Frankreich, 1977: Caroline, Abel, Laure, Louis und Matt haben es geschafft. Sie haben das strenge Auswahlverfahren der École Nationale d’Administration (ENA) erfolgreich bestanden. Nach der mehrjährigen Ausbildung an der ENA winken ihnen Posten in den einflussreichsten politischen Institutionen des Landes.

Während der traditionsbewusste Louis eine Karriere nach Maß anstrebt, hadert seine Schwester Laure mit der subtilen Frauenfeindlichkeit und dem Konservatismus der politischen Eliten. Gemeinsam mit Abel, Caroline und Matt schwört sie, das Ausbildungssystem der ENA zu boykottieren und nach dem Examen die besonders lukrativen Posten auszuschlagen.

Fünf idealistische Elitestudenten, die einen Pakt schließen? Oh bitte! Streckenweise erinnert die Story des ARTE-Zweiteilers „Lehrjahre der Macht“ eher an einen gefühlslastigen Schinken im Privatfernsehen: Matt ist in Caroline verliebt, die sich aber erstmal mit Louis einlässt. Der wiederum verführt lieber die wunderschöne Gattin seines Vorgesetzten. Auch zwischen Abel und Laure funkt es, doch Abel ist verheiratet. Mehr und mehr entfremdet er sich durch die Karriere an der ENA von seiner politisch engagierten Frau – mit bitteren Konsequenzen…

Zugegeben ein bisschen viel privates Drama. Den Film aber als Seifenoper vor dem Hintergrund einer elitären Ausbildungsinstitution abzutun wäre zu hart. Denn spannend ist er trotzdem, und das liegt an der Einbettung der Story in ihren historischen Kontext. Das Land steht vor tief greifenden Veränderungen, als Mitterand und die Sozialisten 1981 die Macht übernehmen. Louis, Laure und ihre Kommilitonen müssen sich als Neulinge im politischen Alltag bewähren und stecken bald mitten im Geschehen.

Es geht um die Wirtschafts- und Atompolitik Frankreichs, die Unabhängigkeitsbestrebungen Korsikas und immer wieder um die Frage: konservativ oder sozialistisch? Gegen die Reformen der neuen Regierung regt sich bald Widerstand, und die Fünf müssen erleben, wie ihre Ideale auf die harte Realität treffen.

Die Konflikte, die die Protagonisten durchleben – sowohl persönlich als auch im Beruf – vermitteln einen lebendigen Eindruck der gesellschaftlichen Umbrüche im damaligen Frankreich. Abgerundet wird der Realitätsbezug immer wieder durch authentische zeitgenössische Fernsehbilder. Fazit: Die Mischung macht’s – in diesem Falle einen unterhaltsamen Film, der spannende Einblicke in die Geschichte Frankreichs der 1970er und 80er Jahre liefert.

Beide Filme sind online noch bis Donnerstag verfügbar unter arte.tv.

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