Es ist ein Rätsel, und dazu noch ein hausgemachtes. Tom, Derek und Jay, die drei Jungs vom Hobby-Radiosender „Point Whitmark“, veranstalten eine spezielle Show am Strand. Passend zum spanischen Hafenfest ihrer Stadt wollen sie ein Live-Publikum mit Mysterien versorgen. Hypnose, ein Stromausfall und der Besuch eines 300 Jahre alten spanischen Hofastronoms sorgen kurz für Chaos, dann scheint alles wieder in Ordnung zu sein. Bis auf die Tatsache, dass Jay abhanden gekommen ist. Als seine Freunde ihn endlich wiedergefunden haben, ist Jay seltsam weggetreten. Handelte es sich bei dem spanischen Astronom tatsächlich um einen Magier des 18. Jahrhunderts? Und will dieser Luiz Del Santo etwa Jays Seele per Schiff entführen?

Wer „Point Whitmark“ nicht kennt, hat es trotzdem schnell rausgekriegt: Tom, Derek und Jay orientieren sich sehr stark an den berühmten Drei Detektiven Justus, Peter und Bob. Regisseur und Autor Volker Sassenberg (nebenbei auch für die Horror-Serie „Gabriel Burns“ verantwortlich) liefert hier Abenteuer ganz im Stil der frühen Drei-Fragezeichen-Hörspiele. Ein scheinbar übernatürliches Vorkommnis, drei fähige Jungs, die kein Mysterium ungelöst lassen wollen – was will man mehr? Tatsächlich schaffen es die Sprecher, ihre Figuren ideal umzusetzen. Die Radio-Macher sind keine direkte Kopie der Fragezeichen-Detektive, man könnte sie aber als solche akzeptieren. Die drei Jungs, die man nur hört und nicht sieht, füllen ihre Rollen frisch und glaubwürdig aus – ein großer Vorteil gegenüber den Sprechern der Drei Fragezeichen, von denen man einfach schon weiss, dass sie die Jugend schon längst hinter sich gelassen haben.

Ein Qualitätseinbruch unterläuft dafür beim Erzähler. Dieser klingt manchmal so, als hätte er seine Texte nie zuvor gelesen oder noch nie von passender Betonung in Hörspielen gehört. Dabei ist die technische und schauspielerische Umsetzung ansonsten die Hauptqualität von „Point Whitmark“ – Soundtrack und Geräuschkulisse überzeugen ohne Frage. Storytechnisch ist die aktuelle Folge leider etwas lauwarm. Das Mysterium um den spanischen Hofastronom beginnt zwar mit Tempo, allerdings hat man auch das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Die Hobby-Ermittler erwähnen auf ihrer Suche nach Jay erst ziemlich spät, dass dieser Del Santo ziemlich seltsam war – und dann weiß man noch nicht mal genau, wo der eigentlich herkam.

„Niemand erwartet die spanische Inquisition“ möchte man da anmerken, ein wenig mehr Kontrolle über die eigene Bühnenshow möchte man seinen Hörspiel-Helden aber doch zugestehen. Als Hörer hat man sich die Frage nach der Identität des dämonischen Spaniers schon längst gestellt, und man will ja eigentlich mehr vom spannenden Rätsel hören. Richtig grandiose Spannung entsteht aber auch in der zweiten Hälfte nicht. Da scheint es nur konsequent, dass dieser erste Teil einer Doppelfolge doch mit einem richtigen Ende und nur einem kleinen Cliffhanger aufwarten kann. Wer Hörspiele zum Einschlafen einlegt, wird dankbar sein und die Folge gerne mehrmals hören.

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