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Vor dem Schlafengehen sollte man sich besser keine schnellen, aufregenden Bilder ansehen. Hörspiele haben da traditionell bessere Voraussetzungen: Im dunklem Zimmer und unter der Bettdecke verpackt hat man trotzdem noch ein wenig Unterhaltung und schnarcht hoffentlich weg, bevor die CD früher die Kassettenseite vorbei ist. Das funktioniert natürlich nur, wenn das fragliche Hörspiel nicht zu stark auf Action setzt. Das mit dem Schlafengehen vergisst man also besser; natürlich gibt es bei Star Wars Action. Der Krieg der Sterne ist nun mal einer der erfolgreichsten Action-Blockbuster der Filmgeschichte. Jede weitere Geschichte, ob Film, TV-Serie, Buch, Comic, Video- oder eben Hörspiel muss sich da schon sehr anstrengen, um Action zu vermeiden und das Publikum nicht gleichzeitig zu verprellen. Neben den sechs Kinofilmen hat sich nun die Fernsehserie The Clone Wars etabliert, und bei zweimal Krieg im Titel und nur knapp 20 Minuten pro Folge geht's natürlich schnell und häufig explosiv zur Sache. Krieg der Sterne als Kinderserie? Das sieht ja aus wie ein Computerspiel! Wer The Clone Wars nicht kennt: Die Animationsserie zeigt die Details der "Klonkriege" zwischen den Filmen Episode 2 (2002) und Episode 3 (2005). Die Jedi-Ritter um Yoda und Obi-Wan Kenobi verteidigen die Galaktische Republik in einem Bürgerkrieg gegen die Seperatisten-Bewegung, die aus Habgier und allgemeiner Boshaftigkeit an die Macht will. Das ihre geklonten Soldaten später einmal Darth Vaders Sturmtruppen und ihre Raumschiffe später zu Sternzerstörern umgetauft werden, ahnen die Helden nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass Anakin Skywalker mal einen Sohn haben wird Luke, den Helden der alten Star Wars-Filme. Hier hat Anakin dagegen eine Schülerin, die von ihm zum Jedi ausgebildet werden soll: Ahsoka, ein vierzehnjähriges Mädel mit roter Haut und weißen Auswüchsen am Kopf. Man merkt: The Clone Wars richtet sich ans jüngere Publikum, das auch gerne mit vierzehn Held in einem galaktischen Krieg wäre. Drei Staffeln sind bereits ausgestrahlt, und nun findet der deutsche Markt eine weitere Möglichkeit, das Star Wars-Logo in Geld umzuwandeln: Hörspiele, bei uns ein eingesessenes Medium für Kinder und Kindgebliebene. Im englischen Sprachraum gab's früher mal recht erwachsene 'radio plays' zu den alten Filmen. Deutschland versucht sich dagegen immer wieder auch an kurzen Kinder-CDs basierend auf allen Kino-Episoden oder aufwändigen Adaptionen ausgewählter Romane. Nun also The Clone Wars, zwei TV-Folgen auf einer CD (auf Kassette oder LP wäre das mit dem Seitenwechsel ideal gewesen). Und das sollte einfach gehen, die Tonspuren mit den Dialogen sind ja schon fürs Fernsehen gemacht worden. Fehlt also nur ein Erzähler, der die Szenerie beschreibt und die wichtigsten Handlungen erklärt. War das nicht das mit den geilen Spezialeffekten und den hölzernen Dialogen? Einfach ist letztere Aufgabe sicherlich nicht. Star Wars lebt auch in der Fernsehfassung von seinen Designs, seinen visuellen Einfällen. Die Plots kommen nur durch umfangreiche Action voran. Trotzdem gelingt es den Hörspielen, die Stories nachvollziehbar und abwechslungsreich zu gestalten. Manchmal erfährt man sogar mehr als der TV-Zuschauer; zum Beispiel wird die Kulisse einer fremden Welt als ausgetrocknetes Korallenmeer erklärt. Grundsätzlich sollte man sich aber schon im Star Wars-Universum auskennen. Was ein Klon-Soldat ist oder wie Yoda aussieht, wird nicht extra geschildert. Letzterer spricht sogar erst ein paar Szenen