Die Statistiken: Heiter bis Wolkig
Die Bilanz der Messe passte sich nicht der Wetterlage an, sondern war durchwachsen. Insgesamt besuchten 275.000 Spielbegeisterte die Messe, davon waren 24.500 Fachbesucher. Während die Gesamtzahl im Vergleich zu letztem Jahr konstant blieb, erhöhte sich die Zahl der geschäftlichen Besucher. Demnach konnte die Messe weniger private Besucher anlocken als noch 2011.
Die Zahl der Journalisten ging ebenfalls zurück, was aber nicht auf mangelndes Interesse seitens der Medien zurückgeführt werden kann. Vielmehr ist dafür die neue Relevanzregelung der Messe verantwortlich. Zu guter Letzt konnten die Verantwortlichen bei den Ausstellern jedoch ein großes Plus verbuchen (+8%). Insgesamt erfüllte die gamescom 2012 nicht die Erwartungen der Verantwortlichen. Das Ziel 300.000 Besucher in die Messe zu locken wurde verfehlt.
Das Line-Up: Durchwachsen
Bedenkt man jedoch das Line-Up der gamescom, sind 275.000 Besucher ein Erfolg. Denn noch nie war die Spielemesse vorab so uninteressant wie in diesem Jahr. Ein Grund dafür waren die fehlenden Spiele-Kracher: Besuchermagneten wie „Battlefield 3“ oder „Diablo 3“ fehlten auf der Messe. Fehlende Enthüllungen waren ebenfalls für den schwachen Start der Messe verantwortlich. Natürlich gab es Neuvorstellungen (z.B. „Remember Me“), Ankündigungen (z.B. „Naval Trailer“ von „Assassins Creed 3“) und kleine Geheimnisse zu entdecken (z.B. der unangekündigte, nicht ausgeschilderte Diablo 3-Konkurrent von Publisher Deep Silver). Neuigkeiten im Rang einer Weltneuheit gab es jedoch nicht.
Drittens enttäuschte das Fernbleiben einiger namenhafter Hersteller die Fans. Über die Hintergründe kann spekuliert werden, offizielle Statements sprechen von einer Konzentration auf kleineren Events als die Messe. Dieser fehlte es deshalb – erneut – an potenziellen Hits wie Microsofts „Halo 4“ oder „WiiU“-Launchtitel von Nintendo.
Die Organisation: Auflockernd
Obwohl der Beginn der gamescom 2012 nicht nach Maß verlief, konnte die Messe einiges wieder gut machen. Besonders die Organisation hat sich verbessert – die Verantwortlichen haben viele Kritikpunkte vom letzten Jahr ausgebessert. So sorgte z. B. die neue Messehalle 10 für ausreichend Entlastung und eine Verteilung der Massen. Das verbesserte Einlasssystem funktionierte sehr gut. Selbst am vollen Samstag gab es keine Probleme. Außerdem achtete man nun darauf, Engpässe in den Hallen zu vermeiden und Warteschlangen nicht in die Laufwege zu legen.
Nicht nur die Koelnmesse hat gelernt, auch die meisten Publisher verbesserten ihre Stände auf der gamescom. So erhöhten viele die Anzahl der Konsolen, auf denen ihre Spiele getestet werden konnten. Dadurch verringerte sich die Wartezeit im Durchschnitt. Außerdem wurde ein neues Warteschlangen-Konzept flächendeckend eingesetzt, welches sich im vorherigen Jahr als nützlich erwiesen hat.
In diesen Warteschlangen wurden die Besuchergruppen nicht mehr einzeln nacheinander abgefertigt, sondern schon wesentlich früher medial ins Geschehen mit eingebunden. Während eine Gruppe das Spiel angetestet hat, wurde eine zweite Gruppe anhand eines Video-Briefings auf die nächsten 15 Minuten vorbereitet. Eine dritte Besucherschar konnte derweil der ersten Gruppe beim Zocken zuschauen. Das Konzept ermöglichte es, mehr Besucher zu beschäftigen und die Wartezeit erträglicher zu gestalten.
Oft waren die Konsolen jedoch kaputt. Hauptproblem war die unzureichende Kühlung in den engen und heißen Spielbereichen. Besonders EA hatte die ersten Tage mit diesem Problem zu kämpfen. Von zwölf Konsolen auf denen „NFS: Most Wanted“ präsentiert werden sollte, waren zeitweise sieben überhitzt – sehr zum Unmut der wartenden Besucher.
Was war die größte Überraschung auf der gamescom 2012? Wo konnte man ohne Wartezeiten die neusten Spiele antesten? Und wie sieht die Zukunft der Messe aus? Das alles gibt es in Teil 2.