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Herr Dr. Steegmans ist ein Regierungssprecher der Bundesregierung, der stellvertretende. Und seit einiger Zeit geht die Bundesregierung einen überraschend modernen Weg: Botschaften werden gezwitschert. Seit dem 28. Februar schon. Steffen Seibert, Regierungsprecher, zeichnet dafür. Und zwar offiziell. Unter anderem auch diesen Tweet: #Kanzlerin reist Anfang Juni zu offiziellem Besuch nach Washington zu Gesprächen mit Präs. #Obama und Verleihung der Medal of Freedom Nun, leider scheint das Bundespresseamt es versäumt zu haben, zuvor diese Information über den Presseverteiler zu senden. Damit war die Welt zum ersten Mal informierter als die Hauptstadtjournalisten. Und das lassen sich einige nicht bieten: „Herr Dr. Steegmans, muss ich mir in Zukunft einen Twitter-Account zulegen, um über relevante Termine der Bundeskanzlerin informiert zu werden? Ich beziehe mich konkret auf die Ankündigung des Regierungssprechers, dass die Bundeskanzlerin in die USA reist.“ So kündet das Protokoll der Bundespressekonferenz. Und damit beginnt eine Debatte, die wohl kaum witziger für den internetaffinen Leser („Öffentlichkeit unter 35“) und zugleich tragischer für das Selbstbild einiger Journalisten ist. (Kurzfassung im Blog von Wiegald zwo) Kein Verständnis für technische Dinge Und das nicht nur, weil es zeigt, wie wenig Verständnis einige Journalisten von den Entwicklung der Onlinemedienkanäle der letzten Jahre haben: "Der Nachrichtendienst Twitter ist nicht sicher. Ich habe vorhin im Internet nachgeschaut. Es gibt zahlreiche Beispiele für Fälschungen von Schauspielern, so Beispiel Martina Gedeck bis hin zum Dalai Lama. Kann ich davon ausgehen, dass das, was dort getwittert wird, wirklich sicher ist? Das böse Internet, mag man hier denken... Sie loggen sich ein, hören, dass es bei diesem Twitter der Dalai Lama etwas erzählt hat. Sie nehmen das für bahre Münze und machen einen Artikel daraus. Dann stellen sie fest, dass ein Spaßvogel dahintersteckt. Wie damals die "Titanic" bei Martina Gedeck. Die Infos damals waren aber tatsächlich genauso "sicher"wie zugleich erfunden. Nur versäumte man, die Quelle zu überprüfen. So wurden die Journalisten mal richtig gefoppt. Aber es wird noch besser: Wenn es mir gestattet ist, darf ich einen Satz des ehemaligen Bundesinnenministers zitieren, der in einem Interview sagte: „Wer mit Twitter seine stündlichen Bewegungen der Öffentlichkeit mitteilt, kann nicht erwarten, dass der Staat ihn vor der Erstellung von privaten Bewegungsprofilen schützt.“ Es ist also auch eine Frage der Sicherheit. Ist die Sicherheit in diesem Fall gewährleistet? Sicherheit - und so... Erschreckend, was für ein Bild von Sicherheit manche Menschen haben müssen, und wie Äpfel zu Birnen gemacht werden können. Sich bei Twitter anmelden – eine Gefahr für Sicherheit und Freiheit. Nein. Niemand teilt beim Lesen eines Tweets seine Position mit, jedenfalls nicht mehr, als es gesetzlich vorgeschrieben ist durch Vorratsdatenspeicherung oder durch Googleanalytics geschieht. „Ich habe gehört, dass in Ägypten die Regierung durch Facebook, Twitter und Youtube gestürzt wurde. Facebook gibt es auch bei uns. Was tut die deutsche Regierung gegen diese Gefahren?“ möchte man als verunsicherter Bürger und Journalist genauso sinnvoll gerne fragen. Wie sehr es am Selbstbild der Journalisten kratzt, dass der Regierungssprecher mit der Öffentlichkeit direkt kommuniziert, zeigt auch ein anderes Beispiel: FRAGE: Herr Dr. Steegmans, in dieser Woche hat sich Herr Seibert auf Twitter ich nenne es einmal so einen kleinen Schlagabtausch mit Volker Beck geliefert. Ist geplant, dass der Regierungssprecher künftig immer einmal wieder reagieren wird? Es kann ja jeder twittern. Ich habe Sie so verstanden, dass Sie über Twitter auch Bürger und nicht nur uns Journalisten erreichen wollen. Wird das wirklich ein richtiges Kommunikationsmittel des Regierungssprechers werden, um die Regierungspolitik in die Bevölkerung zu kommunizieren? Zwar erklärt Steegmans dies sei nur eine Ausnahme der Regel gewesen. Twitter sein nur ein ergänzendes Angebot. Aber alleine die Frage zeigt schon die herrschenden Bedenken. Eine Bundesregierung, die sich direkt an die Bevölkerung wendet. Undenkbar, empörend. Es war jahrtausendelang Grundsatz, Götter nur über Orakel sprechen zu lassen, und jahrzehntelang die Regel, dass die Regierung sich nicht direkt ans Volk wenden kann. Nie! Selbst über Fernsehen und Radio gab es immer noch die Möglichkeit, dass jemand rechtzeitig den Knopf drücken konnte, um Off zu gehen. Und nun? Journalisten, die sich nicht informieren. Weder über Möglichkeiten, Chancen und Risiken von diesem Twitter, das irgendwo in diesem Internet nahe der Datenautobahn 12 wohnt. Journalisten, die Angst haben, ihre Rolle als Nachrichtenüberbringer zu verlieren. Vielleicht sollten sie damit beginnen, sich auf die Grundlagen des Journalismus zu besinnen. Nicht Meldungen der dpa oder Tweets zu kopieren und zu verscherbeln. Sondern deren Nutzwert zu analysieren, auszusortieren, aufzubereiten und in brauch- und nutzbaren Werten dem Bürger nahezubringen. Informationszutaten zu raffinieren. Denn Twitter ist nur Rohkost, kein Braten.
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