Ohne Internetzugang bin ich aufgeschmissen: Was ist bloß, wenn ich wichtige E-Mails bekomme oder ich einen Flug buchen muss. Und überhaupt: Was geht in der Welt eigentlich so vor sich? Das „nicht-auf-das-Internet-verzichten-können“ hat auch viel mit dem Internet-Schlagwort schlechthin zu tun: Web 2.0 ist seit ein paar Jahren in aller Munde – und in meinem Browser. Das StudiVZ- Imperium hat mittlerweile mehr als 10 Millionen registrierte Mitglieder und ist perfekt, um alte Gesichter wieder zu finden, neue zu treffen oder die Bekanntschaft des letzten Abends virtuell zu stalken. Die Neugier wird bei Studi, MySpace oder Facebook mehr als befriedigt. Nur das arbeiten kommt dabei oft zu kurz: Wer stundenlang im Internet surft oder sich sogar real mit Menschen trifft, für den bleibt meist weniger Zeit für Vor- und Nachbereitung und das Lernen für Klausuren.
Umso neugieriger bin ich, als ich die Internetadresse Uniturm.de eingebe. Mit den Worten „Alles für dein Studium“ verspricht der Anbieter eine kostenlose Plattform, die auf das Studieren an sich, nicht auf das Drumherum, ausgerichtet sein soll. Der erste Eindruck ist schon mal positiv: Das leuchtende Sonnengelb der Startseite macht sogar ein bisschen Lust darauf, etwas fürs Studium zu tun. Nach einer kurzen Anmeldung mit E-Mail Aktivierung komme ich ins Innere des Uniturms. Der Slogan „Studium+Uniturm=Mehr Freizeit“ oben auf der Seite klingt zunächst mal ziemlich vielversprechend. Im ersten Moment bin ich allerdings etwas überfordert mit der Strukturierung der Seiten. Übersichtlich ist auf jeden Fall was anderes! Trotzdem schaffe ich es relativ schnell, mich zurecht zu finden, schließlich unterscheidet sich das Grundsystem der Plattform nicht von dem des StudiVZ.
Das die Ausrichtung der Seite auf das Studium und weniger auf Selbstdarstellung zielt wird schnell klar: Das Profil eines jeden Uniturm-Nutzers beschränkt sich lediglich auf Eckdaten wie Studiengang, Alter, Universität und Punktestand. Punktestand? Bis ich die Grundidee des Uniturm verstanden habe dauert es dann schon ein wenig. Ziel der Plattform ist es, einen florierenden Handel von Studiendokumenten zwischen den Studenten in Gang zu setzen. Für jede Universitätsstadt gibt es einen Uniturm, in dem die Nutzer ihrem Studiengang beitreten. Dort sollen sie dann ihre Kommilitonen treffen und ihre Mitschriften, Lernunterlagen und ähnliches austauschen. Das Punktesystem spielt dabei eine zentrale Rolle. Um zu verhindern, dass sich manche Mitglieder nur parasitär bedienen, gibt es eine Uniturm-eigene Währung in Form von Punkten. Jedes heruntergeladene Dokument kostet Punkte; Verdienen kann der User sie beispielsweise durch Freundschaftswerbungen und selbst ins Netz gestellte Mitschriften. Um eine niedere Qualität der Studienunterlagen weitgehend zu vermeiden soll jedes ins Netz gestellte Dokument von der Community bewertet werden. So fällt es jedem leichter, nur Schriftstücke mit ausreichender Qualität auszusuchen.
Uniturm.de scheint mit vielen anderen Internetseiten zu kooperieren. Der Werbung für Studienliteratur und Studentenjobs kann ich mich jedenfalls kaum entziehen. Die Finanzierung über Werbung ist auf den einschlägig bekannten und kostenlosen Plattformen aber keine Ausnahme und bei Uniturm.de auch nicht besonders penetrant.
Trotz der lokalen Ausrichtung der Seite mit den regionalen Unitürmen ist eine landesweite Vernetzung mit Freunden auf anderen deutschen Universitäten möglich. Allerdings auch nur dort: In Österreich und in der Schweiz sind bislang keine Unitürme aufgebaut. Größtes Manko des Bonner Uniturms sind aber bislang die Mitgliederzahlen. In anderen Städten scheint die Seite schon bekannter zu sein: In ganz Deutschland gibt es bereits ca. 110 000 registrierte Uniturm-Nutzer. Auf Bonn entfallen bisher gerade einmal 68 davon. Dementsprechend gibt es auch nur eine Hand voll registrierter Studiengänge, meiner war nicht dabei.
Nach eingehender Entdeckungsreise durch den Uniturm bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass die Plattform mir momentan noch nicht helfen kann, aber alle Voraussetzungen dafür mitbringt. Wenn genügend Studenten den Service nutzen, kann Uniturm.de zu einer Selbstverständlichkeit werden, ohne die das Studieren gar nicht mehr möglich zu sein scheint. Bis dahin bleibt der Bonner Uniturm aber eher ein Uniwurm. Also, meldet euch an!
Uniturm könnte bald schon sehr hilfreich sein.