Die DSDS-Welt ist wieder ein Stück ärmer. Erst setzte Juror Dieter Bohlen den „Schlageronkel“ verbal auf die Liste der gefährdeten Arten, dann kam für die Rasse tatsächlich das Aus. Zu wenig Zuschauer riefen für Kandidat Norman Langen an. Ironie des Schicksals: Der Sänger mit dem Faible für deutsche Schlager und dem Prädikat "fetentauglich" scheitert beim Motto "Partykracher" – und das mit der Ballermann-Hymne "Hey Baby". Dafür begeisterte Marco Angelini Jury und Zuschauer. Pietro Lombardi wurde sogar zum Favoriten der Staffel ernannt.

Die Kritik von Jurorin Fernanda Brandao, dass er zu wenig Persönlichkeit zeige, nagte an Kandidat Marco. Als Alternative schlug Kollegin Sarah Engels im Einspieler einen Auftritt mit nacktem Oberkörper vor. Aber Marco wählte die Radikalkur frei nach dem Motto „Jetzt reicht’s mir!“. Die Jurorin bekam die Ecken und Kanten, die sie sich gewünscht hatte. Zu „Let me entertain you“ von Robbie Williams ließ der Österreicher es so richtig krachen – in Lederjacke und mit Netzunterhemd. Vom Image des sympathischen Arztes, dem die Frauen vertrauen, war da wenig zu sehen. Vor allem, weil Marco sein Gesicht unter einer dicken Schicht Schminke verbarg, wodurch er aussah wie der uneheliche Sohn eines Kiss-Musikers.

Ist das Marco oder ein Farbtopf?

Der Jury gefiel was sie sah – oder nicht sah. Patrick Nuo forderte beim Publikum Standing Ovations ein und stellte fest: „Das war die beste Performance, die ich bei DSDS je gesehen habe.“ Auch Fernanda zog vor Marco ihren imaginären Hut. Er habe es „wirklich schön gemacht“. Lobende Worte für die Schminkorgie fand Juror Dieter Bohlen. Der Kandidat aus der Steiermark habe „ganz gut gesungen“ und einen „sehr, sehr guten Auftritt“ hingelegt. Auch das Publikum kippte ob der Radikalkur nicht vom Sessel, sondern rief eifrig für Marco an, sodass er sicher die nächste Mottoshow erreichte. Vielleicht, weil er sich direkt nach seinem Auftritt abgeschminkt hatte.

Wiedererkennungswert hatte auch der Auftritt von Pietro Lombardi. Nachdem er seinen Titel „Que Sera“ bereits im Recall in einer – wie Patrick Nuo es nannte – „katastrophalen Jodelversion“ präsentiert hatte, folgte nun in der vierten Mottoshow die Partyversion. Das Wichtigste zuerst: Die Jury erkannte diesmal auf Anhieb, um welchen Titel es sich handelte. Dabei hatte Pietro vor dem Auftritt noch Bedenken geäußert. Denn aufgrund seiner Fußverletzung musste er erneut im Sitzen singen. Eine Position, die ihn in der letzten Sendung beeinträchtigt habe, wie er im Einspieler betonte: Sein Speck habe gegen seinen Bauch gedrückt, was das Singen schwierig mache. Davon war jedoch nichts zu bemerken. Pietro meisterte seinen Song. Das Bewegen übernahm für ihn eine Truppe bunter Tanzkinder. Patrick Nuo attestierte Pietro die „größte Entwicklung“ aller Kandidaten.

Der moderne Winnie Pooh und kein Kermit

Noch weiter ging Musikproduzent Bohlen: „Du bist jetzt schon ein kleiner Star.“ Flugs rief er Pietro als „modernen Winnie Pooh“ zum Favoriten der Staffel aus. Zunächst einmal wurde der Kandidat dieser Rolle gerecht, indem er sicher die fünfte Mottoshow erreichte. Ob er sein Weiterkommen mit Honig oder flotten Bienen feierte, ist nicht überliefert. Dafür klärte Pietro im Laufe der Sendung einen häufigen Irrtum bezüglich der Persönlichkeit eines gewissen Jurors auf: „Das ist Dieter Bohlen, nicht Kermit der Frosch.“ Und Moderator Marco Schreyl lernte sein viertes Wort „Lombardisch“: Auf „Jackpot“, „Bonus“ und „Bombe“ folgte „Fisch“.

Nach 22 Uhr nicht mehr die Bühne betreten durfte Sebastian Wurth. Der Grund dafür lag aber nicht in seinem Ausscheiden, sondern darin, dass ihm dies gesetzlich verboten wurde. Auch RTL muss sich an den Jugendschutz halten, zumindest seit vergangener Woche. An Kindesmisshandlung grenzte schon Sebastians Auftritt. Aufgrund genetischer Bewegungslegasthenie tanzte er nicht, sondern wurde getanzt. Bildlich muss man sich das so vorstellen, dass ein singender Kandidat umgeben ist von leicht bekleideten Tänzerin, die seine Haare zerstrubbeln und an ihm herumdrücken, um Bewegung zu simulieren. Ein für Patrick Nuo „stimmlich wunderbarer“ Tanzversuch, den Fernanda aus unerfindlichen Gründen „ein bisschen steif“ fand. Dieter Bohlen urteilte zutreffend: „Dieser Song war nicht dein Ding.“ Dafür war Anrufen das Ding von Sebastians Fans. Der Junge, der sich so ungern mit Justin Bieber vergleichen lässt, erreichte direkt die fünfte Mottoshow.

Dort trifft er nicht nur auf Marco und Pietro, sondern auch auf Sarah Engels. Nach ihrem Comeback in der letzten Woche überzeugte die Kölnerin erneut. Sie sei die „beste Sängerin“, attestierte ihr die Jury. Außer Sarah ist auf weiblicher Seite nur noch Zazou Mall im Wettbewerb, über die Dieter Bohlen urteilte: „Sie kann nicht singen.“ Insofern stehen die Chancen nicht schlecht, dass Sarah ihren Titel in der nächsten Mottoshow verteidigt. Schließlich hat sie ganze zwei Wochen, um sich vorzubereiten.

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