campus-web Bewertung: 3,5/5

Friedemann Friese, der Schöpfer von Funkenschlag, bereichert den Markt mit einem neuen Wirtschaftsspiel. Es heißt "$chwarz€r Fr€itag" und geht um die Börse. Realistisch simuliert es die Auswirkungen von Börsenspekulationen. Auch Börsencrashs bleiben nicht außen vor.

Zu Beginn des Spiels ist jeder Spieler in der gleichen Situation. Vorteile wie "der älteste Spieler ist der Bürgermeister und bekommt zu Beginn jeder Runde 10 Euro" gibt es nicht. Jeder besitzt eine gewisse Menge Aktien. Ab dann geht jeder seinen individuellen Weg. So kann man Subventionen beantragen oder Aktien verkaufen. Es gibt Preisänderungen und Börsencrashs. Ziel ist es, möglichst viel Gold und Silber zu besitzen. Dies erreicht man allein durch Aktienkäufe. Nur durch die Kombination aus Subventionen und Aktien kommt der Spieler an Geld. Im Laufe des Spiels steigen die Edelmetalle an Wert. Dies erschwert den Kauf enorm.

Musterbeispiel für ein komplexes Spiel


Viele verschiedene Optionen geben dem Spiel viele mögliche Spielverläufe. In jeder Runde muss entscheiden werden, ob Aktien verkauft, gekauft, Silber gekauft oder gepasst wird. Jede Option hat eine direkte Auswirkung auf das Börsengeschehen. Die Aktienkurse ändern sich durch jeden Kauf und Verkauf. Außerdem kann durch diese ebenso wie durch den Kauf von Silber eine Preisänderung für Gold und Silber ausgelöst werden. Zusätzlich können noch Subventionen genommen oder Spezialaktionen eingesetzt werden. Da es das Ziel des Spiels ist, möglichst viel der Edelmetalle zu besitzen, braucht es viel Übung, in dem Spiel alle Folgen zu überblicken.

Die Anleitung hilft da nicht wirklich weiter. Grob betrachtet scheint sie sehr übersichtlich zu sein. Schritt für Schritt wird der Ablauf geklärt. Herr Frese gibt als gemalte Figur noch spezielle Tipps. Mit Beispielen werden die Regeln erläutert. Sobald man dieses Spiel zu spielen beginnt, tauchen jedoch schnell unbeantwortete Fragen auf. So muss man bei einer Preisänderung eine bestimmte Anzahl Aktenkoffer aus einem Beutel ziehen.

Zu Beginn des Spiels sind nur farbige Koffer in dem Beutel. In der Spielanleitung wird dann in einem Beispiel beschrieben, was passiert, wenn man aus dem Beutel schwarze Aktenkoffer zieht. Wie sie dort hineinkommen steht nirgends. Was anschließend mit den Koffern geschieht – kommen sie in den Markt, auf die Verkaufsleiste oder zurück in den Beutel? - wird ebenfalls nur nebenbei im Beispiel erwähnt. Eine weitere Schwierigkeit ist die hohe Anzahl von "Leisten2. Es gibt die Kaufleiste, die Silberkaufleiste, drei Verkaufsleisten, die Silberleiste und die Silberkursleiste. In der Anleitung ist jedoch oft nur von "Leiste" die Rede. Herauszufinden, auf welche sich dies bezieht, ist nicht immer einfach. Das Kapitel "Preisänderung" beginnt mit: "Wenn genau fünf farbige Aktenkoffer auf einer der Leisten stehen, wird eine Preisänderung ausgelöst". Als Spieler fragt man sich: bezieht sich dies auf alle Leisten? Gilt es auch für die Verkaufsleisten, die schon bei Spielbeginn vollständig bestückt sind?

Fazit: Kein Spiel für Grübler

Durch die vielen Optionen, die sich dem Spieler bieten, erreicht das Spiel ein Maximum an Möglichkeiten. Schnelle Entscheidungen werden dem Spieler abverlangt. Langfristige Planung ist nur bedingt möglich. Wer jeden Zug lange abwägt und viel grübelt, wird am Spieltisch seinen Mitspielern keine Freude machen.

$chwarz€r Fr€itag macht optisch den Eindruck eines Familienspiels. Dennoch ist es für Einsteiger und Gelegenheitsspieler nicht geeignet. Für erfahrene Spieler bietet es dagegen ein tiefgehendes Spielerlebnis. Sie brauchen allerdings die Zeit und Muße, sich mit der ungenügenden Anleitung auseinanderzusetzen.

$chwarz€r Fr€itag erscheint im Kosmos Verlag. Es ist für 2 – 5 Spieler und ab 12 Jahren. Die durchschnittliche Spieldauer beträgt 55 Minuten.

Artikel drucken