Campus-Web Bewertung: 3/5 Campus-Web Bewertung: 3/5 Campus-Web Bewertung: 3/5



   
 

   
 

   
 

   
Flo und Hotte arbeiten bei Video König, einer heruntergekommenen Videothek in Berlin-Neukölln. Flo hat eine Menge Probleme am Hals: Das Finanzamt will Geld von ihm und er hat sich in Ramona, die neue Nachbarin, verguckt. Weil ihm aber ein Missgeschick nach dem anderen in die Quere kommt, hat er große Mühe seine Chancen bei Ramona zu wahren. Daran, dass er sie am Ende bekommen wird, besteht jedoch von Beginn an kein Zweifel. Doch bis dahin muss er einige unangenehme Situationen durchstehen. Sein Kollege und Freund Hotte, eine Art Super-Proll, steht ihm dabei mehr oder weniger hilfreich zur Seite. So weit zur Handlung. Sämtliche Missverständnisse entstehen aus folgender Situation: Weil Flo glaubt, seine Freundin Maria wäre von ihm schwanger, versucht er bei rapide steigendem Alkoholpegel eine Videobotschaft für sein vermeintliches Kind zu verfassen. Doch es kommt wie es kommen muss, am Ende entleert er seinen Magen vor laufender Kamera. Nicht nur, dass seine Freundin nicht von ihm schwanger ist und ihn verlässt, nein, das prekäre Video gerät dummerweise gleich mal in die Hände von Ramona. Und weil die Situation noch nicht verfahren genug ist, landet auf dem gleichen Videoband auch der Beweis dafür, dass Hotte es mit der Freundin vom Chef treibt (O-Ton Hotte: „Ick bin der, der manchmal bei der Inga kommt.“).

Angekündigt wurde „Video Kings“ als eine Trash-Komödie, die mit geringen finanziellen Mitteln völlig unabhängig produziert wurde. Trash bezeichnet einen Film mit geringem geistigen Anspruch und oft unfreiwilliger Komik. Ersteres lässt sich uneingeschränkt bestätigen. Wirklich komisch ist der Film aber nur stellenweise. Zu sehr scheinen die Macher darauf bedacht gewesen zu sein, einen Kultfilm à la „Bang Boom Bang“ zu produzieren. Auch der angepriesene „ehrliche, authentische Kiez-Look“ überzeugt nicht. Weil sich der Film fast ausschließlich in der schäbigen Videothek abspielt, fällt es schwer den Schauplatz einzuordnen. Einzig die zwielichtigen Figuren, die sich bei Flo und Hotte im Laden sehen lassen, geben Aufschluss über das Milieu. Dabei fühlt man sich mitunter an eine Theaterbühne erinnert, wenn eine Figur nach der anderen durch die Ladentür hereinkommt und nach erfolgreicher Involvierung in eine mehr oder weniger komische Situation wieder verschwindet. Ein Missgeschick reiht sich an das nächste, aber irgendwann bleibt die Glaubhaftigkeit auf der Strecke. Sicherlich, zitierfähiges Material gibt es einiges, gerade weil Hotte eigentlich am laufenden Band völlig sinnentleerte Sprüche von sich gibt. Letztendlich sind es aber zu wenige Szenen, in denen der Film eine Eigendynamik entwickelt und dadurch die Sympathien der Zuschauer gewinnen kann. Dazu kommt, dass Hauptdarsteller Fabian Busch es nicht versteht dem bemitleidenswerten Verlierertypen Flo genug Leben einzuhauchen. Die Figur bleibt zu blass. Aber dies bessert sich im Laufe des Films. Stark sind dann vor allem die Szenen in denen man merkt, dass er unabhängiger vom den, gerade zu Anfang sehr gestelzt wirkenden, Drehbuchdialogen agieren kann. Sein Partner Wotan Wilke Möhring hingegen spielt die Rolle des liebvoll doofen Prolls Hotte durchweg so überzeugend, man möchte sich Sorgen um den IQ des Schauspielers machen.

Die Liste der Gastauftritte ist beeindruckend: Da wären Oliver Korittke als Peter, der Typ vom Schlüsseldienst, Steffen Wink als Gameshow-Moderator, Bela B. als ständig stehlender Punk Tommy und nicht zuletzt Til Schweiger und Badesalz. Letztere kommen erst kurz vor Ende des Films zum Zuge; während Schweiger den versauten, einem Dauerwerbesender entflohenen, Captain Red mimt, übernehmen die beiden von Badesalz die Rolle von Flos Schutzengeln. Vor dem großen „Finale“ stehen sie Flo, der von einer Flasche getroffen ohnmächtig wird, mit Rat und Tat zur Seite. Erstaunlich mit welcher Verlässlichkeit sich aus dieser Konstellation eine großartige Szene entwickelt. Zwischen Quellwolken stehend, streiten sich die drei darum, wer den besten Tipp zur Eroberung von Ramona abgegeben hat. Letztendlich ist es Captain Red, alias Til Schweiger, der ganz trocken den einprägsamsten Spruch von sich gibt: „Es gibt Frauen, da kann man nichts delivern!“.

Tja, und es gibt Filme die können nichts delivern; „Video Kings“ gehört leider dazu. Okay, für einen Film, der mit äußerst geringen finanziellen Mitteln ausgekommen ist, ist er gar nicht so schlecht. Und in seinen guten Momenten allemal unterhaltsam. Dann und wann merkt man jedoch, dass die Regisseure es darauf angelegt haben einen Kultfilm zu erschaffen. Der krampfhafte Versuch einen unglaublich lustigen Independent-Film zu produzieren, geht in die Hose, weil es zu gewollt wirkt. Und was die Marketing-Strategie angeht, da hat man sich nicht lumpen lassen und alle Hebel, die im Web zur Verfügung stehen, in Bewegung gesetzt. Der Charme eines Films muss auf natürliche Art und Weise transportiert werden, aber erzwingen kann man so etwas nicht. Also lieber noch mal „Bang Boom Bang“ angucken. Oder gleich „Clerks“, denn der zeigt seine Hauptfiguren nicht nur in einem authentischen Umfeld, sondern überzeugt auch durch eine natürliche Originalität.

Artikel drucken