So um das Jahr 1990 herum hätte keiner daran geglaubt, so um das Jahr 2000 haben es die ersten dann verflucht: die Simpsons haben sich als wahrer Langläufer entpuppt.

Unbestritten: Sehr lange, eine Dekade bestimmt, waren die Simpsons schlicht das beste, was es im Fernsehen zu sehen gab. Jeder weiß, warum das die vollen Neunziger Jahre über so war: Geschichten voller Herz, Humor, Sozialkritik, intelligent gemacht, oft zum Schreien komisch. Dazu Figuren, die sehr schnell fast einzigartige Popularität erlangten; erst Bart als kleiner Nihilist und troublemaker, später Homer als die liebenswerte Personifikation von Dummheit und Faulheit, dem aber auch gar nichts gelingen mag.

Zusammen gehalten haben das immer die Geschichten, die in puncto Handlungsbögen und Storytelling zum besten seit sehr langer Zeit gehörten, erst recht in der Animationsnische. Irgendwann hat sich das geändert, die Serie verlor jeden Verve und Klasse. Die Meinungen zu den neueren Staffeln gingen nun weit auseinander, und auch der lang erwartetete Kinofilm des letzten Jahres ist schließlich kontrovers aufgenommen worden. Jetzt kommt auch das zweite gelbe Jahrzehnt zu einem Ende und geht es nach Matt Groening, könnte seine Kreation noch ewig so weiter laufen.

In einer der neuen Folgen tun sich Homer und Ned Flanders zusammen, um als Kopfgeldjäger Jagd auf Sträflinge zu machen. In den Vereinigten Staaten ist das tatsächlich ein legaler Vorgang. Den serientypischen Twist, in der amerikanischen Wirklichkeit wurzelnde Realitäten darzustellen, die uns absurd erscheinen, so aber tatsächlich zum dortigen Alltag gehören, beherrschen die Simpsons nach wie vor. In dieser Hinsicht sind sie also immer noch wichtig und aktuell.

Die Abenteuer, in die die zwei infolge dessen geraten, sind dabei weder zu blutig, woran man sich in den letzten zehn Jahren ja mehr schlecht denn recht gewöhnt hatte, noch führt sich Homer als der Glatzkopf ohne Sinn und Verstand auf, der ihn in der gleichen Zeit immer unsympathischer werden ließ. Währenddessen steigt Marge zur erotischen Bäckerin auf – und das vermeintliche Peinlichkeitspotential wird dabei nicht mal berührt.

Die Episode steht für die neue Staffel: Ohne wirklichen Höhepunkte, löst sie aber auch bei weitem nicht mehr den Schmerz aus, wie das in den vergangenen Jahren häufiger der Fall war. Zurück bleibt ein maue Ahnung davon, was die Simpsons irgendwann mal für ein grandioses Stück Popkultur gewesen sind. Heute kann man sich das ansehen. Aber man kann auch gut ohne leben.

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