campus-web Bewertung: 3,5 / 5 |
Hollywood im Jahr 1947. Der Krieg ist vorbei und Kriegsheimkehrer Cole Phelps kehrt zurück ins vermeintlich aufblühende Los Angeles. Im Streifendienst des Los Angeles Police Departments versucht Phelps sein Kriegstrauma zu bewältigen. Doch muss er bald feststellen, dass Los Angeles mit Korruption, massivem Drogenhandel und einer fortwährend ansteigenden Mordrate zu kämpfen hat. Er arbeitet sich vom Streifendienst über das Verkehrsdezernat und die Mordkommission bis hin zum Sittendezernat hoch, doch seine Vergangenheit als Leutnant im US Marine Corps verfolgt ihn.
Zurück in die Vergangenheit
Das Los Angeles der späten 40er Jahre ist mehr als überzeugend dargestellt. Die Kleidung, die Autos, die Inneneinrichtungen, die Frisuren – alles scheint bis aufs Genaueste recherchiert zu sein und das Spiel versetzt den Spieler gekonnt in eine ihm nur aus Filmen bekannte Welt. Aber wieso ist es bei so viel Detailtreue nicht möglich, mit einem Auto durch einen kleinen Busch zu fahren, geschweige denn durch einen Holzzaun. Und wieso sehen 80% der zu verhörenden Frauen gleich aus? Wo an einer Stelle die Liebe zum Detail kein Ende zu nehmen scheint, fehlt sie an anderer Stelle so auffällig, dass die Freude am Spiel derweilen zu Frust ausartet, wenn eine Verfolgungsjagd misslingt, weil man mit dem Auto an einem Busch hängengeblieben ist.
Das etwas andere Gameplay
Was L.A. Noire jedoch von anderen Spielen unterscheidet, sind die einzigartigen Verhörmethoden. Dank Motion Scanning und Motion Capturing kann der Spieler das kleinste Zucken der Lider oder ein nervöses Spielen mit den Fingern beobachten. Ist der Gesprächspartner nervös, verrät er sich oft durch ausweichende Blicke. So kann man eventuell darauf schließen, dass er lügt oder nicht alles preisgibt, was er weiß. Bei der Befragung hat man nun die Wahl zwischen „Wahrheit“, „Anzweifeln“ und „Lüge“, wobei letzteres immer mit einem gefundenen Hinweis belegt werden muss. Hat man eine Lüge enttarnt, erhält man vom Befragten mehr Hinweise oder sogar ein Geständnis. Die Befragung gestaltet sich jedoch nicht immer leicht. Schließlich ist Los Angeles eine Stadt voller Schauspieler.
Während sich die Fälle in den einzelnen Dezernaten meistens sehr ähneln, kommt die Abwechslung sobald man das Dezernat wechselt. Der Ablauf der Ermittlung bleibt jedoch größtenteils der gleiche – Hinweise am Tatort suchen, Zeugen befragen, Verdächtige ausfindig machen, Verdächtige verhören.
Neben den Hauptmissionen gibt es auch noch eine Reihe Straßenverbrechen, über welche der Spieler mittels Polizeifunk informiert wird. Diese Banküberfälle, Bandenkriege oder ähnliches, können je nach Belieben vom Spieler angegangen werden oder auch nicht. Da die Schießereien mit den Schurken aber selten eine Herausforderung darstellen, sind die Nebenmissionen eher weniger verlockend.
Fazit
Bei einem Spiel aus dem Hause Rockstar bleibt der Vergleich mit der Grand Theft Auto-Reihe nicht aus. Und obwohl sich L.A. Noire in gewissen Punkten ähnlich spielen lässt wie GTA IV, bleibt ständig das Gefühl, es sei noch unfertig. So verwundert es umso mehr, dass schon kurz nach der Veröffentlichung die ersten Zusatzfälle zum Download bereitgestellt werden. Es bleibt die Vermutung, dass das Potential des Spiels nie wirklich ausgeschöpft wurde.
Trotzdem sind die für ein Videospiel außergewöhnliche Mimik und die gut überdachte Gesprächsführung überzeugend. Auch das Hollywood der 40er ist hübsch anzusehen. In der Welt der Videospiele, in welcher in überwiegendem Maße Shooter auf den Markt kommen, ist L.A. Noire eine angenehme Abwechslung.