Ausstattung mit Fertigkeiten und den Befehlsmöglichkeiten während der Schlacht bleibt das System sehr variantenreich. Rollenspiel-Neulinge könnten hier Startschwierigkeiten haben, dafür sind jedoch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und automatische Level-up-Funktionen eingebaut worden. Das Talent- und Skill-System ist dabei sehr gut ausbalanciert. Es bietet mit vielen Fähigkeiten und Spezialisierungen reichlich Möglichkeiten für Leute, die gerne an perfekt abgestimmten Heldentruppen basteln. Die Kämpfe fordern aber auch ein gewisses Maß an aktiver Strategie. Allzu schnell ist man in einen Hinterhalt gestolpert, der Magier gestorben, die Gruppe auseinander gezogen oder ähnliches. Wer häufig speichert, ist klar im Vorteil und kann nach einem gescheiterten Vorstoß mit der richtigen Taktik den Spieß schnell wieder umdrehen. Das Salz in der Suppe bei BioWares Rollenspielen ist aber doch meist die Geschichte und die Charaktere. Dragon Age bietet von beidem eine Menge. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf euren Kampfgefährten. Im eigenen Lager könnt ihr euch ihre Geschichten erzählen lassen, euch anfreunden, verkrachen oder in manchen Fällen sogar verlieben. Fast jeder der Gefährten hat ein paar Leichen im Keller, die oft gekonnt mit der Hauptgeschichte verwoben werden. Vorbildlich! Auch in den Missionen hat man sich einiges einfallen lassen. Viele Quests stellen euch vor einen Konflikt oder ein Dilemma, in dem ihr früher oder später Stellung beziehen müsst. Dabei bekommt ihr oft genug die Konsequenzen selbst zu spüren und erntet für eure Entscheidungen Wohlwollen oder Missfallen eurer Mitstreiter. Das funktioniert glücklicherweise nicht bloß nach schwarz-weiß- Kategorien und macht euch die Wahl einer Seite wirklich unbequem. Die Rollenspielaspekte funktionieren bei Dragon Age also tadellos: Es lohnt sich sogar, das Spiel öfter durchzuspielen. Man kann neue Fertigkeiten und Teamzusammenstellungen testen oder einfach die Geschichte ein wenig anders durchleben. Auf technischer Seite schwächelt das Werk allerdings ein wenig. Gerade mit der Gestaltung der Außenareale hat man sich begrenzt Mühe gegeben. Die sich oft wiederholenden Gegenden sind nicht gerade ein Augenschmaus. Zum Glück wirken die Charaktere dagegen sehr lebendig und lassen über die eine oder andere matschige Textur hinwegsehen. Für jeden, der etwas mit Rollenspielen anfangen kann, sei hier also der Kauf rundheraus empfohlen. Für alle anderen stellt sich die Frage, wieviel Zeit sie investieren wollen. Trotz Einsteigerhilfen ist Dragon Age kein Spiel, dass man mal eben eine kurze Runde zockt. Wer sich darauf einlässt, taucht in das lebendige Ferelden ein und wird so bald nicht wieder ins normale Leben zurücksehnen.
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