Durch den rasanten Aufstieg des Internets in den letzten Jahren scheinen die klassischen Druckausgaben langsam aber sicher überflüssig zu werden. Wer sich umfassend über das aktuelle Tagesgeschehen informieren will, braucht dazu nicht mehr zwingend am Zeitungskiosk vorbei zu gehen oder gar ein Abonnement zu erwerben. Ein Blick ins Internet reicht und man ist vollends auf dem neusten Stand der Dinge.

Jede Zeitung, die in der Medienlandschaft bestehen will, hat mittlerweile einen eigenen Internetauftritt, egal ob überregionale Angebote wie „Die Zeit“ oder Provinzblättchen wie unser Bonner „General-Anzeiger“. Und da finden sich dann nebst den Meldungen, die auch in der Printausgabe zu finden sind, sogar noch Links zu weiterführenden Informationen, Sonderrubriken und nicht zu vergessen die Nachrichtenticker, die ständig über das Geschehen in der Welt auf dem Laufenden halten.

Daneben haben sich in den letzten Jahren einschlägig bekannte Nachrichtenportale wie „Google News“ oder „nachrichten.de“ zu stark frequentierten Informationssammelstellen entwickelt, die Nachrichten aus allen Zeitungen zusammentragen und so schnell und umfassend einen Überblick über das Wichtigste vom Tag bieten.

Brandaktuell und schnell

Mit dem Aufstieg des Internets hat sich auch die Medienlandschaft stark verändert, vor allem die Druckpresse leidet immens unter den neuen, kostenlosen Online- Angeboten. Immer öfter fallen Verlage und vor allem kleinere Zeitungen und Magazine weniger durch brisante Schlagzeilen auf denn mehr durch ihre eingereichte Insolvenz.

Überleben kann nur, wer mit der Zeit geht. Online-Redaktionen werden immer weiter ausgebaut, Journalisten fokussieren sich zunehmend auf diese. Die Kaffeehauskultur, in der Zeitungen das Maß aller Dinge darstellten und niemals ausgehen durften, ist Anfang des letzten Jahrhunderts untergegangen, in unserer schnelllebigen Welt scheint keine Zeit mehr für den Klassiker „Kaffee und Zeitung“ zu sein. Müssen wir also von der klassischen Druckausgabe Abschied nehmen?

Fakt ist: ohne das Internet funktioniert heute nichts mehr, es macht das menschliche Leben einfacher und vermittelt schnell und effizient genau die Informationen, die man sucht. Mittlerweile sind wir wohl alle so an diesen Zustand gewöhnt, dass ein Leben ohne das World Wide Web nicht mehr denkbar wäre. Die losgetretene Entwicklungen werden nicht mehr aufzuhalten sein.

Dieser Realität ist sich auch die Medienindustrie bewusst und hat bereits entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Schon jetzt überlegen auch in Deutschland Verlage und Rundfunk- sowie Fernsehanstalten, wie sie ihr Angebot effektiv umgestalten können, um auch am Internetgeschäft Geld verdienen zu können. Eine schrittweise vollzogene Abkehr vom Druck, der dabei letztlich vollkommen abgeschafft wird?

Der eigene Charme legt die Zeitung nicht lahm

Noch besteht Hoffnung für das Pressewesen, für kleinere sowie größere Auflagen. Zumindest die ältere Generation mag auf die gedruckte Variante ihrer täglichen Nachrichtenübersicht nicht verzichten wollen. Einer gewisse „Stammleserschaft“ bleibt den Zeitungen also noch erhalten. Gerade die Regionalzeitungen, die sich explizit um eine umfassende Berichterstattung über den berühmt-berüchtigten Kaninchenzüchterverein bemühen, profitieren davon, denn hier lebt dieser „harte Kern“ der Zeitungsfetischisten.

Das Sorgenkind ist die jüngere Generation: Natürlich gibt es diese Exoten, die eine Renaissance der Zeitung sofort tatkräftig unterstützen würden, doch ist ihre Zahl eher gering. Zeitungen kosten Geld und damit sieht es bei den meisten recht mau aus. Und da ja eh keine Zeit besteht, eine Gazette von vorne bis hinter zu wälzen, lohnt sich der Kauf eigentlich gar nicht.

Dabei bietet eine Zeitung mit ihrem ganz eigenen Charme einige Aspekte, die bei Online-Angeboten völlig unter den Tisch fallen: In der Flut von Informationen, die das Internet einem bietet, gehen kleine „Schmanckerl“ leicht unter, in einer Druckausgabe sind es oftmals gerade die Kleinanzeigen, welche die Aufmerksamkeit auf sich ziehen (finden sich doch gerade da die skurrilen Eigenheiten dieser Welt wieder).

Gerade in der heutigen Zeit, wo man in den meisten Berufen unumgänglich ohnehin die meiste Zeit des Tages vor dem Bildschirm eines Computers verbringt, stellt die klassische, gedruckte Zeitung außerdem eine Möglichkeit dar, die Augen zumindest am Abend oder morgens vor der Arbeit auf etwas anderes zu richten. Darüberhinaus konzentriert man sich auf das Gelesene und überfliegt die Artikel nicht einfach „nebenbei“, wie es bei Internet-Recherchen häufig der Fall ist.

Und unterwegs? Natürlich kann man mittlerweile von jedem Ort der Welt aus ins Internet, Handys und iPhones sind klein genug, um sie mitnehmen zu können und auch Laptops sind im alltäglichen Reise-Bild keine Seltenheit mehr. Doch gerade, wer tagtäglich mit der Bahn unterwegs ist, kann auch noch immer das Geraschel von Zeitungspapier hören und Menschen sehen, die sich tief über in das Großformat vertieft haben und darin jede noch so kurze Mitteilung in sich aufsaugen.

Schnelle Informationen zum aktuellsten Stand der Dinge schön und gut. Dass Verlage sich umorientieren und ihre Online-Redaktionen ausbauen, ist richtig und wichtig für ihr zukünftiges Überleben. Doch den Druckausgaben deshalb schon ein Grab zu buddeln, wäre infam. Die Medienlandschaft ist eine typische Art „Mode“: ständig wird sie um Neues ergänzt, doch deshalb wird Altes nicht vergessen. Und irgendwann kommt der nächste Retro-Trend…

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