Vom 14.-18. April 2010 ist es endlich soweit: das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund | Köln findet dieses Jahr wieder am Rhein statt. Mit einem opulenten und äußerst vielseitigen Programm zeigt das mittlerweile zweitgrößte europäische Film-Festival einen Querschnitt der aktuellen Highlights und Entwicklungen der letzten Jahre in der Frauen-Filmszene.

Das Frauenfilmfestival findet jährlich statt, immer im Wechsel zwischen Dortmund und Köln. War die Zahl der teilnehmenden Filmemacherinnen zu Beginn noch recht überschaubar, hat sich das Gott sei Dank mittlerweile geändert: über 700 Beiträge musste sich das Team dieses Jahr ansehen, letztlich werden davon nun noch immer über 100 Filme (darunter viele deutsche Erstaufführungen) von Frauen aus aller Welt zu sehen sein.

Da gibt es alles, was das cineastische Herz erfreuen kann: sperrigen Trash, pompöse Spielfilminszenierungen, brisante und berührende Dokumentationen sowie Kurzfilme in allen Ausprägungen. Viele der Regisseurinnen werden außerdem auch selbst zugegen sein und sich der Diskussion mit dem Publikum stellen. Unterteilt hat man den Programmablauf 2010 in fünf Sparten.

Der Debut-Spielfilmwettbewerb
8 Filme aus Europa, Kanada, Costa Rica und dem Libanon konkurrieren um den mit 10.000.- € dotiert Preis für internationale Spielfilmdebuts. Die meisten handeln von starken, eigensinnigen Protagonistinnen, die ihren Platz im Leben suchen. Als Vertretung für die deutsche Frauenfilmszene geht frisch von der Berlinale „Eine Flexible Frau“ von Tatjana Turanskyj an den Start, ein Film, der bereits in Berlin für einiges an Diskussionsstoff sorgte. Mit einer realitätsnahen Story über eine 40jährige alleinerziehende Mutter, die im kapitalistischen Berlin des 21. Jahrhunderts der Arbeitslosigkeit zu entfliehen versucht und unter Verwendung eigenwilliger Floskeln wird der postfeministische Diskurs eingehend betrachtet.

Über die Preisvergabe werden in diesem Jahr die österreichische Produzentin und Regisseurin Barbara Albert, die serbische Schauspielerin Mirjana Karanoviæ, und die deutsche Redakteurin Dr. Jessica Eisermann (WDR/1Festival) entscheiden.

Länderschwerpunkt „Fokus: Rund um den Balkan“
Gezeigt werden Arbeiten der letzten acht Jahre aus Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Rumänien, Serbien und Slowenien. Spielfilme, Dokumentarfilme und Kurzfilme aus den unterschiedlichsten Genres, die neue Perspektiven aus einer in filmischer Hinsicht noch wenig bekannten Region präsentieren.

Das Programm, das von der kroatischen Journalistin, Filmemacherin und Drehbuchautorin Rada Šešic gemeinsam mit Mitgliedern des IFFF-Teams kuratiert wurde, zeigt Filme, die mit manchmal viel Humor einen unverschleierten Blick auf die Absurditäten des östlichen Alltags offenbaren, immer vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit und der noch immer angespannten Lage in Osteuropa.

Die Eröffnungsveranstaltung am 14. April wird mit „Na Putu (On the Path)“ der mit dem goldenen Bären ausgezeichneten bosnischen Regisseurin Jasmila Žbaniæ, bereits einen Schwerpunktmäßigen Einstieg erhalten. Das ungemein intensive Drama erzählt von den Schwierigkeiten eines muslimischen Paares in Sarajewo, bei dem der eine Partner beginnt, sich religiös zu radikalisieren. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde bereits ein Zusatztermin eingerichtet.

Das Panorama
Traditionelles Herzstück des Festivals ist die Panorama-Sparte, von Beginn an war sie dem Schwerpunkt Dokumentarfilm gewidmet, da auf diesem Gebiet weit mehr Regisseurinnen zu finden sind als im Spielfilmbereich. Sowohl junge Nachwuchsregisseurinnen wie auch „alte Hasen“ werden gezeigt, dabei interessieren besonders individuelle Ansätze, die sich durch außergewöhnliche Perspektiven, überraschende Ansichten und eine gehörige Portion Experimentierfreude auszeichnen.

Seinen Höhepunkt erreicht die Panorama-Sparte am Samstag, 17. April, mit der langen Kurzfilmnacht, die Trash, Comedy, Animation, Dokumentation, Spannendes sowie Berührendes präsentieren wird und damit zu einem facettenreichen, herausforderndem Abend einlädt. Als Highlight wird der Abend von einer Comic-Lesung der New Yorker Artist Ariel Schrag eröffnet werden, die einen Teil aus ihrer Graphic Novel Potential als audiovisuelle Performance darstellen wird.

begehrt ! filmlust queer
Aktuelle Filme, die den lesbischen, queeren Blick auf Identitätsfragen, traditionelle Vorstellungen und gesellschaftliche Normen offenbaren – mit „begehrt !“ hat das Festival erstmals auch eine transgender Ausrichtung erhalten. Von bewegenden Dokumentarfilmen, („Edi & Thea: A very long engagement“ von Gréta Ólafsdóttir und Susan Muska) bis hin zu radikal inszenierten, pornographischen Werken („Champion“ von Shine Louise Huston) wird auch in dieser Sparte ein breit gefächertes Programm zu sehen sein.

Ein Schwerpunkt liegt 2010 auf dem Genre des Animationsfilms, sowie bei japanischen Mangas. In diesem Zusammenhang wird unter anderem auch einen Multimedia-Vortrag stattfinden, der die völlige Normalität der queeren Popkultur im heutigen Japan beleuchten wird.

Schulfilmprogramm
Neben dem regulärem Filmprogramm gehört zum Festival seit einiger Zeit auch fest das Schulfilmprogramm, dass Schulen die Möglichkeit bietet, filmisches Know-How durch ausgewählte Werke, sowie intensive Filmgespräche an ambitionierte Nachwuchs-Filmemacher zu vermitteln. Darüberhinaus wird mit dem „Girls‘ Focus“ ein dreitägiger Praxis-Workshop für Mädchen ab 16 Jahre angeboten, in welchem sie sich mit der Grimme-Preisträgerin Claudia Richarz mit Fragen rund um den Dokumentarfilm beschäftigen werden.

Und auch für Frauen, die bereits im Filmgeschäft tätig sind oder als Absolventinnen vielleicht gerade den Einstieg versuchen, gehört seit Jahren regelmäßig ein Weiterbildungsangebot zum Programm des Frauenfilmfestivals. Dieses Jahr werden unter anderem ein Pitching- und ein Kameratechnik-Seminar angeboten.


Internationales Frauenfilmfestival Dortmund | Köln
14. – 18. April 2010


Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Homepage des IFFF.

Das Programmheft gibt es hier.

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