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Wie beschreibt man einen Film wie "Machtlos", dessen Geschichte so erschreckend realistisch und grausam ist, dass man es kaum in Worte fassen kann? Gavin Hood, der zuletzt mit dem sozialkritischen Drama „Tsotsi“ auf sich aufmerksam machte, wendet sich auch in seinem neuesten Werk wieder einer realen Begebenheit zu. Es geht vor allem um eins: Extraordinary rendition (außerordentliche Auslieferung). Traurigerweise eine praktizierte Vorgehensweise der Vereinigten Staaten. „ Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“! Dieser Slogan wirkt nahezu lächerlich und peinlich angesichts der Tatsache, dass des Terrors bezichtigte Menschen in ausgelagerten Gefängnissen in Ländern der dritten Welt gefoltert werden können, um an Informationen zu kommen! Laut Gavin Hood lautet das Motto einiger amerikanischer Politiker „In diesen Ländern wird ja ohnehin gefoltert, da fällt es auch nicht auf, wenn wir das machen.“ Spätestens seit diesem Film, in dem ein ägyptischstämmiger Amerikaner seiner Familie entrissen und in den Gefängnissen Afrikas fast zu Tode gefoltert wird, fällt es mir ernsthaft schwer, die USA als Vorreiter in Menschenrechtsfragen ernst zu nehmen. Hood stellt in „Machtlos“ einen Fall von außerordentlicher Auslieferung aus der Perspektive vier völlig unterschiedlicher Menschen da. Alle haben mehr oder weniger konkret mit der Terrorbekämpfung zu tun. Isabella Fields El- Ibrahimi (Reese Witherspoon), die hochschwangere Frau des entführten ägyptischstämmigen Geschäftsmannes, kommt den Machenschaften der CIA durch Nachforschungen auf die Spur. Hierbei stößt sie auf die Leiterin der CIA-Anti-Terror-Einheit, Corrine Withman (Meryl Streep), die den Befehl gab, Isabellas Mann nach Afrika zu verschleppen, um ihm dort zu verhören. Douglas Freeman, ein junger CIA-Analytiker (Jake Gyllenhaal) soll die Verhöre des Familienvaters überwachen und der CIA darüber berichten. Auf die Auskunft an seine Chefin Withman, dass dies seine erste Folter sei, erwidert diese heuchlerisch, aber scheinbar überzeugt : „ The United States don't torture anybody!“. Zunächst scheint Freeman die Verhöre völlig teilnahmslos zu beobachten. Doch als er herausbekommt, dass Anwar El- Ibrahimi lügen muss, um seiner Folter zu entgehen, siegt sein Begriff für Menschlichkeit und er befreit den Familienvater. Die Folter-Verhöre werden von einen scheinbar skrupellosen muslimischen Afrikaner durchgeführt, der erst Gefühle zu zeigen in der Lage ist, als er erfährt, dass seine Tochter bei einem Terroranschlag ums Leben kam. Im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Filmen hängen die Handlungsstränge zwar eng zusammen, werden aber nicht zu einem gemeinsamen Ende verknüpft. Vielmehr nimmt jede einzelne Geschichte ihr eigenes, überraschendes und bedrückendes Ende. Trotz der Grausamkeit, die in diesem Film deutlich wird, erheben die Autoren nicht mahnend den Zeigefinger. Wieviel Menschlichkeit steckt in jedem von uns? Wieviel Menschenrechtsverletzung ist erlaubt, um möglicherweise viele zu retten? Diese Fragen beantwortet jeder Protagonist nach seiner eigenen Moralvorstellung. Bedenkt man jedoch einmal, wie viele unschuldige Menschen durch diese Foltermethoden zerstört werden und wie viele unbrauchbare Informationen aus purer Angst bei solchen Verhören herauskommen, stellt sich die Frage nach der Rechtfertigung für mich persönlich nicht. „Machtlos“ ist kein seichter Unterhaltungsfilm, sondern regt zum nachdenken und Diskutieren an. Die meisten Zuschauer werden sich am Ende dieses ergreifenden Films fragen: Was ist Recht und was Unrecht? Dürfen Menschenrechte derart grausam vernachlässigt werden? Warum tut niemand etwas dagegen? Wie kann ein solches Verfahren in einer hochmodernen Welt wie der unseren noch stattfinden? Kinostart: 22. November 2007.
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