Nadja Kirsten und Doris Brenner.
   
Auf dem Köln-Deutzer Messegelände konnten Studierende und Absolventen am 24. und 25. November Einblicke in 250 namhafte Unternehmen gewinnen. Konzerne, Banken, Versicherungen und andere Aussteller präsentierten sich und ihre Trainee- und Direkteinstiegsprogramme. Bewerbungsunterlagen konnten abgegeben werden, Beratungs- und Bewerbungsgespräche wurden geführt. Zahlreiche Aussteller lockten Kongressbesucher mit kleinen Standgeschenken.

Der Kongress, ausgerichtet von der Staufenbiel Institut GmbH, wirbt mit ansprechenden Angeboten für Informatiker, Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure. Insgesamt gab es jedoch weniger interessante Programmpunkte für Geisteswissenschaftler. Bei einigen Unternehmensvorstellungen äußerten so manche Referenten die Vermutung, dass nur fachvertrautes Publikum anwesend sei.

Die am besten besuchten Veranstaltungen drehten sich jedoch um allgemeine Fragestellungen: Wie sieht das das optimale Verhalten in Assessment-Centern aus? Wie verfasst der jobhungrige Absolvent am besten eine Online-Bewerbung? Und vor allem: Wie verhalte ich mich, wenn ich dann mal drin bin im Job?

Bei den ersten hundert Tagen im Job sind die Erwartungen an das Unternehmen hoch. Wenn der Fokus der Bemühungen dann auf den Problemen eines Kunden und nicht auf dem neuen Mitarbeiter liegt, gilt es Ruhe zu bewahren. Die Personalerin und Buchautorin Doris Brenner und ZEIT CAMPUS-Redakteurin Nadja Kirsten gaben in einem Expertengespräch Ratschläge, wie man sich in den ersten Monaten im Job verhalten sollte.

Hier hat campus-web ganz genau hingehört und will seine Weisheiten nun teilen. Denn ob Geistes- oder Naturwissenschaftler: Als Neuer im Job gut aufzufallen ist niemals verkehrt.

So klappt's: Die ersten 100 Tage im Job

Naturgemäß stellt sich jeder Berufseinsteiger große Fragen: Kann ich eigentlich die vorgesehenen Arbeiten bewerkstelligen? Wie gelingt es, meine eigenen Fähigkeiten einzubringen? Nur die Ruhe. Immerhin hat jeder einmal angefangen.

Die erste Woche gilt als Orientierungsphase. Der Neue erfasst die Räumlichkeiten und spricht einen Einarbeitungsplan mit dem Vorgesetzten durch. Hier sollte er Akzentsetzungen und Wünsche bezüglich der Einarbeitung äußern.

In Großunternehmen gibt es oft Informationstage für Trainees, damit sie in der Anfangsphase Infos und einen Überblick erhalten. Manchmal gewinnen sie dabei einen besseren Überblick über die Unternehmensstruktur als langjährige Mitarbeiter. Wer seine Ansprechpartner nicht weiß, sollte sich nicht scheuen, selber nach einem Coach oder Mentor, nach Materialien, Anträgen, Förderungsprogrammen oder Weiterbildungsangeboten zu fragen. Hier ein ganz Praktischer Hinweis: Doris Brenner meint, es lohne sich, fortwährend Notizen als Gedächtnisstützen zu machen, damit man die gleichen Fragen nicht mehrfach stellt.

In den Monaten der Probezeit sollte man auch bewusst die Reaktionen anderer Mitarbeiter wahrnehmen. Bei vielen Absolventen beobachtete Brenner den Fehler, dass diese sich ohne Absprache in Prozesse einarbeiteten und Einschätzungen des Arbeitsumfeldes nicht erfragten. Sie warnt davor, dass Unsicherheit oft bei anderen als Arroganz ankommt. Besonders wenn die formale Ausbildung bei einem Bildungsgefälle ungleich ist, sollte man in der Anfangsphase nicht übertrieben sicher und selbstbewusst auftreten.

Mit einer unvoreingenommenen Brille lohnt es sich, als Berufsanfänger Eindrücke zu notieren und erst nach etwa zwei Monaten anderen Mitarbeitern eigene Vorschläge und Fähigkeiten zu unterbreiten. Denn fachlicher Erfolg hängt nicht alleine vom Fachlichen ab. Es erfordert Fingerspitzengefühl und rhetorisches Können, sozialkompetent aufzutreten. Wenn man regelmäßig, durchaus auch außerhalb der Arbeitszeiten, Rückmeldungen von Vorgesetzten einholt, zeugt dies von Wertschätzung.

Die Balance zwischen dem Beruflichen und Privaten zu halten kann für jeden Arbeitnehmer eine Herausforderung werden. Wichtig ist es hierbei, neutral zu bleiben, nicht übereifrig Positionen zu beziehen. Ansonsten steht man schnell zwischen den Fronten, denn alteingesessene Streithähne vereinnahmen einen Neuling gerne. Nicht polarisieren lassen! Der Einsteiger sollte zurückhaltend sein und keine wertenden Aussagen machen. Die anderen stellen einen Neuen unweigerlich auf den Prüfstand, daher ist es wichtig immer authentisch zu bleiben.

Was die eigenen Ansprüche angeht, sollte sich der Einsteiger nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ein Urlaubsanspruch beispielsweise ist während der Probezeit unüblich.Trotzdem ist es relativ unkritisch, wenn man sich für einzelne Tage beurlauben lässt. Wichtig: Innerhalb von sechs Monaten kann das Unternehmen ohne Begründung die Kündigung aussprechen, auch wenn die Probezeit nur auf drei Monate angesetzt ist. Das ist für viele ein Damoklesschwert.

Um so wichtiger ist ein Fahrplan, um den richtigen Einstand zu finden. Hierzu eigen sich am besten Rückmeldungen von anderen Mitarbeitern. Sehr gut ist es, sich Netzwerke innerhalb des Arbeitsumfeldes aufzubauen. So wird man auch als Mitarbeiter sichtbar. Es lohnt sich auch, mit Leuten außerhalb des Bereiches Veranstaltungen zu besuchen oder Artikel im Intranet zu schreiben, um sich das Unternehmen besser zu erschließen.

Für die Balance ist jedoch auch Engagement außerhalb des Arbeitsalltags wichtig. Zum Abschalten kann Sport als Ausgleichsmotor fungieren.


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