campus-web Bewertung: 2/5
   
Du und eine handvoll Freunde. Zutiefst verzweifelt und ebenso tief in den Matsch des kubanischen Regenwaldes eingesunken. Im dichten Dschungel kämpft ihr ums Überleben, für eure Überzeugung und für eure Freiheit. Das Essen ist schlecht, alle schreien dich an, und der ruhmreiche Anführer ist durchgeknallt.

Die Beschreibung des Kartenspiels „Chez Guevara“ aus dem Hause Pegasus Spiele schafft es eine durchaus abenteuerlustige, revolutionär-romantische Stimmung zu erzeugen. Doch wie spielt man den Nachfolger des mit dem Spiele-Award „GAMA“ ausgezeichneten „Chez Geek“ bei all diesen Verrücktheiten?

Zu Beginn wird jeder Spielgenosse mit fünf Aktionskarten ausgestattet und zieht einen von drei paramilitärischen Rängen. Hiernach kann man sich Gefreiter, Korporal oder Seargeant nennen und sich einen Überblick über seine gezogenen Karten verschaffen. Wenn man besonderes Glück hat zieht man also den Seargeant, der über das meiste Geld und eine unerhört ausgedehnte Freizeit hat. Hat man zusätztlich ein glückliches Händchen beim Ziehen der Aktionskarten, kann man sich Gegenstände in seinem Zelt horten oder Aktionen durchführen, die besonders unsolidarisch sind. Hierzu gehört besonders das „Bunkern“ von Alkohol, Nahrungsmitteln, Rauchwerk und nützlichen Waffen. Ziel des Spiels ist es nämlich nicht einen Solidaritäts-Orden zu bekommen. Vielmehr geht es darum sich möglichst viele Freiheiten herauszunehmen, um letzten Endes, nach dem Erreichen von 18-Müßiggang-Punkten, aus dem Lager zu türmen und sich ein neues Leben in der Zivilisation aufzubauen.

Die Zielsetzung ist geschickt gewählt, macht sie das Spiel doch nicht nur für selbstironische Hobby-Revoluzzer interessant, sondern auch für Kritiker des Guerrilla-Mythos. Leider ist die Umsetzung des Spiels aber sehr gewöhnungsbedürftig. Eine Vielzahl von Regeln und Ausnahmen erschweren den Einstieg in das Spiel. Das Regelstudium in dem etwas hölzern geschriebenen Regelwerk gestaltet sich sehr mühsam und lässt bereits in der Vorphase des Spiels die Hoffnung an einen spassigen Spieleabend vergehen. Innerhalb des Spiels ist man von zu vielen Zufällen abhängig, als dass man wirklich meinen könnte an dem Spiel teilzunehmen. Vielmehr entscheidet in den meisten Situationen das Karten- und Würfelglück über den Erfolg im Spiel.

Fazit: Eine gute Spielidee macht noch keinen gelungenen Sommerabend.


Verlag: Pegasus
Autor: Steve Jackson
Alter: ab 12 Jahren
Anzahl der Spieler: 2 bis 5 Spieler
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten

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