Campus-Web Bewertung: 4/5
   
 

   
 

   
Auch in China gibt es Mumien. Nach dem Erfolg der ersten beiden Filme um den Untoten Imhotep, der es in seinem Grab nicht lange aushielt und nur von dem draufgängerischen Rick O’Connell (Brendan Fraser) wieder dorthin zurückgeschickt werden konnte, war es nur eine Frage der Zeit, bis Ägypten als Schauplatz der Handlung ausgedient hatte und auch in anderen Teilen der Welt vor Jahrhunderten verscharrte Leichen wieder auferstehen. Nun ist es also das Reich der Mitte, in dem niemand anderes als der Sohn O’Connells, Alex (Luke Ford), den mächtigen Drachenkaiser (Jet Li) zusammen mit seiner Terracotta-Armee zufälligerweise wieder ausbuddelt und ein patriotischer General diesen zum Leben erweckt. Der Drachenkaiser hat nach seinem langen Schlaf nur zwei Ziele: Die Unsterblichkeit und die Eroberung der Welt. Ausgestattet mit der Macht über die Elemente macht er sich auf den Weg – und Alex bleibt nichts anderes übrig, als seine Eltern um Hilfe zu bitten. Bis hinauf in den Himalaja und zurück in die chinesische Wüste jagen die O’Connells den tönernen Untoten und treffen dabei auf teils ungewöhnliche Verbündete.

Der dritte Teil der Mumien-Reihe setzt wie schon bei ihren Vorgängern auf grandiose Spezialeffekte, ebensolche Masken und vor allem viel Selbstironie. Dabei hat das Team um Regisseur Rob Cohen (The Fast and the Furious, The Rat Pack) die richtige Balance gefunden und gute, aber nicht albern wirkende Gags eingebaut. Wenn der schießwütige Rick O’Connell sich im Fliegenfischen versucht, die inzwischen als Schriftstellerin erfolgreiche Evelyn (dieses Mal gespielt von Maria Bello, die Rachel Weisz ohne Probleme ersetzen kann) einen Auszug aus ihrem neuesten Mumien-Buch zum Besten gibt oder ihr Bruder Jonathan (John Hannah) als Besitzer eines im ägyptischen Stil erbauten Nachtclubs mit dem klangvollen Namen "Imhotep" auftritt, kann man sich eines Schmunzelns einfach nicht verwehren. Unübertroffen sind jedoch die Yetis, die den O’Connells im Himalaja zur Hilfe kommen und in gekonnter Rugby-Manier einen Bösewicht über ein Tor kicken. Wenn sie sich über die hervorragende Leistung freuen, bleibt kein Auge trocken.
Die Mumie – Das Grabmal des Drachenkaisers (The Mummy - Tomb Of The Dragon Emperor, USA/KAN 2008
Verleih: Universal Pictures
Genre: Action/Abenteuer
Laufzeit: 113 min
Regie: Rob Cohen
Darsteller: Brendan Fraser, Monica Bello,
Jet Li, Michelle Yeoh, Luke Ford,
Isabella Leong, John Hannah
Kinostart: 07.08.2008


Die Schneemänner gehören auch optisch zu den Höhepunkten des Films. Unglaublich detailreich gezeichnet überzeugen die Kreaturen deutlich mehr als der plötzlich auftauchende Drache oder die inzwischen schon obligatorische Skelettarmee. Ebenfallls hervorragend ist die Maske Jet Lis gelungen, der als Tonkaiser sogar noch effektvoller wirkt als in seiner wirklichen Gestalt gegen Ende des Films. Die feurigen Züge in seinem Gesicht, die auch in seinen Pferden gut zur Geltung kommen, sind zwar nicht außergewöhnlich, aber mit Liebe zum Detail umgesetzt.

Natürlich wird auch viel gekämpft. Während sich die O’Connells wie gewohnt auf ihre Pistolen und Gewehre verlassen (auch wenn Vater und Sohn zwangsläufig anderer Meinung über die besten Modelle sind), geht der Drachenkaiser solche Auseinandersetzungen entweder auf magische oder aber auf altmodische, sprich körperliche Weise an. Das stellt auch kein großes Problem dar, denn mit Jet Li hat sich Rob Cohen den wahrscheinlich besten lebenden Martial-Arts-Schauspieler ins Boot geholt. Fast kommen seine Künste gar ein wenig zu kurz, wäre da nicht der Kampf gegen die Hexe Zi Yuan (Michelle Yeoh), die ihn vor mehr als zweitausend Jahren zu seinem tönernen Dasein verflucht hat. Hier kommt endlich eine echte Kampfchoreographie durch - wenn dagegen Rick O’Connell den Drachenkaiser zu einem Faustkampf herausfordert, wirkt das einfach nur seltsam.

Die Liebe spielt natürlich auch eine Rolle, handelt es sich bei Das Grab des Drachenkaisers immerhin um einen Film, der alle Klischees bedienen will. Sohn Alex verguckt sich Hals über Kopf in die Tochter Zi Yuans, die schöne Lin (Isabella Leong). Dumm nur, dass diese unsterblich ist und nicht will, dass der Mann an ihrer Seite ohne sie alt und grau werden muss. Achtung Spoiler! Da das Drehbuch allerdings klassischen Hollywood-Mustern folgt, steht erwartungsgemäß am Schluss ein Happy-End an. Der böse Kaiser, der kurz vor dem Showdown sogar gestaltwandlerische Kräfte entwickelt und wahlweise ein dreiköpfiger Drachen oder ein gehörnter, fellüberzogener Muskelberg werden kann, stirbt trotz der erlangten Unsterblichkeit letztlich doch (Nein, das ist nicht ganz logisch – aber es macht immer noch mehr Sinn als die Außerirdischen in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels), und alle sind glücklich und zufrieden. Ob der Frieden aber Bestand hat, bleibt abzuwarten, denn in der letzten Szene ist immerhin schon eine weitere Fortsetzung angelegt. Spoiler Ende

Das Grabmal des Drachenkaisers bietet Popcorn-Kino vom Feinsten und könnte zu einem der Blockbuster des Sommers werden. Voraussetzung ist allerdings, dass es dem Team von Rob Cohen gelingt, gegen The Dark Knight (startet Ende August) und Prinz Kaspian von Narnia anzukommen. Familientauglich ist der Film auf jeden Fall, auch wenn einige Todesfälle doch etwas eklig sind. Explizit wird zwar wenig gezeigt, dennoch ist die Altersfreigabe ab 12 Jahren sinnvoll.

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