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Obwohl sie mit ihrer starken Körperbehaarung so gar nicht in das Schönheitsideal von Tinseltown passen, sind Hunde in Hollywood fast so gefragt wie Hungerkuren. Von Snoopy über Scooby-Doo, es gibt zahllose Spielfilme, in denen Vierbeiner die Hauptrolle spielen. Ungeachtet dessen ist der Film "Wiener Dog" von Todd Solondz kein neuer "Susi und Strolch" - und das nicht nur, weil die Tragikomödie vollkommen ohne Spaghetti auskommt. Vier Pfoten und ebenso viele Geschichten Wiener Dog Eine alte Scheune, irgendwo im Nirgendwo. Ein junger Mann kommt aus dem Gebäude. Er trägt einen Käfig. Darin kauert ein kleiner Hund. Zielstrebig verfrachtet der Mann den Käfig samt Tier auf die Ladefläche eines weißen Pick-ups, setzt sich hinters Steuer und fährt los. Der Zuschauer erlebt die Reise aus Sicht des Hundes. Orientierungslos sieht er nur Gitterstäbe und den bewölkten Himmel. Wohin die Reise geht? Das weiß zu diesem Zeitpunkt niemand. Verleih: Prokino Filmverleih Genre: Tragikomödie Darsteller: Greta Gerwig, Kieran Culkin, Danny DeVito, Keaton Nigel Cooke, Julie Delpy, Tracy Letts, Ellen Burstyn, Zosia Mamet Regie: Todd Solondz Filmlaufzeit: 88 Min. Mit dieser Anfangssequenz schafft Todd Solondz es einen sehr treffenden ersten Eindruck zu vermitteln. Mehr noch, der Regisseur braucht weniger als zwei Minuten, um den Zuschauer auf die zentralen Themen seines Filmes vorzubereiten. Die Reise des Hundes treibt die Handlung von "Wiener Dog" voran. Sie führt den Vierbeiner von einem Besitzer zum nächsten. Die namensgebende Dackeldame wird die neue Spielgefährtin des kleinen Remi (Keaton Nigel Cooke), begibt sich mit Tierarzthelferin Dawn (Greta Gerwig) und deren Freund Brandon (Kieran Culkin) auf einen Roadtrip, wird die treue Begleiterin des Dozenten und Drehbuchautoren Dave Schmerz (Danny DeVito) und findet schließlich bei der alten Dame Nana (Ellen Burstyn) ein neues Zuhause. Der Hund begegnet Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gleichzeitig geht es all diesen Charakteren sehr ähnlich wie dem Tier zu Beginn des Films, sie sitzen in einem – wenn auch metaphorischen – Käfig und sind Gefangene ihrer eigenen Sorgen, wie der Film sehr eindringlich und gleichzeitig mit einer Prise Humor zeigt. Eine falsche Fährte "Susi und Strolch" hat - trotz Happy End und keinerlei Aktmalerei - mehr mit "Titanic" gemein als mit "Wiener Dog". Der Disney-Klassiker erzählt von einem Paar, welches entgegen aller Klassenunterschiede zusammen findet. Damit handelt er, wie so viele Hundefilme, vor allem von den Tieren selber - das ist bei Solondz nicht der Fall, auch wenn der Name des Films einige Zuschauer in die Irre führen könnte. Der Episodenfilm "Wiener Dog" setzt sich aus vier Teilen zusammen, der Dackel dient der Tragikomödie als Bindeglied zwischen diesen Teilen und nicht etwa als Protagonist. In manchen Segmenten treibt er die Handlung maßgeblich voran und in anderen ist er eine Randerscheinung. Wer also einen traditionellen Hundefilm erwartet, wird enttäuscht. Tatsächlich werden die Segmente von thematischen Ähnlichkeiten zusammen gehalten und nicht von der Hündin. Motive wie Frustration und Einsamkeit dominieren den Spielfilm. Diesen Themen zum Trotz kommt Solondz’ Werk nicht besonders schwermütig daher. Mit "Wiener Dog" bietet der Regisseur dem Publikum einen Film, welcher sachlich und doch mit einem Augenzwinkern zeigt, wie all diese verschiedenen Menschen sehr ähnliche Probleme haben. Dabei stehen die Figuren immer im Vordergrund. Er bietet visuell interessante Momente, etwa wenn die Kamera geradezu genüsslich über Dackel-Diarrhö fährt und im Hintergrund Clair de Lune zu hören ist. Doch weder das Tier noch die Bildsprache drängen sich auf oder lenken ab. Im Gegenteil, Solondz versucht die ihm zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um seine Charaktere und deren Lebensrealitäten hervorzuheben. So hat jedes Segment auch sein eigenes musikalisches Thema, welches die Situationen der jeweiligen Charaktere unterstreicht. "Wiener Dog" beherrscht die Grundkommandos Die Charaktere selber sind sehr authentisch. Sie werden auch im Angesicht der absurden Augenblicke des Films nie zu Karikaturen. Tierarzthelferin Dawn bleibt auch dann noch eine ernstzunehmende Figur, als sie der Hündin einen neuen Namen gibt und sie kurzerhand in "Kaka" umbenennt. Momente wie dieser könnten überzeichnet wirken, doch das tun sie nicht. Dazu tragen auch maßgeblich die Schauspieler bei. Diese interpretieren ihre Rollen auf eine angemessen subtile Weise. Das große Manko des Spielfilms ist seine eigene Ambition. Solondz will etliche Themen von diversen Blickwinkeln her beleuchten – und berührt sie letztendlich doch nur an der Oberfläche. Der Zuschauer verbringt schlichtweg nicht genügend Zeit mit den Charakteren, um sie und ihre Sorgen richtig kennen zu lernen. Der Film wäre vermutlich aussagekräftiger, wenn er sich auf ein Segment konzentriert hätte. Alles in allem ist "Wiener Dog" ein sehenswerter Film mit guten Darstellern und einer reizvollen Idee dahinter. Nicht so brillant wie "Reservoir Dogs", aber ganz sicher kein "Beverly Hills Chihuahua".
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