Campus-Web Bewertung: 3/5
   
John Sinclair ist vielen Menschen ein Begriff, denn immerhin rennt er schon seit 1978 mit seiner Beretta durch die Gegend und knallt alles ab, was höllischen Ursprungs sein könnte. Wer das Vergnügen hatte, einmal eines dieser kleinen Heftchen in den Händen zu halten, weiß, dass Dark nicht unbedingt für seine schreiberische Finesse bekannt ist. Allerdings, so beweisen ein paar der J. S. Hörspiele, wird mangelnde Ausdrucksfähigkeit durch Synchronsprecher erster Güte teilweise aufgewogen; ein Grund um sich auch die neuste Konvertierung von Schriftstück zu Hörspiel einmal anzuschauen: Don Harris Psycho-Cop.

Die Idee ist so profan wie Darks Stil. Ein Jugendlicher entdeckt, dass er mentale Kräfte hat, mit denen er Vision aus der Zukunft, oder gar Vergangenheit empfängt; ganz im Sinne einer Cordelia Chase aus Joss Whedons Angel. Ein paar Jahre später hat der liebe Mr. Harris es dann dank dieser Eigenarten geschafft, Spezial-Agent zu werden. Nicht gerade große Literatur, aber immerhin etwas, auf dem man aufbauen kann. Denn wie heißt es? Nicht die Story macht einen Dark aus, sondern die Handlung.

Diese allerdings ist im Gegensatz zu den Romanen natürlich arg verkürzt, um auf eine einzelne CD passen zu können. Falls es also charakterliche Tiefe geben sollte, so hat man diese dem Käufer einfach vorenthalten. Archetypen hoppeln durchs geistige Blickfeld und nur die Assoziation mit den Stimmen großer Leinwandschauspieler, lässt eine gewisse Identifikation zu. Doch muss man sagen, das Aufgebot an bekannten Stimmen ist tatsächlich beeindruckend. Die deutschen Stimmen von Leonardo DiCaprio, Pierce Brosnan, Nicolas Cage, und Angelina Jolie plappern hier munter flache Dialoge und sogar Nebenrollen lassen einen manches Mal aufhorchen. So hat niemand geringeres als Justus Jonas von den drei Fragezeichen die Ehre, den jungen Don unter Verlust der Mutter auf die Welt zu bringen. Das ist ihm sogar zwei, oder drei Sätze wert, nach denen er sofort wieder in der Versenkung verschwindet. Kann das akustische Feuerwerk allerdings eine packende Geschichte erzählen, oder ist das Hörspiel so misslungen, wie der Versuch, Jason Dark einen Schreibkurs aufzuzwingen?

Zu den schon genannten Mängeln gesellt sich eigentlich nur noch hinzu, dass ein pingeliger, oder vielleicht auch aufmerksamer Hörer hier und da kleiner Logikfehler zu finden vermag, was eigentlich schon ausrechen sollte, um die CD genüsslich in den Müll zu werfen. Es lässt sich jedoch nicht nur schlechtes sagen.

Was tut der Mensch, wenn er betrunken nach Hause kommt, wissend, dass er nicht ins Bett gehen sollte, weil Karussell zu fahren der Bettwäsche nicht gut tun würde? Er lenkt sich ab, bis ihm die Augen zu fallen. Don Harris bietet genau diese Möglichkeit, denn er eignet sich hervorragend zum einlullen eines ohnehin schon überbeanspruchten Kopfes. Andererseits könnte man aber auch eine Benjamin Blümchen Kassette aus den Koffern der Kindheit kramen, dann hätte man zusätzlich zum geistlosen einlullen auch noch den herrlichen Nebengeschmack der Nostalgie.

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