Nur Fernsehen reicht nicht mehr. Wer heute abends entspannt seine Lieblingsserie sieht, bei dem liegt auch das Smartphone nicht weit. Mit „About: Kate2 kam 2013 die erste crossmediale Serie ins Deutsche Fernsehen, die verschiedene Medien wie Fernsehen und Internet miteinander verknüpft und dadurch dazu einlädt während des Fernsehens zum Smartphone zu greifen. Die von Christian Ulmen produzierte Serie, entstand unter Regie von Janna Nandzik und wurde erstmals im April auf dem deutsch-französischen Kultursender arte ausgestrahlt.

In „About: Kate“ geht es, wie der Titel verrät, um Kate Harff, die ihr BWL-Studium abgebrochen hat und deren Kunststudium in Paris ihr irgendwann zu teuer wurde. Jetzt lebt sie in Berlin, mit Ende zwanzig und ohne Plan was sie aus ihrem Leben machen möchte. Ihr Alltag besteht aus zu vielen Partys und der Kontakt zu Freunden läuft größtenteils über Facebook. Durch Kommentare, Bilder, tiefgründige Posts und „Gefällt-mir“-buttons beginnt Kate sich zu definieren. Eine digitale Welt in der sie sich verliert und das Gefühl bekommt, gar nicht mehr zu wissen, wer sie wirklich ist.

Um ihr wahres Ich wiederzufinden, lässt sich Kate in eine Nervenklinik einweisen. Natürlich bewaffnet mit Smartphone und Laptop.

Fernsehen mal ganz anders

Schon bevor die erste Folge ausgestrahlt wurde, konnte man Kate durch ihre Facebookseite kennenlernen und als Freundin hinzufügen. Auf der Internetseite wurde den Zuschauern die Möglichkeit angeboten, zu jeder Folge unter einem bestimmten Thema Foto- oder Videobeiträge einzusenden. Die besten Beiträge haben es in die Sendung geschafft und wurden mit kleinen Preisen honoriert. Unter dem Motto „Back to Black - das Herz ist ein dunkler Wald'' sollte dargestellt werden wie die Hoffnung langsam stirbt. Der Gewinnerbeitrag hierfür ist die Bilderserie eines Mannes, dem es mit einem kleinen roten Fleck als Herz gut geht. Als dieser Fleck jedoch größer und dunkler wird, bricht er immer mehr zusammen.

Zusätzlich gibt es eine App zur Serie, die sich bei jeder Folge mit dem Tonsignal der Serie synchronisiert und dem Zuschauer ergänzende Links, Videoclips und weitere Informationen zukommen lässt. Dort werden dem Zuschauer auch die Fragen gestellt, mit denen Kate in der Serie konfrontiert wird und man unterzieht sich so bei jeder Episode seinem eigenen, nicht ganz ernstzunehmenden, Psychotest.

„About: Kate“ hat nur noch wenig mit dem klassischen Fernsehen zu tun. Aber auch ohne App und Website, ist es eine Serie bei der man nicht einfach abschaltet. Umso schöner ist die Option, selbst aktiv daran teilnehmen zu können. Doch teilweise wird dem Zuschauer zu viel Aktivität abgefordert. Hat man eben vielleicht noch auf der Internetseite nachgeschaut, welcher Beitrag es heute in die Serie schafft und was Kate zuletzt bei Facebook gepostet hat, geht die nächste Folge los und die App ruft plötzlich mit Kates Stimme „Hey“ und zeigt einen Wikipedialink, während der Pfleger jetzt im Leopardenkostüm durch den Bahnhof tanzt.

Träumt Kate oder ist das Wirklichkeit? Habe ich in der App alle Fragen beantwortet oder was verpasst?

Zwischendurch kann es dazu kommen, dass der Zuschauer genervt ist. Er ist sich nicht sicher was Realität und was Fiktion ist und überhaupt, der gleichzeitige Informationsschwall der verschiedenen Medien überfordert schon fast. Genau wie es bei Kate der Fall ist.

Darum ist es zwar manchmal schon zu viel des Guten, doch auch das ist Sinn dieser Serie. Der Zuschauer bekommt das Gefühl, Kate wirklich zu kennen und fängt an den eigenen Umgang mit unterschiedlichen Medien zu hinterfragen, ohne ihn jedoch komplett abzulehnen. Immerhin sind die Smartphon-Benutzer und Facebook-Mitglieder die Zielgruppe der Serie, denn ohne Smartphone oder PC kann man schließlich nicht alle Angebote rund um die Sendung wahrnehmen. Ob das Modell der crossmedialen Serie jedoch ein einmaliges Experiment bleibt oder zukünftig doch noch durchsetzungsfähig ist, bleibt abzuwarten. Bei „About: Kate“ ist es auf jeden Fall gelungen.

Die gesamte Serie mit allen Folgen, Link zu Kates Facebookprofil und mehr gibt es auf arte.


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