campus-web Bewertung: 5/5
   
Wenig verwunderlich, dass der Doktor der Mathematik auch einen Preis nach dem anderen abräumt und dass einige seiner Werke gleich doppelt und dreifach ausgezeichnet wurden. Jüngst wurde seinem Werk „Keltis – Der Weg der Steine“ der Titel „Spiel des Jahres 2008“ zuteil.

Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass Knizia mit „Lost City“ einen großen Wurf landete. Einziger Wehrmutstropfen: Das Gesellschaftsspiel war nur für zwei Spieler konzipiert und es wollten oft mehr mitmachen. Mit „Keltis“ hat Knizia nun eine leicht modifizierte Version auf den Markt gebracht, die nun aber bis zu vier Spielern eine unterhaltsame Runde garantiert.

Der Titel mag falsche Erwartungen wecken, denn außer dem Design ist dem Spiel wenig Keltisches abzuringen. Dieses wiederum macht mit seinem saftig-grünen Spielplan, den mit gälischen Ornamenten verzierten Spielplättchen und den Kleeblatt-Kärtchen dem Namen alle Ehre.
Doch worum geht es nun bei dem Spiel? Um es kurz zu machen: Ums Punkte-Sammeln, denn wer am Schluss auf der Zählleiste die Nase vorn hat, geht als Sieger aus der Runde hervor. Begonnen wird auf einem halbkreisförmigen Startfeld, von wo aus strahlenförmig fünf je unterschiedlich farbige Wege bestehend aus neun Platten zum jeweiligen Zielstein führen. Nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ können aber auch schon unterwegs fleißig Punkte in Form von Glückssteinen oder Punktekarten gesammelt werden und wer taktisch geschickt seine Steine lenkt, der kann auch schon mal ein paar Platten überspringen.

Bei „Keltis“ wird aber nicht reihum gewürfelt, sondern das Vorwärtskommen wird durch Kartenziehen und -legen bestimmt. Immer acht auf der Hand, kann man wahlweise - angelehnt an das Prinzip von „Lost City“ und irgendwie auch an „Elfer raus“ - eine vor sich begonnene Zahlenreihe zwischen 0 und 10 streng auf- oder absteigend erweitern. Korrespondierend mit den Wegfarben wird je ein eigener Stapel geführt und wer nicht aufpasst und beispielsweise nach einer 1 schon eine 5 legt, kann schnell „verhungern“, denn bis zum Ziel gilt es noch ein paar Karten dieser Farbe abzulegen. Mit jeder korrekt abgelegten Karte darf man seine Spielfigur ein Feld weiterschieben. Andernfalls gilt es, eine Karte zu tauschen und somit eine Runde „auszusetzen“ bevor am Ende eines Zuges eine Karte nachgezogen wird. Zu bedenken ist, dass unter den fünf Spielsteinen einer doppelt so groß ist wie der Rest und dementsprechend auch doppelt so viele Punkte einfährt – minus wie plus, denn wer mit seiner Figur nicht über die ersten drei Steinplatten des Pfades hinauskommt, kriegt bei Spielende Punkte abgezogen. Aus und vorbei ist es, sobald wahlweise der Nachziehstapel aufgebraucht ist oder aber in der Summe fünf Figuren über sechs Steinfelder weit vorangekommen sind.

Soviel zum eigentlichen Spielablauf, aber was sollte man noch wissen? Ein klarer Pluspunkt für „Keltis“: Die kompakte, auf einer Doppelseite zusammengefasste Anleitung ist leicht verständlich formuliert, so dass man ohne langes Studieren des Regelwerks gleich loslegen kann. Ein weiterer Vorteil: Dadurch, dass man bei jedem Spiel die Wegplättchen aufs Neue mischt und auslegt, wird es nie langweilig, denn selten gibt es einen Weg zwei Mal zu beschreiten. Freunde der Taktik kommen auf ihre Kosten, denn das Ausspielen und Sammeln der Karten will wohl überlegt sein – wer genau plant, ist dem Ziel schon ein gutes Stück näher. Nichtsdestotrotz darf auch in diesem kurzweiligen Spiel das gewisse Quäntchen Glück nicht fehlen, denn schließlich weiß man nicht, welche Karte man als nächstes zieht.

Nach so viel Lob noch zwei kleine Kritikpunkte: Die Spielerfarben grau, braun, schwarz und weiß lassen sich – besonders an einem gemütlichen Spieleabend bei gedämpften Licht – mitunter nur schwer voneinander unterscheiden. Kräftigere Farben wären hier ratsam gewesen. Ordentlich verpackt in einer großen Box bleibt die Frage offen, warum die für den Kartenstapel vorgesehene Aussparung so knapp bemessen ist, dass gar nicht erst alle Karten hineinpassen.

Unter dem Strich lässt sich festhalten, dass es sich bei „Keltis“ um einen „echten Knizia“ handelt, der den Preis „Spiel des Jahres 2008“ zu Recht verdient hat.

Das von Dr. Reiner Knizia entworfene Gesellschaftsspiel „Keltis – Der Weg der Steine“ dauert rund eine halbe Stunde und ist für zwei bis maximal vier Spieler ab zehn Jahren ausgelegt. Das Spiel wurde von Kosmos auf den Markt gebracht und kostet rund 27 Euro.

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