nach seiner ersten Erwähnung; Uneingeweihte könnten ihn schon hinter der Stimme des Klon-Kommandanten vermuten. Nachteile gibt es natürlich auch beim ursprünglichen Material. Die Dialoge neigten bereits bei den alten Filmen dazu, von Zeit zu Zeit hölzern oder geschwollen daher zu kommen; die Serie steht dem in nichts nach. Und die deutsche Synchronisation setzt manchmal sogar noch eins drauf. Noch unglücklicher sind aber einige der Erzähler-Texte, die sich tatsächlich eher an den erwachsenen Fan zu richten scheinen. Wobei ein neugieriges Kind bestimmt viel lernen kann, wenn "Eingänge eines auf natürliche Weise entstandenen Höhlensystems" erwähnt werden oder ein Kampfroboter sich "um 180 Grad" dreht. "Eine elegant oszillierende Welle von Sternenjägern" kommt für einen Grundschüler vermutlich direkt aus einer anderen Galaxis, aber auch "ein kleines hors d'oeuvre auf dem Weg zum Festschmaus" hilft wohl nur geringfügig als Metapher in der rasanten Raumschlacht. Aber was ist jetzt auf den CDs? Seine Lieblingsfolgen sucht man sich am besten über eine Episodenliste der TV-Serie raus, die Zusammenstellung der Helden und Schauorte variiert mitunter sehr stark. Zwei- und Dreiteiler kommen auch manchmal vor, jede Folge ist aber für sich abgeschlossen. Die erste CD der Reihe präsentiert somit die Abenteuer "Der Hinterhalt", in dem Yoda sich mit drei Soldaten gewitzt durch eine Armee von Kampfrobotern schleicht und kämpft, sowie "Der Angriff der Malevolence", in dem Anakin und Ahsoka den Jedi-Meister Plo Koon vor einem scheinbar unschlagbaren Schlachtschiff retten müssen. Diese Geschichte wird auf der zweiten CD fortgesetzt: In "Der Schatten der Malevolence" führt Anakin einen Raumjäger-Angriff auf den feindlichen Kreuzer an, und in "Zerstört die Malevolence" müssen die Hauptfiguren der neueren Filme Anakin, Obi-Wan und Padmé gemeinsam mit den Droiden R2-D2 und C-3PO auf dem Schlachtschiff kämpfen, retten, infiltrieren, sabotieren, fliehen und zwischendurch erfolgreich den ursprünglichen Charme der Krieg der Sterne-Filme einfangen ein Höhepunkt der Serie. Ist das nun was für mich oder nicht? So kurzweilig der Spaß auch ist und soviel Mühe auch in die Einarbeitung des Erzählers gegangen ist wirklich gebraucht hat man die Hörspiele nicht. Der Fan kennt die TV-Serie bereits, der Nicht-Fan wird gar nicht erst einsteigen wollen. Der theoretische "zynische Fan", der den eigenwilligen Animationsstil der Show hasst, die Stories aber trotzdem gerne verfolgen würde, wird wohl eher eine Ausnahme sein. Geld wird man trotzdem machen; bei 11 CDs pro Staffel mit relativ hohem Preis werden die Sammler happig zur Kasse gebeten. Dabei sollten die Produktionskosten (mit Ausnahme der Lizenzgebühren) extrem niedrig sein; fast der komplette Ton stammt ja aus der fertigen TV-Synchro, und die CD-Hüllen sind auch nur spärlich gestaltet worden (wobei man die poppige, zweifarbige Bedruckung der Tonträger positiv hervorheben sollte). Somit sind die Hörspiele zu "The Clone Wars" Wasser auf die Mühlen derjenigen, die hinter Star Wars nicht mehr als ein großes Wirtschaftsimperium sehen, das an das Geld kindlicher Nerds und nerdiger Kinder, nein, sämtlicher Kinder will. Spaß macht's trotzdem irgendwie. Vielleicht mal als unerwartetes Geschenk für den Star Wars-Fan von nebenan, oder als eine raffinierte Methode, um den Nachwuchs öfters mal vom Fernseher wegzulocken. Sobald man sich die fantastischen Welten wieder selber vorstellen muss, wird wenigstens mal wieder die Fantasie trainiert. ***MySpace***
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