„In dem Fall sind wir uns glaube ich einig, oder?“ - „Stimmt.“ - „Danke.“ Einigkeit herrscht zwischen den beiden selten. Doch am Ende können sie sich auf einen gemeinsamen Nenner einigen. „Eine bescheuerte Inflationierung.“, so Blome, sei diese Leichtfertigkeit, Gegner häufig in die rechte Ecke zu schieben, die dort zweifelsfrei nicht zu verorten sind. Es ging um unsachliche Kritik an den beiden.

Eine neue mediale Streitkultur

Augstein und Blome, zwei Streithähne, die ein interessantes Format auf Phoenix haben, bei dem sie über tagesaktuelle politische Themen streiten, begeistern. Sicherlich, Diskussionsrunden gibt es im Fernsehen schon zuhauf. Erst Recht seitdem die ARD im Herbst ihre Sendezeiten geändert hat und nun fast täglich eine Show zeigt. Die Konzepte sind überall relativ ähnlich: Fünf Personen unterschiedlicher Interessen versuchen ihren Standpunkt klar zu machen, wiederholen sich permanent und fallen sich oftmals ins Wort. Nur der Moderator / die Moderatorin vermag den Geladenen Einhalt zu gebieten.

„Augstein & Blome“ ist anders. Hier ist niemand, der die Sendung leitet. Beide sind gleichberechtigt. Natürlich, auch sie fallen sich ins Wort, wenn es hitzig wird. Doch sie haben sich schnell wieder im Griff, respektieren sich, lassen den Anderen reden.

In einer Sendung geht es um die sogenannten Wutbürger. Blome scheut sich nicht davor, die Rolle des Unsympathischen zu übernehmen. Die Wutbürger seien in Stuttgart eine Minderheit, müssen nun Demut zeigen und erkennen, dass ihr Eigeninteresse nicht das allgemeine sei.
Augstein hingegen ist trotz des Ergebnisses der Volksabstimmung froh und sieht hier eine Vorbildfunktion für ähnliche Projekte.

Dialoge statt Ausschweifungen

Nun kommen sie auf den Atomausstieg zu sprechen. Blome legt seine Ablehnung gegenüber solchen Abstimmungen dar: „Wollen sie die Republik mit Volksabstimmungen auf kommunaler Ebene pflastern?“, fragt er wohl wissend zugespitzt. Augstein wirft ihm Polemik vor, entgegnet ihm, dass kein Weg daran vorbeiführe, die Leute zu befragen.

Der Zuschauer kann sich freuen. Er bekommt eine Dialogizität geboten, die er in der Tagespolitik oft vermisst. Augstein und Blome sind Gegensatzpaare. Die Ansichten Blomes mögen vielen Linksorientierten nicht gefallen, die Aussagen Augsteins den Konservativen missfallen. Doch obwohl sich die Standpunkte meist unterscheiden, sind die Diskussionen vorbildlich.

Bedauerlicherweise ist die Sendung schon nach zehn Minuten zu Ende. Mehr Zeit hätte sie verdient. Doch anderseits sind die Sichtweisen jedes Mal schnell geklärt. Am Ende atmen sie tief durch, werden leise, ruhig, als hätte es keine Meinungsverschiedenheit gegeben.



Sendezeiten

Freitags um 23.50 Uhr, samstags um 00.35 Uhr und am sonntags um 11.50 Uhr und montags um 16.05 Uhr

Jakob Augstein: Verleger der Wochenzeitung "der Freitag".
Nikolaus Blome: Leiter des Berliner Büros der Bild

Augstein & Blome auf youtube

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