campus-web Bewertung: 2,5 / 5
   
Ein neues Need for Speed hätte es werden sollen. Mit waghalsig inszenierter Story und dazu neuen Gameplaymechaniken, die das Spiel zu einer nervenaufreibenden Fahrt gegen die Uhr werden lassen soll. Warum „Need for Speed – The Run“ aber schon im zweiten Gang stark ins Stottern gerät, klärt unser Test.

“The Run“ - Quer durch die USA

Als Jackson „Jack“ Rourke aufwacht, sind seine Hände an das Lenkrad eines Porsche Carrera 4S gefesselt. Was für manchen Autoliebhaber ein Traum wäre, ist für Jack eine lebensgefährliche Situation. Der Grund: Das Auto steht in einer Schrottpresse, die kurz davor ist, ihn plus Fahrzeug zu zerquetschen.

Schulden haben Jack in diese Situation gebracht. Schulden bei einer kriminellen Organisation, die er nicht zurückzahlen kann. Nach seiner Flucht aus dem Porsche greift er deswegen zur letzten Rettung, die sich ihm bietet: Ein Rennen quer durch die USA - „The Run“ genannt. Preisgeld: 25 Millionen Dollar.

Inszenierung Top, Abwechslung schwach

Die meisten werden es schon gemerkt haben: Für ein Need for Speed legt „The Run“ viel Wert auf seine Story und Inszenierung. Während letztere auch durchaus gelungen ist, kann die holzschnittartig erzählte Story kaum überzeugen, geschweige denn Spieler mehr ins Geschehen einbinden. Erzählen war noch nie die Stärke von Need for Speed.

Die Geschichte um Jack und das Rennen ist nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern wirkt sich auf das komplette Spiel aus. So hat Entwickler EA Black Box jeden Spielmodus aus „Hot Pursuite“ gestrichen, außer „Sprint“. Diese „Fahre von A nach B“-Variante unterteilt sich noch einmal in drei Disziplinen: Bei Sprint-Rennen muss der Spieler vor anderen Fahrern ins Ziel kommen. Im Kampfmodus duelliert man sich auf der Strecke entlang mit anderen (besseren) KI-Gegnern, die einzeln überholt und auf Distanz gehalten werden müssen. Zeitfahren erklärt sich von selbst.

Außerdem gibt es den neuen „Überleben“-Modus. Hier trumpft „The Run“ auf: Ob auf einem vereistem Highway in den Bergen oder in den verwinkelten Straßen von Chicago – überall lauern bombastische aussehende Gefahren auf Jack. Diese Momente sind großartig inszeniert und sorgen für einen gehörigen Adrenalinrausch. Apropos großartig inszeniert: Auch die abwechslungsreiche Landschaft, die man bei seinem Rennen durch die USA durchquert, sieht spektakulär aus und sorgt für Ablenkung.

Designschwächen und andere Spielspaßkiller

Diesen positiven Punkten stehen aber einer Vielzahl von kleinen bis großen Missgeschicken gegenüber. Missgeschicke deswegen, weil manche Designentscheidungen für Need for Speed ungewöhnlich und unnötig sind. So z.B. das Wechseln der Autos. Während man in früheren Teilen vor jedem Rennen sein Gefährt ausgesucht hat, muss man nun während der Fahrt in eine Tankstelle fahren, um dort zu wechseln. Auf Wiedersehen wertvolle Sekunden.

Auch eher schlecht als recht ist das neue „Rewind“-System. Das setzt das Auto nach einem Fahrfehler wieder zurück. Was in der Theorie gut klingt, funktioniert in der Praxis nur bedingt. Teilweise liegen die Checkpoints eine gefühlte Ewigkeit auseinander. Jedoch viel schlimmer ist die Tatsache, dass das Spiel einen bei dem kleinsten Abkommen von der Straße bzw. dem Idealweg zurücksetzt. Ecken schneiden ist damit tabu.

Weiter geht es mit einem inkonsequenten Streckenbegrenzungssystem. In alten Need for Speed-Teilen galt die Regel: Leitplanken sind nicht zerstörbar. In „The Run“ ist dies nur selten der Fall, oft zerbersten die Abgrenzungen. Ähnlich unberechenbar verhält es sich mit Deko am Streckenrand. Auf der einen Strecke sind Laternen zerstörbar, auf der anderen nicht. Getoppt wird dies nur von den Ladezeiten. Um die 40 Sekunden dauert es, bis eine Strecke geladen wird. Bis zu 20 Sekunden dauert es, bis das „Rewind“-System den Spieler auf den letzten Checkpoint zurücksetzt. Bei einer Renndauer von zwei bis drei Minuten kann es schon mal passieren, dass man mehr Zeit mit Laden verbringt.

Unterm Strich

Somit ist auch nicht mehr viel zu retten von „Need for Speed – The Run“. Die neuen Idee sind eigentlich gut in das Spiel integriert und eine willkommene Abwechslung, jedoch machen die Macken und Fehler vieles kaputt. Zuviel, um ungetrübten Spielspaß zu garantieren. Deshalb heißt es: Motorschaden – zurück in die Werkstatt.

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