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Schon direkt nach Bekanntgabe der Votingabbruchs verwies Kandidatin Zazou Mall auf die Telefonkosten, die den Fans durch die nicht gültigen Anrufe entstanden seien. Kommentar: Die Abzocke mit der Panne Einen komischen Eindruck hinterließ es schon, dass ein Fehler in einer einzigen Grafik die Schuld trägt. Werden die Grafiken nicht heutzutage am Computer erstellt? Warum sollte man mehrmals während einer Live-Sendung eine neue Variante erstellen? Die Erklärung ist einfach. Man sollte RTL zumindest an dieser Stelle glauben, dass fälschlicherweise eine Tafel aus der Probe eingeblendet wurde. Dort waren die Endziffern der Kandidaten noch anders. Gerade bei der Steuerung über den PC kann das leicht passieren: Wer kennt ihn nicht, den falschen Klick? Natürlich hinterlässt die Verschiebung einen schalen Beigeschmack. Anscheinend hatten weder die Kandidaten, noch der Moderator, die Jurymitglieder oder irgendein sonstiger Mitarbeiter am 7. Mai etwas vor. Man sollte den Tag zum offiziellen DSDS-Feiertag ernennen. Aber bewusst einen Zahlendreher zu provozieren wäre unprofessionell und naiv. Zur Umsetzung bräuchte man zu viele Mitwisser und irgendjemand plappert immer. Der Image-Schaden wäre irreparabel. Gerade die Entschädigung mit Verspätung zeigt, dass der Sender nicht betrogen hat, sondern nur abkassieren wollte. Ausgangspunkt der Panne war ein dummer Fehler. Unverzüglich hätte das Telefonvoting abgebrochen werden müssen. Dass das nicht geschah, ist eine Frechheit. 75 Minuten lang füllte man sich weiter die Taschen, um dann zu verkünden: Ätschibätsch, umsonst angerufen – aber nicht kostenlos. Trotz der Entschädigung ist das Dilemma noch nicht ausgestanden: Ob die Teilwertung der Anrufe eine faire Lösung darstellt, scheint fraglich. Eine Verzerrung der Ergebnisse ist nicht ausgeschlossen. Denn ein schlechter Auftritt nächste Woche mit entsprechend wenigen Anrufen wird möglicherweise aufgewogen durch die vielen Anrufe für einen guten Auftritt aus der Vorwoche. Auch raubt sich RTL die eigene Glaubwürdigkeit. 2009 kam es bei Annemarie Eilfeld zu einem vergleichbaren Zahlendreher. Trotzdem galt das Voting: Annemarie schied aus. Gelten dieses Mal andere Maßstäbe, weil ansonsten ein Kandidat ausgeschieden wäre, den man in der Sendung behalten möchte? Die richtige Lösung wäre eine Annullierung aller Anrufe gewesen - mit entsprechender Entschädigung. Aber der Profit geht bei RTL vor Fairness: Eine Komplett-Annullierung ist schlicht teurer. Selbst die jetzt angekündigte Entschädigung ist nur ein Werbegag. Das Geld zurück gibt es nur gegen Name, Kontonummer und Einzelverbindungsnachweis mit Telefonnummer und Uhrzeit des Anrufs. Eine unbürokratische Lösung sieht anders aus. Es wäre kaum verwunderlich, wenn die "Verhandlungen" über eine Nichtberechnung scheitern und man darauf spekuliert, dass der Zuschauer einen solchen Aufwand scheut. Wenn mehrere Millionen so denken, geht der Plan von RTL auf. Moderator Marco Schreyl tat das ab: Dafür habe der Sender bereits eine Lösung gefunden. Details verschwieg er. Gegen die lautstarken Proteste kam der Sender jedoch nicht mehr an. Um die Fanseele zu beruhigen, erklärte RTL in einer Pressemitteilung vom 4. April, dass die Kosten für die Telefonanrufe nicht berechnet oder erstattet werden. Das Krisenmanagement der DSDS-Verantwortlichen in der fünften Mottoshow erinnerte unweigerlich an das Vorgehen des japanischen Atomkonzerns Tepco. Bewusst oder unbewusst korrigierte man die eigene Panne nur äußerst langsam. Statt das Voting zeitnah zu beenden, ließ man die Telefonleitungen bis 23.54 Uhr geöffnet. Dann verkündete man in der Entscheidungsshow, dass alle Anrufe, die zwischen 22.39 Uhr und 23.54 Uhr eingegangen seien, aus der Wertung fallen. Vor allem im Netz kochte daraufhin die Wut hoch. Fans, die sich geprellt fühlten, schrieben auf der Facebook-Seite von DSDS von "Verarschung", "Abzocke" und "Geldschneiderei". Schnell machte die Theorie die Runde, dass RTL den Zahlendreher bewusst herbeigeführt habe. Indizien für einen vermeintlichen "Betrug" lassen sich durchaus finden. Schließlich bedeutet eine zusätzliche Sendung mehr Einnahmen. Zudem geht man durch die Verschiebung des Finales der direkten Konkurrenz mit "Wetten, dass…?" aus dem Weg. Chefjuror Dieter Bohlen dementierte das in einem Interview mit der Bild-Zeitung am 4. April: "Ich habe mich auf die Duelle mit Thomas Gottschalk immer gefreut und bin sogar traurig, dass es diese in der Form bald nicht mehr gibt." Zugleich betonte der Musikproduzent, dass er nichts an den Anrufen verdiene: „Ich bekomme mein Geld einzig und allein weil ich in der Jury sitze.“ Mysteriöse Mails und Beschwichtigungsversuche Angeheizt wurden die Spekulationen durch eine e-mail der Produktionsfirma Grundy, die bereits am 24. März die Verfügbarkeit Ihrer Mitarbeiter für den 7. Mai abfragte. Daraufhin ging RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger in die Offensive. Er betonte in einem Interview mit der Bild-Zeitung, dass dies eine Mail-Abfrage für das Format "Deutschlands Casting-Helden", nicht für "DSDS" gewesen sei. Weiter argumentiert Sänger, dass man „schnellstmöglich reagiert“ habe: „Ab 23.12 Uhr wurden keine Aufrufe zum Anrufen mehr gesendet. Um 23.42 Uhr wurde in einer Live-Schaltung klargestellt, dass es einen ¬Fehler gab.“ Eine Erklärung für die halbstündige Lücke gibt Sänger nicht. Für eine Konkurrenzvermeidung mit Gottschalk gebe es keinen Anlass: "'Wetten, dass ..?‘ war in den letzen Jahren kein Grund dafür, mit ,DSDS‘ auszuweichen." Die Chance, die Vorwürfe zu entkräften, indem in der nächsten Sendung zwei Kandidaten ausscheiden, schlägt RTL mit Verweis auf die Regeln der Sendung aus. Da es dem Sender mit den Erklärungen nicht gelang, die Fans zu beruhigen, entschloss man sich nun zur Entschädigung. Dieter Bohlen formuliert den Sinn der Vorgehensweise im Bild-Interview explizit: "Ich hoffe, dass damit nun auch die Kritik verstummt." Laut Pressemitteilung klärt RTL gegenwärtig mit den Telefonanbietern, dass die Kosten nicht in Rechnung gestellt werden. Sollte das nicht möglich sein, gibt es die Möglichkeit der Erstattung. Die vor 22.39 Uhr eingegangenen Anrufe werden in der nächsten Sendung gewertet.
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