Aber fangen wir doch von vorne an: Earl, ein windiger Kleinkrimineller mit schickem Oberlippenbart, hält sein Glück vermeintlich schon fest in den Händen. Auf einem Los hat er 100.000 Dollar frei gerubbelt, die es nun nur noch einzulösen gilt. Doch vor Freude taumelnd, springt er auf die Straße, und da geschieht es. Er wird von einem Auto erfasst, verliert sein Rubbellos und landet schwer verletzt im Krankenhaus. Und wäre das nicht schon dramatisch genug, kommt auch noch seine ohnehin untreue Ehefrau mit den Scheidungspapieren vorbei. Am Tiefpunkt seines Lebens angekommen, zappt er abends deprimiert durch sämtliche TV-Kanäle und bleibt bei einer Late-night-show hängen. Es geht um das gute Karma des Moderators, und wie er zu dem gekommen ist, was er heute hat. Denn wenn man Gutes im Leben tut, widerfährt einem auch das Gute.

Bei diesen Worten geht Earl ein Licht auf: Da er anderen Menschen im Leben so viel Leid zugefügt hat, wird ihm solange nichts Gutes mehr widerfahren, bis er all das wieder in Ordnung gebracht hat. Sofort schreibt er eine Liste, die er nun Punkt für Punkt abarbeiten möchte. Kaum ist er aus dem Krankenhaus entlassen, beginnt er gleich mit seinem Karma-Verbesserungs-Streifzug.

Er fängt zunächst mit kleinen Dingen an, wie z.B. Ordnung zu halten oder aber das Rauchen aufzugeben. Und siehe es da, es scheint zu wirken: Als er gerade den Müll rausbringt, flattert das schon verloren geglaubte Rubellos vor seine Füße. Bestätigt, dass diese Karma-Geschichte funktioniert, will er sich nun zu den Menschen aufmachen, denen er Schaden zugefügt hat. Bei seinem Vorhaben wird er von seinem dicklichen, einfachen Bruder Randy unterstützt, gespielt von Hollywood-Schwergewicht Ethan Suplee (Unterwegs nach Cold Mountain, Butterfly Effect). Auch das hübsche mexikanische Zimmermädchen Catalina, gespielt von Nadine Velazquez, schließt sich den beiden Brüdern an.

Dieser Plot bietet in jedem Fall reichlich Stoff für eine 25 minütige Late-Night-Comedy. Mit bisweilen ungewöhnlichen Methoden geht Earl sein Vorhaben an und bemerkt dabei wohl zum ersten Mal in seinem Leben, wie schön es sein kann, anderen Menschen Gutes zu tun. Um einer Mutter die verlorengegangene Zeit mit ihrem Sohn zurück zugeben, der durch seine Schuld ins Gefängnis gehen musste, beschließt Earl kurzerhand der betagten Dame das Rauchen abzugewöhnen, um so ihr Leben zu verlängern. Ein anderes Mal versucht er seinem ehemaligen Mobbingopfer aus der Schulzeit, dem schwulen Kenny, einen Mann zu besorgen, damit dieser im Leben auch noch glücklich werden kann.

Jason Lee, der sowohl als Hauptdarsteller als auch Produzent dieser Fernsehserie agiert, kreiert mit diesem Konzept eine witzige und kurzweilige Comedyserie. Dank der skurrilen Charaktere kommt es immer wieder zu Slapstick-Momenten. So zum Beispiel, wenn sich Earls Bruder mal wieder eine Frau "vormerkt", oder seine billige, geldhungrige, blondierte Ex-Frau Joy (Emmypreisträgerin Jaime Pressly) an die 100.000 Dollar durch giftige Kekse kommen möchte.

Aus dem Off berichtet Earl selbst seine Erlebnisse, spricht also wie ein Erzähler direkt die Zuschauer an. Das sorgt für eine gemütliche Atmosphäre während einer Episode und außerdem dafür, dass man erkennt, dass Earl sich wirklich ändern möchte. "My name is Earl" ist zwar sicherlich keine selbstlose Geschichte, da der Protagonist ja schließlich aus Eigennutz sein Karma verbessern will. Aber immerhin machte er sich auf, um Gutes zu tun, und erlebt dabei das ein oder andere kleine Wunder. Sollte man sich also an einem Freitagabend zu dieser Uhrzeit noch zu Hause aufhalten, sorgt diese Comedyserie immerhin für das ein oder andere breite Grinsen. Und wie könnte man denn schließlich besser ins Wochenende starten? Man darf also gespannt sein, was Earl in den weiteren zehn Folgen der ersten Staffel unternimmt, um sein Karma zu verbessern.

Freitags, 23.30 Uhr, RTL

Artikel drucken