Der DSDS-Reporter: Kommentar zur medialen Aufbereitung des Recalls.
Ist es das Paradies oder ist es der Alptraum im Paradies? Ja, dieser Satz ist pathetisch. Nein, er stammt nicht aus der Bibel – und auch nicht aus dem Dschungelcamp. Dieser Satz ist Teil des RTL-Blockbusters DSDS-Recall 2011. Da ist eine Insel nicht einfach nur eine Insel, sondern: Die Insel der Entscheidung. Da gibt es nicht nur eine Chance, sondern: Die Chance ihres Lebens. Da gibt es nicht nur Druck, sondern den größten Druck aller Zeiten und aller Zeiten die noch kommen werden. Wobei das klingt schon wieder sehr nach Sarah Dingens und dem Dschungelcamp. Und natürlich gibt es auch nicht nur einfach einen Moderator, sondern Marco Schreyl. Womit sich die Frage nach Paradies oder Alptraum erledigt hätte.
Die Musikuntermalung mit Theaterdonner und Herzschlägen macht klar: Hier geht es nicht nur darum, in einer Castingshow die nächste Runde zu erreichen. Hier geht es nicht nur darum, dass man mit einem Weiterkommen zumindest den 15. Platz bei DSDS 2011 und sich damit die Stadientour 2012 durch die Großraumarenen in Castrop-Rauxel und Meppen-Ost sichert. Nein, für die Kandidaten geht es hier um Leben und Tod. Eigentlich sind sie auf einer netten Insel, mit netten Leuten und einem netten Strand. ABER: Auf diesem Strand links von der gebogenen Palme steht ein Tisch. Kein Tisch: Eine Bank. Und dahinter sitzen die unbarmherzigen Richter der DSDS-Jury: Dieter Bohlen, die Frau und der andere. Unter Qualen pressen davor mehr oder weniger bekleidete junge Menschen mehr oder weniger toll tönende Töne in ein schwarzes Puschelmikrofon. Bei der Songauswahl treten traurige Einzelschicksale zutage. Ardian (nein, nicht Adrian!) singt ein Lied aus „König der Löwen“. Er kommt aus dem Kosovo, da ging es ihm nicht sonderlich gut, denn er besaß nur eine Kassette. Und darauf war, sie wissen schon…
Um Leben und Tod geht es aber erst, wenn alle Auftritte vorbei sind und sie kommt: die ENTSCHEIDUNG. Was heute schon nach 20 Minuten der Fall war. Wie die Schafe zur Schlachtbank werden die Kandidaten einzeln vor die Jury getrieben. Alle Farbe weicht aus dem Bild. Ihr DSDS-Leben läuft im Zeitraffer vorbei. Was meistens nicht sehr lange dauert. Aber so ist das vor dem Tod, haben die von RTL gehört. Doch nicht genug. Jetzt kommt noch der typische Cilffhanger. Bohlen: Es gibt nicht einen Grund, warum wir dich weiterlassen sollten. Das Todesurteil! Der Kandidat hält die Hände vor das Gesicht oder dreht sich weg. Aber dann die Überraschung, die sich im Laufe der DSDS-Staffeln auch irgendwie verflüchtigt hat. Bohlen: Es gibt tausend Gründe. Ja und dann kommt immer dasselbe: Einfach echte Freude und so. Alle sind dem Tod alias Dieter Bohlen gerade noch entkommen.
Alle freuen sich – gleich. Schon seit der ersten Staffel. Irgendwie scheinen die Kandidaten auch immer dieselben. Kein Wunder, dass Gerüchte aufkommen, Dieter Bohlen sei in Wirklichkeit taub und entscheide mithilfe von Schablonen. Ein Mädchen mit Stimme, eins mit Schminke. Ein Junge mit Können, einer mit Haaren. Und ein paar Ausländer. In diesem Jahr ein Ösi und eine Schweizerin. Die Holländerin und die Bayerin sind leider ausgeschieden. Soweit geht die Integrationsbereitschaft dann doch nicht! Aber jetzt mal im Ernst: Die Stimme der Holländerin klang viel zu aufgesetzt und unauthentisch. Und dann konnte die auch noch Englisch. Unerhört!