Wer kennt es nicht: Eigentlich will man nur Arbeiten. Aber alleine das Hochfahren dauert vier Minuten, Windows rödelt und rattert im Hintergrund vor sich hin, der Virenscanner verlangsamt jeden Arbeitsvorgang zu einer Geduldsleistung. Hinzu kommt eine Firewall, die gelegentlich auch wichtige Programme als Feind ausschließt, Spyware aber trotzdem raus lässt. Muss das sein?
Nein. Es gibt – neben Mac OS X – auch freie Distributionen, die einfache Arbeitsmöglichkeiten bieten. Ubuntu 10.4 ist eine davon. Kostenpunkt: zwischen null und 10 Euro. Ubuntu lässt sich herunterladen und dann sogar unter Windows starten – zum Probieren und Installieren.

Ende des Treiberfrusts
Linux zu benutzen, das bedeutete vor einigen Jahren noch, nach einer Installation ohne Sound, Drucker, Wlan- und native Grafikkartentreiber auskommen zu müssen. Erst nach stundenlangem Gefrickel kamen dann quäkende Töne aus dem Gehäuse. Noch Ubuntu 9.10 war in vielen dieser Bereichen eine Katastrophe, ja gar ein Rückschritt hinter bessere Tage. Sound musste erst per Hand eingerichtet werden, die Lüftersteuerung funktionierte nicht korrekt, und die Installation zerstörte wie so oft bei Ubuntu den Windows Startsektor.

Lucid Lynx, der leuchtende Luchs, wie Ubuntu 10.4 auch heißt, verabschiedete sich von alledem. Die Bootzeit dauert zwei Wimpernschläge, noch weniger braucht das Herunterfahren. Windows-Festplatten können gelesen und beschrieben werden. Sound, Wlan, Grafikkarte – alles wurde richtig erkannt und lief problemlos. Der Luchs ist einfach nur geschmeidig. Die Installation des Büro HP-Netzwerkdruckers kam ohne Treibersuche aus, ein einziger Klick reichte zur Installation. Einzig beim Brother Drucker wurde wieder zur aufwändigen Klickstrecke.

Nur für Profis? - die Vorteile
Out-of-the-Box bietet die Version 10.4 damit eine schicke Arbeitsoberfläche, die alles hat: OpenOffice, Firefox, GIMP, Skype, Messengersoftware, Socialnetworking. Programme lassen sich über den Paketmanager installieren. Man muss keine Angst mehr vor Downloadfallen, Viren oder sonstigen Attacken haben, denn die Programme werden von zentralen Servern heruntergeladen. Mit wenigen Klicks lässt sich sogar die OS-X Oberfläche simulieren.
Ubuntu ist sicher. Viren sind kaum existent, Sicherheitslücken werden rasch geschlossen und kaum genutzt – denn bei einem Marktanteil von wenigen Prozent lohnt ein Angriff kaum. Zudem unterscheidet sich jede Distribution stark voneinander. Genau das richtige für einen Arbeitsrechner.
Auch das neue Ubuntu setzt auf Cloud-computing, mit Ubuntu one lassen sich, bei Bedarf und Wille, die eigenen Daten überall nutzen.

Nachteile
Das einzige, was von dem Schritt abhalten könnte, ist die (unbegründete) Angst vor dem Umstieg. Dabei sollte sich jeder Student fragen, wofür er seinen PC wirklich braucht: Schreiben, Surfen, Arbeiten? Dann sollte man wechseln.
Aber auch einige Nachteile sind zu nennen: Ja, Ubuntu kann fast alles, was Windows auch kann, vieles sogar besser. Ja, vieles läuft einfach, ohne das man es merkt. Sogar Windowsprogramme(!) wie Steam (Half-Life 2 etc.) und Photoshop CS 3 funktionieren über einen Konverter. Aber es braucht weiterhin gelegentlich etwas Geduld beim Einrichten. Zudem brauchen nichtoffene Inhalte, wie etwa GoogleEarth, einmalig etwas Handarbeit.

Anforderungen
Bei Linux-Distributionen von Anforderungen zu reden, ist etwas zwiespältig. Sie variieren je nach verwendeter Oberfläche und Programmen. So ist es sogar möglich, auf einem Pentium II 350 mit 96MB Ram “ein Linux” zum laufen zu bringen.
Um aber mit Ubuntus Standard, Gnome, zu gutarbeiten, braucht es zumindest ein, besser zwei GB RAM und einen modernen (Dualcore) Prozessor. Wer eine brauchbare Grafikkarte hat, kann sich auch an den Desktop-Effekten erfreuen. Für alte Hardware sollte man einmal einen Blick auf die Xubuntu werfen, die deutlich sparsamer ist. Auch für Netbooks existieren angepasste Versionen.

Fazit
Einfach nur arbeiten, der Traum vieler Windows-geschädigten, ist mit Ubuntu 10.4 möglich und problemlos erfüllbar. Wer den Mut hat, soll es austesten– es lohnt sich. Auf jedem moderneren Laptop (jünger als drei Jahre) sollte es ohne Probleme einfach nur funktionieren.
Arbeiten, Surfen, Chatten, Musik hören – all das geht. Sogar das iPhone lässt sich synchronisieren. Bei mir läuft Windows nur zum Spielen. Und auch der Internet Explorer 7 lässt sich bei Bedarf im Luchs nutzen.

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