Die short cuts cologne geht in diesen Tagen in ihr elftes und letztes Jahr. Das internationale Filmfestival, das sich durch seine Vielfalt und Aufgeschlossenheit für ganz unterschiedliche Herangehensweisen an das Medium "Kurzfilm" auszeichnete wird nun aus finanziellen Gründen abgewickelt - nicht aber ohne ein letztes Mal zu zeigen, was im Bereich der Kurzen und Allerkürzesten möglich ist. Kunst und Realismus, Dokumentation und Animation, Crime und Sex.

Schon der erste Abend gibt einen sehr vielfältigen Überblick. Beiträge aus Kanada und Polen werden gezeigt, aus Brasilien und dem Iran. Die Sprache des Films ist eben universell verständlich. Einige Beispiele.

True Colours (USA 2006, Regie: Barney Elliott) lässt den Zuschauer teilhaben am tristen Alltag eines verzweifelnden Vaters und seiner working class family. Der Kurzspielfilm schildert, wie es ist, wenn die beschränkten eigenen Mittel selbst kleinste Besorgungen - in diesem Fall Eiscreme für den kleinen Sohn - zum Problem werden lassen. Die Fürsorge für seine Liebsten macht ihn zum fatalen Helden, und der Zorn darüber, dass an der Supermarktkasse alles an 26 Cent scheitern muss, führt zum tragischen Ende. In einer zehnminütigen Szene und authentischen Bildern erzählt Barney Elliott von der Unterschicht und ihrem Kampf, der sich oft um Banalitäten zu drehen scheint, und trotzdem alles andere als banal sind.

Der Titel der Dokumentation Beyond Soccer (Brasilien 2007, Regie: Halder Gomes) lässt ahnen: es geht um Fußball. In bildgewaltigen Sequenzen wird deutlich, welche Dimension der Massensport in Südamerika besitzt. Die Leidenschaft für das Heimteam macht in Brasilien alte Frauen zu frenetischen Fans und Lokalderbys zu Großereignissen, wie sie mit den braven Fußballspielen in Deutschland nicht vergleichbar sind. Bedingungslose Liebe für den Verein und Fan-Ausschreitungen scheinen sich dabei gegenseitig zu bedingen, und die Gesänge, die sich gegen den Gegner im Stadion richten, sind alles andere als jugendfrei. Voller Intensität, Humor und Faszination widmet sich Halder Gomes dem Phänomen, ohne die negativen Seiten zu verschweigen.

Gisela (Deutschland 2008, Regie: Katja Baumann) ist ein Animationsfilm der besonderen Art. Im Mittelpunkt steht ein Gaunerpärchen, das im spießigen Deutschland der 60er Jahre eine Bank nach der anderen ausraubt. Das Besondere daran: Die Geschichte wird in einem Programm für Bildbearbeitung am Computer erzählt. Was eher dröge klingt, ist ein humorvoller und spritziger Exkurs in die Welt der Grafiker – Hintergründe werden ausgetauscht, Personen mit der Maus bewegt und die trockenen Dialoge ein- und wieder ausgeblendet. Auch ohne technisches Wissen funktioniert die Geschichte und zeigt, was noch alles möglich ist im Animations-Genre.

Dieser Film gewann am Ende auch den Publikumspreis, dotiert mit 500€ und gestiftet vom Stadtmagazin choices. Mit der Preisverleihung ging am Sonntag nicht nur ein Filmfestival zu Ende, dem der Spagat gelungen ist zwischen der experimentellen Fom und guter Unterhaltung. Es war auch der Abschluss der elfjährigen short cuts-Veranstaltungsreihe. Auch wenn in dieser Form Schluss ist, weiter geht es irgendwie immer – und wir sind gespannt, was da noch kommt.

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