Jad Abumrad und Robert Krulwich moderieren den Podcast
   
Das Internet ist eine große Schatzkiste. Leider so groß, dass man die wertvollsten Stücke neben den vergoldeten Plastikmünzen oft gar nicht mehr findet. Campus-web hat für euch nun ein ganz besonderes Juwel herausgefischt. Radiolab ist ein Podcast aus New York, der sich auf eine ungewöhnliche Art und Weise wissenschaftlich und philosophisch den Themen nähert, die die Welt bewegen. Unterhaltung pur und dazu lernt man noch eine ganze Menge.

Das Leben unter der Lupe

Wer bin ich? Haben Tiere eine Seele? Gibt es Seelen überhaupt? Und das Schicksal? Warum mag ich Musik und was passiert in meinem Kopf, wenn ich eine Entscheidung treffe? Das Team von Radiolab stellt sich Fragen über Fragen. In den einstündigen Sendungen erzählen Menschen kuriose Geschichten, die sie wirklich erlebt haben. Diese werden dann wissenschaftlich beleuchtet. Beim Erklären helfen Spezialisten, meistens Psychologen und Neurowissenschaftler. Sie machen selbst komplizierte Vorgänge im menschlichen Gehirn für jeden verständlich.

Wie funktioniert das Gedächtnis und wie beeinflusst Moral unser Handeln? Warum sind wir sterblich und was kommt nach dem Tod? Natürlich sind (noch) nicht alle Fragen des Lebens wissenschaftlich erklärbar. Aber selbst wenn die Naturwissenschaft und Medizin versagt, fragt Radiolab weiter nach. Denn deren Erkenntnisse lassen sich oft wunderbar mit philosophischen Ansätzen kombinieren. Das Kratzen an der Oberfläche ist nicht genug - Radiolab will an den Kern.

Jad Abumrad, ein Radioproduzent und Filmmusikkomponist, moderiert die Sendungen zusammen mit Robert Krulwich. Die beiden liefern dem Hörer auf sympathische und intelligente Weise anschauliche Erklärungen für fast alles, was man schon immer wissen wollte. Dabei kommt selbst bei ernsten Themen der Humor nicht zu kurz. Auch das Sound-Design des Podcasts ist interessant gestaltet.

Radiolab ist eine Produktion des New Yorker Radiosenders WNYC und daher nur auf Englisch zu hören. Für deutsche Hörer, die der englischen Sprache einigermaßen mächtig sind, bietet sich so ein doppelter Lerneffekt. Die Moderatoren und Gäste reden sehr deutlich und verständlich.

Ideen und Gefühlswelten

Radiolab erleuchtet den Hörergeist nicht nur mit neuen Ideen und Antworten auf große Fragen. Viele Anekdoten gehen auch emotional unter die Haut. In der Episode „Lost & Found“ wird die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die nach einem Verkehrsunfall im Koma liegt. Sie wird schon fast für tot erklärt. Nur ihr Freund glaubt noch an sie. Er stellt fest, dass sie auf Berührungen reagiert. Niemand hat bemerkt, dass sie durch den Unfall durch Taub- und Blindheit von der Welt abgeschnitten ist. Als er aber Buchstaben und Wörter mit dem Finger auf ihre Hand zeichnet, antwortet sie sogar auf Fragen. Radiolab erzählt, wie die Frau zurück ins Leben geholt wird.

Die Anekdoten sind mal erschreckend, mal herzzerreißend, aber immer höchst außergewöhnlich und unterhaltsam. Nicht selten bleiben sie noch lange im Kopf und regen zum Nachdenken an. Es wird einem bewusst, dass im Leben nichts unmöglich zu sein scheint. Eine wahre Fundgrube für alle Hobby-Wissenschaftler und -Philosophen. Oder ganz einfach für alle Neugierigen, die sich immer wieder die eine Frage stellen: „Warum eigentlich?“

Und dann will man mehr. Fängt man einmal an, Radiolab zu hören, kann man gar nicht mehr aufhören. So beschreibt sich der Podcast auf seiner Facebook-Seite selbst sehr passend als „highly-addictive ear candy“. Selten findet man in den Weiten des Internets so gute Unterhaltung, die auch noch zur eigenen Bildung beiträgt.

Wer nun wissen will, was die Welt im Innersten zusammen hält, kann sich die zahlreichen Episoden des Podcasts kostenlos auf der Homepage www.radiolab.org oder bei iTunes herunterladen.

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