Gesellschaftsspiele: Vier Weltreiche, vier außergewöhnliche Anführer und nur ein Ziel: Macht. Durch Wissen, durch Rohstoffe und durch militärische Stärke.
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Campus Web Bewertung: 2,5/5
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Am Ende richtet die Geschichte über den Erfolg, den jedes Volk in seinem Versuch hatte, Weltruhm zu erlangen und eine blühende Zivilisation erschaffen zu haben.
„Im Wandel der Zeiten“ von Pegasus Spiele ist kein übliches Brettspiel. Es gibt keine Würfel, jeder Spieler hat verschiedene Spielsteine und das Spielziel ist über eine Vielzahl an unterschiedlichen Strategien zu erlangen. Spielziel ist es, am Ende der letzten Epoche die meisten Kulturpunkte auf dem Spielfeld vorgerückt zu sein. Dies erreicht man, indem man mit seiner Zivilisation Rohstoffe produziert und von diesen Gebäude wie Tempel und Laboratorien, Militäreinheiten und Weltwunder baut sowie zivilisatorische Fortschritte wie neue Regierungsformen und zum Beispiel den Buchdruck erfindet.
Dies funktioniert im großen und ganzen nach dem bewährten Prinzip von Computer-Strategiespielen, in denen in jeder Runde jede Produktionseinheit wie Bauernhöfe und Minen Rohstoffe produziert, die man wiederum für neue Einheiten und Technologien ausgeben kann. Dabei ist die Anzahl der Aktionen pro Runde begrenzt, anfangs auf sechs Züge, später sind es – je nach Regierungsform – mehr.
Dies geschieht in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die vor Spielbeginn festgelegt werden. Anders wäre das auch kaum möglich, denn „Im Wandel der Zeiten“ ist ein hochkomplexes und leider auch sehr kompliziertes Spiel. Alleine der erste Spielfeldaufbau dauert eine gute Stunde, die erste Runde mit vier Spielern noch einmal 30 Minuten. Ständig müssen Aktionssteine verschoben, Bewohnersteine in andere Felder und Rohstoffe in den Vorrat zurückgesetzt werden, neue Karten aufgedeckt und alte verworfen werden. Da verliert man schnell den Überblick, zumal in den weiteren Runden und Schwierigkeitsgraden noch völlig neue Elemente wie Korruption die Spieler vor weitere Probleme stellen.
„Im Wandel der Zeiten“ erfreut sich in Spielerkreisen schon seit 2006 größter Beliebtheit. Gerade seine Komplexität, die Möglichkeit auf unterschiedlichsten Wegen zum Sieg zu gelangen und die große historische Bandbreite von Antike bis zur Gegenwart machen es zu einem Hit für passionierte Brettspieler. Dies birgt allerdings die Gefahr, Gelegenheitsspieler, die weitaus größere Gruppe, abzuschrecken. Und davon kann sich „Im Wandel der Zeiten“ leider nicht freisprechen. Eine Spielrunde dauert durchaus vier Stunden, die Erklärung für Anfänger braucht ebenfalls ihre Zeit und in den ersten Runden zieht sich das Spiel ziemlich zäh dahin, bis man genug Rohstoffe produziert, um wirklich die Geschicke seiner Zivilisation lenken zu können. Zudem fällt gerade am Anfang strategisches Denken größtenteils aus, weil sich jeder erst einmal bei seinen Mitspielern erkundigt, ob das, was er gerade zu tun gedenkt, wirklich regelgerecht ist – überraschende Züge kommen so nicht zustande.
Dabei gibt sich das Spiel fast rührend Mühe, einen leichten Einstieg zu ermöglichen. Jeder Spieler hat eine eigene Karte, auf der die wichtigsten Regeln noch einmal knapp und mit Verweis auf die ausführliche Erklärung in der Spielanleitung dargelegt sind, die ersten Runden sind mit jeder durchzuführenden Aktion Schritt für Schritt erklärt. Nach einiger Zeit kommt man auch langsam hinter den großen Hintergedanken und die Spielmechanik, bis sich diese aber wirklich eingeprägt hat und ein Spielzug flüssig von der Hand geht braucht es aber einige Durchläufe. Die meisten Gelegenheitsspieler werden nicht die Zeit haben, sich so in etwas, was eine Freizeitbeschäftigung sein soll, einzuarbeiten, zumal am Anfang einige Frustmomente (Zitat aus der Anleitung: „Die Technologie, etwas zu bauen, ist nicht dasselbe wie das Bauwerk, dessen Bau die Technologie ermöglicht“) eher dafür sorgen, das Spiel wieder wegzustellen, als sich darauf einzulassen. Wer sich durchbeißt, bekommt ein Brettspiel mit ungeahnter Spieltiefe und die Garantie für langen Spielspaß. Zweifelhaft, ob das so viele Menschen sein dürften.