Jimmy Uso fliegt heran
   
 

Finn Balor
   
 

Bray Wyatt
   
 

Roman Reigns
   
Die Westfalenhalle ist gut gefüllt, fast ausverkauft. Um kurz nach 19 Uhr eröffnet eine Videobotschaft des WWE-Geschäftsführers Triple H die Show. “Are you ready?“, möchte er wissen – lauter Jubel lässt darauf schließen, dass das Dortmunder Publikum durchaus “ready“ ist. Als erster Aktiver betritt Bad News Barrett den Ring und hat – seinem Namen entsprechend – schlechte Neuigkeiten für das WWE-Universum zu verkünden: Publikumsliebling und aktueller IC-Champion Daniel Bryan wird heute abend nicht anwesend sein, um seinen Titelgürtel gegen Barrett zu verteidigen. Das ist ziemlich schade, dürfte den meisten Fans allerdings bereits im Vorfeld bekannt gewesen sein. Barrett, der sich nun ohne Gegner wähnt, möchte gerade die Halle verlassen, da stellt sich ihm Jimmy Uso in den Weg und läutet damit das erste Match des Abends ein. Die beiden liefern sich ein ordentliches Match – Jimmy Uso glänzt mit einigen Highflying-Manövern, Barrett gibt den harten Brawler. Das Publikum ist deutlich auf der Seite des Samoaners, feuert ihn mit lauten “U – SO!“-Rufen an. Schließlich kann Jimmy das Match zu seinen Gunsten entscheiden, ein adäquater Ersatz für Bryan ist er jedoch keinesfalls.

Dann folgt das einzige Titelmatch des Abends. Es geht um den Tag Team-Championship – die aktuellen Titelträger Cesaro und Tyson Kidd treten in einem Triple Threat Match gegen Los Matadores und The New Day an. Los Matadores ziehen nahezu keine Publikumsreaktionen, dafür werden The New Day gnadenlos ausgebuht - “New Day sucks!“-Sprechchöre werden laut – und die amtierenden Champions ausgiebig bejubelt. Speziell der Schweizer Cesaro steht überdeutlich in der Gunst des Publikums. Das Match lebt von spektakulären Tag-Team-Aktionen, leidet allerdings auch unter unsauber ausgeführten Moves sowie albernen Spaßeinlagen. Nichtsdestotrotz weiß das Match einigermaßen zu gefallen und hat mit der Titelverteidigung der Champions auch den richtigen Ausgang.

Bailor glänzt, Divas langweilen

Das nächste Match bestreitet der unendlich nervige Adam Rose gegen den NXT-Durchstarter Finn Balor, der heute ausnahmsweise mal ungeschminkt auftritt. Balor scheint einem Großteil des Publikums noch gänzlich unbekannt zu sein, schafft es allerdings, die WWE-Fans mit seinem technisch anspruchsvollen Wrestling-Stil innerhalb weniger Minuten auf seine Seite zu ziehen. Mit seinem (dezent missglückten) Finisher, dem “Devil´s End“, stampft Balor Rose in Grund und Boden. Das anschließende Pinnen ist nur noch Formsache. Schön, dass Finn Balor sein Können im Rahmen der Tour auch mal außerhalb von NXT unter Beweis stellen darf – in den WWE-Hauptshows RAW und Smackdown würde er sich bestimmt auch ganz gut machen. Das nun folgende Six Divas Tag Team Match (Emma, Layla und Natalya gegen Cameron, Rosa Mendez und Tamina Snuka) wird von vielen Fans zum Getränkenachschub organisieren und Blasenerleichtern genutzt – so tummeln sich während des Matches fast so viele Besucher auf den Gängen der Westfalenhalle wie im Innenraum. Warum man dem Match eine fast viertelstündige Dauer einräumt, ist nicht nachvollziehbar. Gewinner sind (wie immer) Natalya und ihre Mitstreiterinnen.

Nach diesem Low-Light folgt mit einem Match zwischen Sheamus und Dolph Ziggler wieder Sehenswerteres. Die Partie startet recht behäbig und man hat den Eindruck, dass die beiden Akteure etwas müde vom Tour-Stress sind und deshalb mit angezogener Handbremse agieren – Zigglers Schläge auf Sheamus´ Rücken sind lächerlich unstiff! Doch dann kriegen die beiden doch noch die Kurve und drehen im letzten Matchdrittel merkbar auf – man bekommt einige netter Konter-Aktionen beider WWE-Superstars zu sehen, ein paar Near-Falls sorgen für Spannung und auch härtetechnisch legen beide eine Schippe drauf. Mit einem harten “Brogue-Kick“ schickt Sheamus seinen Widersacher ins Reich der Träume. Statt zufrieden den Ring zu verlassen, greift der irische Wüterich den noch benommenen Dolph Ziggler gleich wieder an und fängt sich nun dessen Finishing-Move, den “Zig-Zag“ ein. Dann ist Pause.

