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Hoch motiviert meiner ehrenvollen Aufgabe als Spieletesterin nachzukommen, klemmte ich mir den Karton beschriftet mit den Worten „Wer wird Millonär“ unter den Arm und machte mich auf den Weg in den örtlichen Jugendkeller, fest überzeugt von der Annahme dort ausreichend Beteiligung für eine Quizrunde zu finden. Meine praktischen Überlegungen waren durchaus richtig, doch hatte ich etwas anderes nicht in Betracht gezogen: Das Spiel beschränkt sich auf eine Teilnehmeranzahl von maximal 5 Kandidaten, um es im „Wer wird Millionär“ – Jargon auszudrücken. Und so sah ich mich zwar im ersten Moment einer regen Begeisterung gegenüber, hatte dann jedoch die Qual der Wahl, was schließlich in nichts als großer Enttäuschung mündete. Das Spie wurde also vertagt. Um nicht ein zweites Mal auf den Gefühlen enttäuschter Spielerherzen herumzutrampeln, fand der zweite Anlauf bei minimiertem Aufgebot statt: Zwei Freunde, ein Küchentisch und der übertriebene männliche Siegerwille. „Die Anleitung ist doch ganz einfach“, so lauteten dessen Worte. Doch hast du nicht gesehen, schnell zeigten sich die ersten Interpretationsschwierigkeiten. Was genau war nun jeweils mit dem Begriff „Runde“ gemeint, der für die verschiedensten Szenarios verwendet wurde? Wann wechselte der Spielleiter und was geschah nach einer Runde mit dem Geld der Kandidaten? Fragen über Fragen. Doch da wir alle drei erprobte „Wer wird Millionär“ – Gucker sind, ließen wir es auf einen Versuch ankommen und begannen mit der Show. Im Grunde sollte man nur zwei Dinge nie vergessen: Erstens, ich möchte so viele Fragen wie möglich richtig beantworten und auf jeden Fall die Million gewinnen und zweitens, ich lasse mich auch nicht von den hinterhältigen Sticheleien eines eingenommenen Quizmasters aus der Ruhe bringen, der selbst nur auf die Kohle aus ist. Wenn diese beiden Verhaltensregeln klar sind, kann in Windeseile das Spiel aufgebaut werden. „Windeseile“ ist dabei nicht metaphorisch gemeint. Denn tatsächlich, sobald die Frage-karten einmal ausgepackt und in die entsprechenden Fächer verstaut wurden, ist der Aufbau geradezu primitiv, um nicht zu sagen einfallslos. In jeder Runde gibt es einen Quizmaster und bis zu vier Kandidaten, die in parallel die Fragen beantworten und dabei Geld sammeln. Eine Runde ist dann beendet, wenn die Million gewonnen wurde, oder alle Kandidaten an den Fragen gescheitert sind. Dann beginnt eine neue Runde, was gleichzeitig einen Quizmasterwechsel mit sich zieht. Wie in der Fernsehquizshow gibt es Sicherungs-stufen, auf die man bei falscher Beantwortung zurückfällt. Davon hängt ab, wie viel Geld man aus der letzten Runde mit in die nächste mitnehmen darf. Soviel zu den Regeln. Aber was wäre „Wer wird Millionär“ schon ohne die drei berühmt, berüchtigten Joker? Telefonjoker, 50:50 –Joker und der Publikumsjoker existieren natürlich auch im Spiel, wobei ihre Funktionalität mit unter nicht ganz schlüssig ist. Beginnen wir mit dem zuerst genannten und fügen gleich einen gut gemeinten Ratschlag bei: Spielt dieses Spiel wenn möglich nicht mitten in der Nacht, denn die Auswahl an Freunden, Verwandten, Professoren oder Kommilitonen, die ihr anrufen könnt verringert sich drastisch. Es sei denn ihr wollt es euch mit Erbtante Gertrude vermiesen, die nach ihrer Leibesfülle zu urteilen zwar sicher wüsste woraus die Käsetorte Pecorino besteht, aber um halb zwölf Uhr nachts sicher auch schon tief und fest schläft. Kann man also niemanden anrufen, bleiben als Telefonjoker zwangsweise nur noch die eigenen Gegner und ob die euch reinen Wein einschenken sei einmal dahin gestellt. Der Telefonjoker trägt einen entscheidenden Teil zur Dynamik und Spontaneität des Spiels bei, das ohne unterhaltende Telefongespräche schnell statisch und zur bloßen Wissensabfrage wird. Auch der Publikumsjoker bereitete uns so einiges Kopfzerbrechen. Genau genommen ist er eigentlich witzlos bei weniger als 4 oder 5 Spielern, da das Prinzip darauf beruht, dass alle Spieler ihre Meinung in Form einer der vier Buchstaben dem Fragenden präsentieren und die richtige Antwort vom Quizmaster unter diese gemischt wird. Habe ich jetzt nur einen Mitspieler, ist die Anwendung des Publikumsjokers unsicherer als der Gebrauch des 50:50 Jokers. Neben all den genannten Schwierigkeiten punktet das Spiel allerdings kräftig durch die Vielzahl von Fragen, ganz unterschiedlichen Niveaus. Bei 2000 Spielkarten, dauert es eine Weile, bis diese alle bekannt sind. Und nun zu guter letzt nur noch eine einzige Frage, die eine Millionfrage wenn ihr so wollt. Was ist anders bei dem neuen, von mir beschriebenen „Wer wird Millionär“ im Vergleich zu der Quizshow mit Günter Jauch? Keine Idee? Nun gut, also hier die vier Antwortmöglichkeiten: 1 .in der Sendung gibt es nur noch drei Antwortmöglichkeiten, um es den Kandidaten schwieriger zu gestalten 2.in der Sendung kann man maximal noch 500 000 Euro gewinnen, weil der Sender RTL pleite ist 3. in der Sendung muss der Kandidat sich innerhalb einer Minute für die richtige Antwort entscheiden 4. in der Sendung gibt es einen vierten Joker, der den Wegfall einer Sicherungsstufe mit sich zieht. Nun, was glaubt ihr? Aber da es zu leicht wäre, wenn die Lösung immer im Anschluss stehen würde, verrate ich sie heute einmal nicht. Wer sich nicht sicher ist, des Rätsels Lösung aber unbedingt wissen möchte, dem empfehle ich freitagabends doch einmal eine Minute zu RTL umzuschalten und es wird ihm wie Schuppen von den Augen fallen. Eins ist jedoch sicher: Egal welche der vier Antworten auch richtig sein mag, die „Dritte Edition“ ist schon jetzt nicht mehr aktuell.
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