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Neulich musste unsere WG mal wieder eine Annonce aufgeben, um einen neuen Mitbewohner zu finden. Da stellt sich natürlich immer auch die Frage, wie man den potentiellen Bewerbern das Leben in unserer Gegend schmackhaft machen kann. Ist es die gute Luft, die ruhige Lage, die tollen Parkmöglichkeiten? Alles eher bedingt, denn wir wohnen in der Bonner Innenstadt. Um genau zu sein: in einer Straße, die zur Fußgängerzone gehört. Ruhe und Abgeschiedenheit sucht man hier natürlich vergebens. Zwar soll hier keineswegs die Behauptung aufgestellt werden, dass in Bonn die Hölle los wäre – dafür ist der Ruf Bonns als stadtgewordene Beschaulichkeit allzu gerechtfertigt. Doch wer schon des öfteren von nächtlichem Gegröle der Kneipengänger sowie vom frühmorgendlichen Konzert von Kehrmaschine, Müllabfuhr und Anlieferungsverkehr geweckt wurde, der weiß: Das Bonner Stadtzentrum ist zwar relativ harm- aber nicht gänzlich geräuschlos. Ein Misanthrop sollte man besser nicht sein, wenn man hier wohnt, denn alle größeren Massenereignisse Bonns finden direkt vor der eigenen Tür statt. Ob nun am Rosenmontag der „Zoch kütt“, im Sommer der Marathon durch die Gassen hetzt oder der Weihnachtsmarkt seinen – je nach Geschmack – betörenden oder abstoßenden Duft verbreitet. Die Innenstadtbewohner sind immer mittendrin und stehen vor der Wahl, ob sie sich ins Geschehen stürzen, oder majestätisch aus ihrer Wohnung darüber hinweg blicken. In jedem Fall bekommen sie alles mit. Natürlich bietet das Leben im direkten Stadtzentrum (PLZ 53111) diverse Vorteile. Wer in Bonn ein Fahrrad hat, hat's gut. Das gilt auch in der Innenstadt, ist hier aber nicht so essenziell wichtig wie in anderen Bezirken, denn die Wege sind immer kurz. Egal ob Bahn (DB und SWB) oder Bus, das Hauptgebäude der Uni, Banken und Verwaltungseinrichtungen: Alles liegt in einer Entfernung von maximal fünf Minuten – per pedes. Zusätzlich sind auch die Einkaufmöglichkeiten in der Fußgängerzone naturgemäß am vielfältigsten. Und für die Verköstigung ist in gesorgt, wie in sonst wohl kaum einem Teil der Stadt. Vom Fastfood bis zur Gourmetküche ist alles da. Ebenso steht es mit dem kulturellen Angebot. Die beiden größeren Lichtspielhäuser die es auf Bonner Stadtgebiet noch gibt, also Woki und Stern, befinden sich quasi um die Ecke. Viel spontaner kann man nur ins Kino gehen, wenn man eines im Keller hat. Auch die Oper, die Beethovenhalle und das Eurotheater Central sind nah und wenn die Verwandtschaft zu Besuch kommt, hat man es nicht weit, um die Bonner Sehenswürdigkeiten zu präsentieren: Münster, Altes Rathaus, Kurfürstliches Schloss und „Bonner Loch“ – alles direkt vor Ort. Beethoven ist quasi der Nachbar und der viel gerühmte Jugendstil quillt aus jeder Ecke. Architektonisch ist das Bonner Zentrum ja auch wirklich hübsch anzusehen. In ihrer Fußgängerzone wird die Bundesstadt ihrem Ruf als „Stadt der Beamten und Akademiker sowie der Beamten und Akademiker in Rente“ gerecht. Aber auch die studentische Einwohnerschaft hinterlässt ihre Spuren in der Innenstadt. Seien es nun die zahlreichen Copy-Shops, die allgegenwärtigen Fahrradtürme oder die geistige Zukunft des Landes selbst – beim Sonnenbad auf der Hofgartenwiese. Wer jedoch genau hinsieht, der kann trotz aller ästhetischen Reize auch im Stadtzentrum einige Ecken entdecken, in denen Bonn einen etwas raueren Charme versprüht. Als Beispiele seien hier nur die Hinterhöfe oder die Umgebung des Bahnhofs nebst „Bonner Loch“ genannt. Letztere genießt besonders bei den Konsumenten verschiedener Opiatvarianten bundesweite Berühmtheit. Mit den Vergnügungen zu späterer Stunde sieht es in Bonn bekanntermaßen nicht ganz so rosig aus – der Großteil der Menschen in Feierlaune weicht meist einfach auf die mit „K“ beginnende Vorstadt im Norden aus. Trotzdem gibt es einige wichtige Institutionen im direkten Stadtkern Bonns. Besonders der beliebte „all-nighter“ Blow Up hat sich einen Platz im Herzen der Bonner Partygänger erkämpft. Daneben tummeln sich „Studentenclubs“ wie 3-Raum-Wohnung und Hausbar sowie die kleineren Discotheken, in denen die Oberstüfler aus dem Umland mit den Studenten der niederen Semester Brüderschaft trinken: Carpe Noctem und N8schicht. Doch auch für die Menschen, die ein gemütliches Bier der Party vorziehen, ist in der Innenstadt gesorgt. Bars jedweder Couleur sorgen für ausreichend Abwechslung. Einige der traditionellen rheinischen Kölschkneipen haben sich in der Bonner Fußgängerzone halten können und wem das zu bieder ist, lässt sich eben im Abziehbild eines bayerischen Brauhauses, dem unvermeidliche Irish Pub oder einer der diversen südländisch anheimelnden Cocktailbars nieder. Und schließlich ist da ja noch die Institution aller Bonner Nachtschwärmer: Das City-Pick. Hier treffen sie sich alle wieder. Auf das letzte Bier des Abends oder eine Portion „Pommes-Schranke“ gegen den Kater – egal wo sie die Stunden vorher verbracht haben. In ihrem Zentrum zeigt die Stadt Bonn ihre unterschiedlichen Gesichter. Zwischen den üblichen Läden der großen Einzelhandelsketten blitzen immer wieder die verschiedenen Aspekte des Lebens in der kleinsten der großen Rheinmetropolen auf. Andere Stadtbezirke mögen ihren eigenen Charakter haben, zwischen Bahnhof und Oxfordstraße treffen sie alle aufeinander – und nur wenigen Auserwählten ist es vorbehalten, hier zu wohnen.
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