campus-web Bewertung: 3,5 /4
   
Es ist ein Mythos, der plötzlich und unerwartet vor der „Hermes“ auftaucht: die „Pilgrim 2000“. Ein Weltenschiff, das antriebslos hinter der Sonne treibt, unentdeckt seit Jahrzehnten. Im Bürgerkrieg hat es sich aufgemacht, um die im Chaos versinkende Erde zu verlassen. Weit ist sie nicht gekommen. Und jetzt droht sie in den nächsten drei Tagen in die Sonne zu stürzen.

Sie reagiert auch nicht auf die Rufe der Hermes. Mark Brandis und Crew beschließen deshalb, ihrem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Schnell stellen sie fest: Hier stimmt etwas nicht.

Ratten in Strahlenbehandlung

Statt eines menschlichen Empfangs gibt es nur Zerstörung und Verwilderung: Ein Urwald hat sich im einstigen Paradies entwickelt. Inklusive verstrahlter Riesenratten, die auf Hundegröße angewachsen sind. Und bald stellen sie fest: Es existiert eine Schwarmintelligenz, und etwas ist ihnen nicht wohl gesonnen.

Die Crew wird verfolgt, angeschossen, flüchtet und findet die letzte Bewohnerin. Sie erzählt von „ihm“, einem Gott, über Gedanken mit den Menschen kommuniziert. Bald erfährt auch Brandis von der Macht der Stimme. Sie will die Neuankömmlinge versklaven, den Arbeiter sind knapp, und die Felder müssen bestellt werden. Für Brandis keine Option – und er geht der Sache auf den Grund

Stimmungsvolle Atmosphäre – etwas schwache Geschichte

Inhaltlich ist „Pilgrim 2000“ nicht der große Wurf. Zudem wurde die Buchvorlage derart zurechtgestutzt, dass man sich beim Hören ständig wundert: Das kennt man doch anders...
Statt der zwei sich bekriegenden Parteien, die es auf dem acht Kilometer langen Schiff gibt, gibt es nur zwei Überlebende. Zudem weist insbesondere die erste Folge einige Längen auf. Der Spannungsbogen wird hier etwas flach aufgebaut, sodass man denkt: „Jetzt aber endlich? Gleich aber?“ Dies ist vor allem der Reduzierung der Gegenparteien geschuldet, auch wenn es für die Schilderung von zwischenmenschlichen Zügen der Crew von Vorteil ist.

Aktion kommt erst im zweiten Teil voll zur Geltung. Das Ende kommt dann sehr plötzlich. Zudem ist die Auflösung der Geschichte etwas lasch. Hörenswert ist die Folge dennoch, denn sie bringt etwas grüne Abwechslung in den Weltraum.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die Soundkulisse aber unangreifbar und gewohnt verschwenderisch. Der Urwald rockt richtig, die Granaten detonieren mit massiver Untermalung, die einem den Atem raubt, die „Stimme“ flößt Respekt ein. Die Musik ist passend und stimmungsvoll. Top!

Ausgezeichnete Sprecher
Aufseiten der Sprecher gibt es diesmal nicht eine einzige Stimme, die aus dem Rahmen fallen würde. Michael Lott ist gewohnt und mimt auch die plötzliche Blindheit wunderbar. Claudia Urbschat-Mingues mimt eine lakonische Bordärztin, als vereinsamte und verwirrte Bewohnerin Judith brilliert Katarina Tomaschewsky. Folgenreich hat hier wieder ein gutes Händchen bewiesen.

Cast:
Nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky
Manuskript: Balthasar von Weymarn
Musik & Sounddesign: Jochim-C. Redeker
Sprecher:
Dr. Rebecca Levy: Claudia Urbschat-Mingues
Cmdr. Mark Brandis: Michael Lott
Cpt. Grigori »Grischa« Romen: David Nathan
Bordsystem CORA: Mira Christine Mühlenhof
Lt. Pablo Torrente: Martin Keßler
Prolog: Wolf Frass
Lt. Iwan Stroganow: Martin Wehrmann
Lt. Konstantinos Simopoulos: Gernot Endemann
Judith: Katarina Tomaschewsky
Melchior: Klaus Sonnenschein

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