Die zweite Show-Hälfte beginnt mit einem weiteren Tag-Team-Match. The Miz hat sich mit Fandango gegen Damien Mizdow und Zack Ryder verbündet. Mizdow animiert das Publikum zu “Halt´s Maul!“-Rufen, die sich an seinen ehemaligen Partner The Miz richten. Das Match verläuft recht unspektakulär und fällt wie das Triple Threat-Match ebenfalls eher in die Comedy-Kategorie. Wie zu erwarten war, siegen Mizdow und Zack Ryder.

Wyatt zeigt Mitgefühl, Mainevent kann begeistern

Nach The Miz und Mizdow stehen sich im folgen Match gleich nochmal zwei ehemalige Kumpanen gegenüber – Erick Rowan stellt sich Bray Wyatt. Während Wyatts Einmarsch bleiben die Lichter in der Westfalenhalle aus, dafür leuchten tausende Handy- und Smartphone-Taschenlampen auf – ein sehr atmosphärischer Moment. Das Match zwischen den beiden Schwergewichten dauert nicht lange, erweist sich aber als netter Brawl (dt. "Schlägerei") voll kraftvoller Aktionen beider WWE-Superstars. Nach Wyatts Sieg hilft dieser dem angeschlagenen Rowan sogar aus der Halle. Hat sich Rowan hier eventuell wirklich verletzt? Denn für Empathie und christliche Nächstenliebe ist Bray Wyatt für gewöhnlich nicht gerade bekannt.

Nun steht der Mainevent an, ein Street Fight zwischen Big Show und dem Wrestlemania 31-Maineventer Roman Reigns. In einem Street Fight ist quasi alles erlaubt und so dauert es nicht lange, bis der erste Kendo-Stick Big Shows Rücken trifft. Der 220 Kg-Koloss lässt sich dadurch wenig beeindrucken, dominiert Reigns nach Belieben und schleudert ihn brutal gegen die Ringtreppe. Nun fordert das Publikum den Einsatz von Klapptischen - “We want tables!“. Big Show schnappt sich ein Mikrophon und verkündet: “There will be NO tables!“ - das sieht Roman Reigns zum Glück anders. Nachdem er sich wieder aufgerappelt und Big Show kurz außer Gefecht gesetzt hat, holt er unter dem Ring einen Tisch hervor. Das Publikum freut sich. Reigns lädt sich Big Show auf die Schultern und lässt ihn durch den Tisch krachen, der in viele Teile zerbricht. Doch noch ist Big Show nicht geschlagen. Reigns packt eine ganze Ladung “Superman-Punches“ aus, doch auch die können den Giganten nicht in die Knie zwingen. Stattdessen kassiert Reigns einen heftigen Faustschlag Big Shows, kann dem Pinfall aber noch mal entgehen. Nun werden Klappstühle zum Schlagen eingesetzt, ein weiterer Tisch wird in der Ringecke aufgebaut. Big Show möchte Reigns einen “Spear“ verpassen – Reigns weicht aus und Big Show kollidiert zum zweiten Mal an diesem Abend mit einem Tisch. Wankend erhebt er sich – doch nun kommt Roman Reigns mit dem “Spear“ angeschossen und erwischt Big Show voll. Das war´s – Reigns pinnt den Riesen und triumphiert.

Fazit: Der Mainevent hat die ansonsten etwas durchschnittliche Show nochmal gerettet. Denn ein derart ordentliches Match hätte man aufgrund Big Shows Unbeweglichkeit und Reigns arg begrenztem Move-Repertoire nicht unbedingt erwartet. Tatsächlich hätte man dieses Match auch bedenkenlos bei einem PPV bringen können. Die restlichen Matches waren in Ordnung bis schwach. Insgesamt litt die Show unter mangelnder Star-Power (Bryans Ausfall hätte man kompensieren sollen!), zu vielen kindgerechten Comedy-Einlagen und Matchkonstellationen, die mit dem aktuellen WWE-Geschehen eigentlich nichts zu tun haben. Da die Stimmung allerdings hervorragend war (selbst in der Straßenbahn ging die WWE-Party noch weiter...), kann man der WWE unterm Strich einen insgesamt recht gelungenen Abend bescheinigen.

Mehr WWE-Action gibt es immer donnerstags auf TELE 5 (RAW um 22.15 Uhr), freitags auf Prosieben MAXX (SMACKDOWN um ca. 22.15 Uhr) und montags ab 21 Uhr bei eurosport.

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