Es sollte was Besonderes werden, der ganz große Wurf. Es wurde groß, jedoch nur räumlich. Seit Wochen rollte das erfrischende Moderatorenpaar Joko & Klaas die Werbetrommel für ihre neue Show "Circus HalliGalli". Ein bescheuerter Name, die veröffentlichten Setfotos sollten jedoch darüber hinweg sehen lassen. Darauf präsentierten sich die beiden Grenzgänger mit ihrem alt bekannten und bewährten Team im Stil der 20er Jahre. In den kurzen Werbespots der PR-Phase wurde Großes angekündigt, was schon nach den ersten Minuten nicht gehalten werden konnte. Denn rasch fiel auf: Viel Neues ist von den beiden nicht zu erwarten. Einzig und allein ein Blick in die obere linke Ecke der Mattscheibe machte den schwachen Tapetenwechsel deutlich.

XXL-Studio füllt das Konzept nicht wirklich aus

Man nehme das leider wenig beachtete "neoParadise", ein bisschen Glitzer, ein bisschen Drama und packe es in ein XXL-Studio, mit der Hoffnung, dass das schon irgendwie funktionieren würde. Den Charme eines kleinen bequemen Lofts, den die gescheiterte Show auf dem Digitalsender "zdfneo" ausstrahlte, wurde durch die Wucht und Größe des neuen Produktionsraumes förmlich erschlagen.

Während das Bühnenbild an ein Kino aus den goldenen Zwanzigern erinnerte, hielten Joko & Klaas im Vordergrund an ihrem Konzept fest. Klaas am Schreibtisch, und Joko auf dem Sofa. Wer erwartet hat, die beiden Moderatoren in ihrem hippen Outfit, bestehend aus Frack und Melone sehen zu können, wurde prompt enttäuscht. Beide kamen in zivil und somit verpuffte der letzte Hoffnungsschimmer auf einen Tapetenwechsel.

Beim Fahrplan der Show, wurde nur wenig experimentiert. Die Auswahl der Studiogäste ließ zudem arg zu wünschen übrig. Über einen skurrilen Helge Schneider schienen sich allein die Gastgeber amüsieren zu können. Beim Publikum kam der Multiinstrumentalist eher weniger an. Musikalisch wurde es ähnlich langweilig. Sido präsentierte seine neue Single, Cro hüpfte aus der Schrankwand, die nun zum kleinen Tresor mutierte. Ein kleiner Sidekick, hatte der Stuttgarter Rapper bei "neoParadise" doch einen seiner ersten Fernsehauftritte, wo sein Bekanntheitsgrad eher bei null komma null lag.

Charles Schulzkowski und die Ja-Sager geben Anlass zur Hoffnung

Wie schon bei den Vorgängern "MTV Home" und "neoParadise" setzten die ehemaligen Wetten dass..?-Anwärter auf altbewährtes. Alle Shows zeichneten sich durch die kurzen Videobeiträge aus, wo Joko und Klaas sich zum Affen mach(t)en. Während (noch) auf das Spiel „Wenn ich du wäre..“ verzichtet wurde, fanden sich die beiden Fachidioten im Kölner Karneval wieder. Nach dem Vorbild des Jim Carrey-Streifens "Der Ja-Sager" kämpften sich die beiden Fernsehmacher durch den besoffenen Pulk, stets unter der Devise jede Frage mit "Ja" zu beantworten. Das wurde herrlich amüsant von dem begleitenden Kamerateam und den Redakteuren ausgenutzt. Zum Ende des ersten Teils trafen die beiden sogar Prosieben-Gott Stefan Raab, der Joko und Klaas mit Tonnen von Kamelen abwarf.

Einen weiteren Anlass zur Hoffnung gab Charles Schulzkowski, gespielt von Liedermacher Olli Schulz. Der betrunkene Promireporter im Cordanzug pöbelte sich auf einer Filmgala durch die VIP-Masse. Dass der übermäßige Alkoholkonsum dabei nicht gespielt war, wurde ziemlich schnell deutlich. So endete der Beitrag mit einem Rausschmiss durch die Security, untermalt mit einem gelallten "Ihr seid doch alles so glatte Affen". Herrlich, bitte mehr davon.


Unterm Strich

Alles in Allem hatten Joko & Klaas im Vorfeld eine wirklich große Klappe und versprachen viel, konnten davon aber nur wenig halten. Einzig und allein die Zuschauerzahl sollte sich für die beiden gelohnt haben. Stolze 1,66 Millionen Zuschauer saßen vor den Bildschirmen, im öffentlich-rechtlichen Digitalsender waren es im Schnitt 20.000. Positiv war zudem, dass ProSieben lediglich eine Werbepause einstreute. Mit dem Konzept des altbewährten ist das Entertainment-Duo wenig experimentierfreudig und relativ schmerzfrei gefahren.

Ein bisschen mehr Trash und Ulk wäre jedoch angebracht gewesen. Da muss mehr kommen, denn die Erwartungen sind hoch, beim Zuschauer und wohl auch bei sich selbst.

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