Campus Web Bewertung: 2,5/5
   
Was tun die heldenhaften Dungeon-Schlächter, wenn alle Schätze gefunden sind und jede liebreizende Prinzessin gerettet ist; jeder Ork seinen Kopf in heroischem Kampfe verloren hat und nicht eine lukrative Schatztruhe mehr zu sehen ist? Sie geben sich dem Alkoholgenuss hin und verfeinern dieses Erlebnis mit einer Prise Glücksspiel.

Das Kartenspiel Zum Roten Drachen bietet einen etwas anderen Einblick in das turbulente Leben eines Fantasy-Helden. Ein alter Zauberer, eine attraktive Kämpferin, ein schurkischer Halbling und eine elfische Priesterin sitzen zusammen im Roten Drachen und lassen sich das breite Angebot an Alkoholika schmecken. Wer kein Geld mehr oder sich besinnungslos gesoffen hat, scheidet aus, denn nur die stärkste Leber oder der prallste Geldbeutel hat die Aussicht darauf, die Kneipe als Sieger zu verlassen.

Das Spiel ist zügig aufgebaut, denn das Material beschränkt sich, je nach Anzahl der Spieler, auf jeweils einen Kartenstapel, ein Getränkedepot, einem Haufen Goldmünzen und jeweils ein Alkohol-pegelverzeichnis. Die übersichtliche Anleitung bietet einen rasanten Einstieg und ist mit nützlichen Abbildungen versehen. Fehlt noch ein Kasten Bier und ein Flaschenöffner, schon kann die Party steigen.

Jeder der vier Charaktere verfügt über Artgerechte Fähigkeiten, die ihm ermöglichen, mehr zu trinken, den Heldenkollegen Zusätze ins Bier zu kippen, oder bei möglichen Glücksspielrunden zu schummeln. Diese Aktionen werden durch Charakterkarten symbolisiert, die man den Regeln ent-sprechend ausspielen darf. Hat man sich einmal Übersicht über das Können der Helden ge-schaffen, so erhält das Spiel auch einen winzigen Hauch von Strategie. Das Glück bleibt allerdings dominierender Mitspieler.

Jede einzelne Karte ist mit liebevoll gezeichneten Situationsdarstellungen verziert, wie man es von bekannten Trading-Card-Games wie Magic, oder Yu-Gi-Oh! kennt, doch findet man schnell heraus, dass der Rote Drache leider keine vergleichbare Vielfalt an Möglichkeiten bietet. So haben die Charaktere bis auf wenige Ausnahmen ähnliche Fähigkeiten, auch wenn sie jeweils unter-schiedlich benannt und bebildert sind.

Die Idee des Spieles bietet Potential, das zwar in ausrechendem Maße ausgeschöpft wurde, doch durch die auf vier begrenzte Anzahl an Mitspielern wird der Spielspaß an die Kette gelegt und kommt nicht über die Grenzen eines leicht amüsierten Lächelns hinaus. Allerdings können die Spieler selbst ein wenig mehr Pepp in die Sache bringen, indem die Getränkekarten, durch gefüllte Gläser und das Papp-Gold durch 10-Cent-Münzen ausgetaucht werden.

Denn wenn es darum geht, vermeiden zu wollen, wirklich zu viel zu trinken, könnten die Wirk-samkeiten der jeweiligen Karten tatsächlich dazu angetan sein, die Spieler ins Schwitzen zu bringen - oder zum Kotzen.

Sollte Pegasus-Spiele in Erwägung ziehen ein paar Addons zu veröffentlichen, könnte der Wieder-spielwert drastisch in die Höhe schießen, doch wenn der kleine Pappkarton einsam und verlassen zwischen Größen wie Die Siedler von Catan und Monopoly liegen bleibt, wird die Erinnerung daran wahrscheinlich sehr schnell verblassen.

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