Die EU-Spritze ist angekommen. Auf abgelegenen Äckern in Alfter gibt es nun unförmige Betonsitzbänke. Außerdem findet man hier am Wegesrand so genannte Betonlinks, auf denen in Fettbuchstaben „Alfter“ oder „Rhein“ steht. Es stellt sich auch die Frage, ob hier Eigentümer ihre Grundstücke diesem neuen Projekt zur Verfügung stellen konnten. Doch wie kommt der Europäische Entwicklungsfonds eigentlich darauf, dass Alfter solche Sitzgelegenheiten braucht? Und wer soll sich überhaupt auf die kalten und abgelegenen Betonsitzbänke setzen, irgendwo zwischen Gemüse- und Weihnachtsbaumfeldern im Niemandsland zwischen Bonn und Vorgebirge? Möchte man als Anwohner die verantwortliche Kommune auf die neuen Sitzgelegenheiten ansprechen, findet man Alfter erstaunlicherweise weder offiziell bei Twitter noch auf Facebook. Alfter ist kein Einzelfall. Viele Kommunen sind noch nicht vertraut mit den neuen Informationsmedien. Prominente Beispiele wie die Bürgerbewegung gegen
Stuttgart 21 zeigen, dass Bürger zunehmend auch über diese Wege miteinander kommunizieren und in gestalterische Konzepte ihrer Wohngegend mit eingebunden werden möchten.
Social Media für das Stadtmarketing – Transparenz nicht nur den Piraten überlassen!
Facebook, Twitter, Blogs und Co. - auch für Kommunen werden soziale Medien interessant. Deshalb kamen 55 Vertreter aus der Kommunalpolitik und der Kommunalverwaltung Anfang Dezember zusammen. Ausgerichtet wurde eine zweitägige
Tagung zu diesem Thema vom Deutschen Institut für Urbanistik (
DIfU) in Berlin. Daran anschließend sprach
campus-web mit den Seminarleitern Dr. Thomas Franke und Wolf-Christian Strauss über den Hintergrund, Eindrücke und Einschätzungen von der Fortbildung. Franke und Strauss stellten dem Seminar Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit und ihre Erfahrungen mit verschiedenen digitalen Netzwerken zur Verfügung. Obwohl ein Eingangsvortrag Social Media-Tools vorstellte, lag der Fokus des Seminars überwiegend auf strukturell-orientierter Theorie. Eine Leitfrage war so, ob Kommunen über soziale Medien mehr Kommunikation mit den Anwohnern oder reine Information für diese fördern möchten. Bei hierarchisch organisierten Verwaltungen mit unterschiedlichen Ansprechpartnern und Kommunikationswegen, stellt sich die Frage, von wem Social Media-Nachrichten abgesegnet werden. Auch dem Thema Datenschutz widmete sich ein Tagungspunkt. Best-Practice Beispiele, womit Kommunen in welchen Bereichen und mit welchen Social Media-Tools arbeiten, können Thomas Franke und Christian Strauss keine nennen. Sie sind jedoch zuversichtlich, dass das Seminar den Teilnehmern neue Impulse und Ideen gebracht hat.
Von der Theorie in die Praxis
Auch in Bonn und Köln arbeiten viele städtische Verwaltungen bereits mit Social Media. Die Kölner Stadtbibliothek ist so beispielsweise auf den sozialen Kanälen Twitter und Facebook sehr aktiv. Und die Bonner Stadtbibliothek richtete im Herbst vergangenen Jahres einen eigenen Wordpress-Blog ein, den sie mittlerweile nicht nur in ihrem Opac-Katalog bewirbt. Bleibt zu hoffen, dass sich auch kleinere Kommunen, wie Alfter, für den Trend öffnen und zukünftig über gestalterische Neuerungen der urbanen Randgebiete hinreichend informieren. Dann könnten Möglichkeiten geschaffen werden, mit denen Bürger auf Computeranalogien im Vorgebirge wie „link“, „:“ oder im Weg eingelassene Betonbuttons tatsächlich digital reagieren können.
Mehr Infos zum Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) findet ihr hier.