„Das Young Professionals Network“ der Deutschen Gesellschaft für Personalmangement: „Vernetzen, informieren, weiterkommen“ lautet das Motto der Plattform, die eine Art „Kontaktbörse“ für junge Akademiker sein will, die in führende Positionen im Personalmanagement streben. Eine ernsthafte Möglichkeit, den sprichwörtlichen „ersten Fuss in die Tür“ zu bekommen oder leere Versprechen, salopp „Abzocke“ genannt?

Auf den ersten Klick erscheint das Angebot der DFGP-Community nicht schlecht: die Unterabteilung „Young Professional Network“ verspricht dem jungen Nachwuchs-Personalmanager erste Kontakte im entsprechenden Metier, Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung sowie Unterstützung und Orientierungshilfe bei der Karriereplanung.

Unterstützt wird der Verein laut eigenen Angaben von rund 1700 Unternehmen, aus denen etwa 4000 Mitarbeiter als aktive Mitglieder in der Community registriert sind. Sie sollen dem Nachwuchs durch Vermittlung der eigenen Erfahrungen eine Hilfestellung beim Einstieg ins Berufsleben bieten und sich später dann bei der erfolgreichen Entwicklung der Karriere durch beständigen kommunikativen Austausch über die Arbeitserlebnisse gegenseitig behilflich sein.

Wie sich dieses Angebot dann ganz real präsentieren wird, erfährt man unter den jeweils zugehörigen Rubriken, die in ihrer Aufmachung anscheinend schon dem stressigen Alltag eines Personalführers angepasst werden sollten: Wenig Text, Beschränkung auf die zentralen Informationen, die das potentielle Mitglied interessieren, verpackt in Aussagekräftigte Überschriften wie „Interview-Coaching“ oder „Erfahrungsaustausch: offline und online“. Eines ist klar: ohne einschlägige Englisch- und vor allem Internetkenntnisse kommt man nicht weit!

Bevor man jedoch überhaupt in die Inhalte der drei Angebotskategorien einsteigt, sticht einem das Wort „Mitgliedschaft“ in die Augen. Unter dem Titel „Entscheidender Schritt für die berufliche Zukunft“ erfährt man hier, dass man, um das noch unbekannte Angebot in vollem Umfang nutzen zu können, ein außerordentliches Vereinsmitglied der DGFP werden muss. Das bedeutet explizit: Bestimmte Bedingungen erfüllen, Anmeldeflyer anfordern und ausgefüllt zurückschicken und vor allem: 150 Euro (bzw. 100 Euro für Studenten) Mitgliedsbeitrag bezahlen.

Diese Summe wird vom Verein selbst als „Spende“ behandelt, mit der ihr Gönner seiner „beruflichen Zukunft etwas Gutes“ tut und „dabei noch eine gemeinnützige Organisation unterstützt“. Aufgrund der Tatsache, dass es sich jedoch um eine Spende handelt, kann der Beitrag leider nicht monatlich bezahlt werden, großzügiger weise ist bei einem Beitritt in der zweiten Jahreshälfte jedoch nur die Hälfte zu bezahlen. Ist es das wert?

Um das zu beurteilen, muss man sich nun erst einmal durch die Angebotspalette kämpfen, die wie schon erwähnt mit kurzen Abschnitten über ihre zentralen Punkte aufwartet und so schnell und übersichtlich einen Einblick in die Arbeit des DGFP bietet.

Kontakte knüpfen kann man laut Website über die Community online sowie auch real beim Treffen mit echten Menschen. Ersteres bieten „Webinare“ (Seminare über das World Wide Web) oder Chats, letzteres findet in Form von After-Work-Meetings statt. Zwar findet man zu jedem Punkt auch einen entsprechenden Link, der weitere Informationen verspricht, jedoch führen diese jedes Mal in den geschlossenen Community-Bereich, der weitere Informationen denn leider verwehrt.

Zwar kann man sich kostenlos als Testmitglied registrieren und so das Angebot genauer unter die Lupe nehmen, ist einem jedoch dieser Schritt schon zu suspekt, bleiben die Informationen über das Netzwerk spärlich und oberflächlich.

Über das „Kompetenz“-Angebot der DGFP erfährt man schon etwas mehr. Man findet eine genaue Auflistung des „Lehrangebots“ welches der Verein zur Verfügung stellt: die bereits erläuterten Webinare und klassische Seminare werden durch die zur Verfügung gestellte „Wissensdatenbank“ unterstützt, die eine Recherchemöglichkeit zu unterschiedlichen Themen der Personalführung bieten soll. Daneben kann man beim Erwerb eines Hauseigens-verlegten Buches mit immerhin 20% Rabatt rechnen und Arbeitsmaterialien sowie ein Abonnement für die hauseigene und als „renommiert“ angepriesene Zeitschrift „PERSONALFÜHRUNG“ werden gar kostenlos angeboten.

Und- da schau an! Hier kann man sogar weiterklicken und gelangt über die Links zu entsprechenden weiterführenden Seiten. Da findet man dann eine Übersicht über die Hauseigenen Buchreihe oder den Download-Bereich mit den Arbeitsblättern, die frei auch für jeden Gelegenheitssurfer zur Verfügung stehen.

Im letzten Unterpunkt „Karriere“ wird dem neuen Personalmanager schließlich Hilfe bei seiner Karriereplanung versprochen, in Form von zum Beispiel Bewerbungsmappen-Check durch die Profis des Vereins oder ein Interview-Coaching. Darüberhinaus findet man hier auch die klassische Praktikumsbörse, in der die Mitgliedsunternehmen ihre Stellenanzeigen feil bieten können.

Alles in allem stellt die DGFP also nicht mehr dar, als eine Vermittlungsstelle für Schlüsselkompetenzen, wie man sie heutzutage auch in jedem Studium vermittelt bekommen kann. Extrapunkte erlangt sie jedoch dadurch, dass sie die Möglichkeit bietet, erste Kontakte im Bereich des Personalmanagements zu knüpfen, die durch wertvolle Erfahrungen vor so manchem bösen Erwachen bewahren könnten und erste reale Einblicke in das Berufsfeld bieten.

Ob es sich allerdings lohnt, dafür 100 bis 150 Euro zu investieren, erscheint fraglich, zumal jede Universität heutzutage mit einer breiten Palette an Schlüsselkompetenzen aufwartet und die Studienfächer ebenso wie auch eine Ausbildung immer größeren Wert auf den direkten Bezug von Theorie und Praxis legen. Um Leute „vom Fach“ kennen zu lernen stellt das „Young Professional Network“ bestimmt eine Möglichkeit dar, ob das allein jedoch eine Mitgliedschaft rechtfertigt, soll jeder aufstrebende Manager mit sich selbst ausmachen.

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