campus-web Bewertung: 3/5
   
Nicht alle Spielideen werden zu zeitlosen Klassikern. Auch „Big Boss“, erschienen 1994, hat sich eher als Fußnote erwiesen. Warum man das 15 Jahre später so betonen muß? Wolfgang Kramer, Autor von „Big Boss“, hat seine alte Idee nochmal ausgegraben und überarbeitet. Statt Wirtschaftskonzernen stehen jetzt spanische Schlösser auf dem Spielbrett, und auch das Geld ist nicht mehr ganz so wichtig. Stattdessen geht es um – der Untertitel des Spiels deutet es an – die Höhe der Schlosstürme.

70 numerierte Felder führen in Schlangenlinien über das Spielbrett. Gebaut wird mit Hilfe von Zahlenkarten; ab vier zusammenhängenden Steinen gilt ein entstehendes Gebäude als Schloss, ein Unterschied, der nicht übermäßig bedeutend ist. Ein Schloss wird mit einem Wappen versehen, damit man im weiteren Spiel direkt seinen Wert (wichtig, da man diesen bei jedem Anbau als Geld ausgezahlt bekommt) per Zählleiste verfolgen kann. Der Bau in höhere Etagen erfolgt meist durch spezielle Turmkarten, außerdem können unter bestimmten Voraussetzungen Brücken geschlagen werden. Hauptaufgabe des Spielers ist es schließlich, die eigenen Figuren auf dem Spielfeld zu plazieren und durch stetigen Ausbau der Türme in die Höhe zu bringen. Punkte gibt es zum Schluss je nach erreichter Etage; Restgeld wird ebenfalls vergütet, bringt aber bei weitem nicht soviel wie eine geschickt gesetzte Figur.

Wenig Abwechslung bei schönen Ansichten

Auf die Höhe kommt es an, und leider auch nur darauf. Die Größe der Schlösser sowie die Anzahl der eingesetzten Figuren hat überhaupt keinen Einfluss auf den Spielstand (so irritiert auch anfangs die Zählleiste am Spielfeldrand - die kennt man klassischerweise als Siegpunktzähler, hier sagt sie aber gar nichts über den momentanen Erfolg aus). Statt dessen kauft man schnell nur noch regelmäßig Turmbaukarten, denn mehr als Türme bauen muß man ja nicht. Eine Karte kaufen bedeutet jedoch aussetzen, so dass eine ganze Runde eventuell nur aus einfachem, wiederholtem „Geld für Karte“ für jeden Spieler besteht. Die Brücken bringen dabei ein wenig Abwechslung, aber auch hier freut man sich eher über die entstehenden Gebilde als über geniale Schachzüge.

„Alcazar“ sieht vor allem schön aus, und durch das Material, vor allem die Plastiksteinchen und –brücken, erklärt sich auch der recht hohe Preis. Strategisch hat man aber nur wenig zu tun. Vielleicht hätte man den Ablauf des Spiels durch Ereigniskarten oder einen ähnlichen Mechanismus erweitern sollen; man wünscht sich fast eine Erweiterung zum Spiel herbei, auch wenn die den Preis noch weiter in die Höhe treiben würde. Allerdings stellt ein Gebraucht-Kauf des Originals „Big Boss“ wohl auch keine Alternative dar: „Alcazar“ bietet als Bonus die Variante „Das neue Big Boss“ an, und die ist sogar noch simpler (so fehlen z.B. die Brücken komplett). Eine Runde „Alcazar“ bietet zwar kurzweiliges Vergnügen, aber ein zeitloser Klassiker wird das Spiel wohl auch in der neuen Form nicht werden. Vielleicht sieht man sich ja in 15 Jahren wieder...

Fazit: Harmloser Freizeitspaß für Materialliebhaber.

Verlag: Kosmos
Autor: Wolfgang Kramer
Alter: ab 10 Jahren
Anzahl der Spieler: 2 bis 4 Spieler
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: ca. 45 Euro


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