campus-web Bewertung: 4/5
   
Man stelle sich vor: Aufgrund familiärer Probleme müsste man schnellstmöglich England den Rücken zukehren. Welches Transportmittel eignet sich am besten, um die Britischen Inseln zügig und unbemerkt zu verlassen? Die Fähre? Zu langsam, zu laut und überfüllt. Das Flugzeug? Schnell, aber durch lange Vorbereitungszeit und viele Sicherheitskontrollen auch nicht ideal. Da bleibt nur noch eine Möglichkeit: Der Eurostar von London nach Paris

I like trains

Für letztere Möglichkeit entscheidet sich auch Frederic de Buer, seines Zeichens Vampir und dämonischer Bruder von Dorian Hunter. Die Flucht de Buers im Zug vor dem chronisch schlecht gelaunten Dämonenjäger Hunter ist die zentrale Geschichte, die die 14. Folge („Jagd Nach Paris“) der Mystery-Hörspielserie erzählt.

Neben dem Jäger und dem Gejagten sind auch alte Bekannte mit auf den Zug aufgesprungen. Trevor Sullivan, Hunters Chef beim Secret Services und sein Untergebener, der leicht trottelige Marvin Cohen machen Hunter ebenso das Leben schwer, wie sein neuer Weggefährte Armand Melville, ein französischer Journalist. Dieser wird von Oliver Kalkofe gesprochen, der nun endlich eine konstante Rolle in der Welt des Dorian Hunters spielt. Andere Stammpersonen wie Philip Hayward oder die Hexe Coco Zamis kommen nicht vor.

Jedoch bleibt in „Jagd Nach Paris“ kaum Platz für Nebendarsteller und -schauplätze, zu schnell rauscht die Verfolgungsjagd Hunters am Hörer vorbei. Mit nur 66 Minuten Laufzeit ist Folge 14 einer der kürzesten in der gesamten Serie. Apropos Geschwindigkeit: Ein zügiger Erzählstil und das konstante Anziehen des Spannungsmoment sorgen für eine Schnelllebigkeit, mit der nur der Eurostar mithalten kann.

“Halten sie diesen Zug an“

Bei soviel Bewegung bleibt das eine oder andere Mal auch die Verständlichkeit auf der Strecke. Während die Hintergrundgeräusche im Zug noch zu ertragen sind, werden Dialoge im Helikopter zur Gehörprobe für den Zuhörer. Oder um es mit den Worten von Trevor Sullivan zu sagen: „Es ist mir hier verdammt zu laut und ich habe es satt, dass sie mich ständig anschreien.“

Davon abgesehen, präsentiert sich das Team um Regisseur Marco Göllner serientypisch professionell. Effekte und Hintergrundmusik sind gut getimt und wirken lebendig, die Sprecher wie gewohnt erstklassig. Selten schießt der ein oder andere Dialog über das Ziel hinaus (Stichwort: Blutsaugen), aber das wiederum passt zum schrulligen Humor der Serie.

Für Kenner der Serie ist „Jagd Nach Paris“ eine willkommene Abwechselung von der Norm. Besonders Oliver Kalkofe als Armand Melville verschafft dem Hörspiel eine Buddy-Movie ähnliche Qualität. Neueinsteigern ist die 14. Folge jedoch weniger zu empfehlen, da ihr schneller Erzählstil viele Fragen offen lässt. Wer schon einmal in die Welt von Dorian Hunter abgetaucht ist, wird auch bei dieser Folge voll auf seine Kosten kommen.

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