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In seinem Romandebüt bringt der Autor Ned Beauman ein wildes Sammelsurium an recht ungewöhnlichen Romanfiguren zusammen. Der Ich-Erzähler Kevin Broom ist ein spezialisierter Waffen- und Antiquitätensammler, der im Auftrag reicher Klienten exotische Nazi-Relikte ausfindig macht. Dabei ist er alles andere als ein klassischer Abenteurer, der mit Hut und Peitsche durch Gräber und Kerker schleicht: Ein ekliger genetischer Defekt macht aus Kevin einen Einzelgänger und Stubenhocker, bis ihn der Mord an einem Kollegen auf die Fährte eines potentiellen großen Fangs bringt. Er kommt Seth „Sinner“ Roach auf die Spur, einem jüdischen Boxer, der im London der 30er Jahre lebte. Sinner, der - sechszehn Jahre jung - eigentlich etwas zu klein für sein Alter ist, und seit seiner Geburt nur neun Zehen hat, verfügt über die bemerkenswerte Eigenschaft ein absolut unbesiegbarer Boxer zu sein. Dies ruft den jungen Lord Erskine auf den Plan, der nicht nur ein britischer Faschist und glühender Anhänger eines gewissen deutschen Reichskanzlers, sondern zudem ein begeisterter Hobby-Eugeniker ist. Was diese abstrakten Charaktere verbindet ist ein Insekt. Ein Käfer namens „Hitler“. Otto Kruse – Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. Verlag: DuMont Literatur und Kunst Verlag Erschienen: April 2010 Genre: Roman ISBN: 3832195416 Bindung: Gebunden Preis: 19,95€ Direkt bestellen Das klingt alles komisch und liest sich auch so. Eigentlich ist das Konzept eines Romans, der auf zwei verschiedenen Zeitebenen spielt, eine nette Idee. Jedoch stellt sich die Frage, ob sich der Kulturjournalist Ned Beauman damit nicht etwas übernommen hat. Bei der Lektüre wünscht man sich häufig, dass er sich lieber nur für eine dieser Ebenen entschieden, diese jedoch etwas schlüssiger ausgestaltet hätte. Es ist auch sehr schade, dass die Entfaltung des Charakters Kevin „Fishy“ Broom, dem wahrscheinlich nerdigsten und übel-riechendsten Schatzjäger der Literaturgeschichte, nicht wirklich viel Platz auf den Seiten zugestanden wird. Manchen Lesern werden die „Besonderheiten“ der Hauptfiguren recht willkürlich und unnötig plakativ erscheinen. Fast schon könnte man dem Autor den Vorwurf von scheinbarer Effekthascherei machen. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Roman sich selbst nicht sonderlich ernst nimmt, ist die Überzeichnung der Figuren als Stilmittel völlig legitim. „Flieg Hitler, flieg.“ ist unterhaltsam, politisch völlig inkorrekt und absolut absurd, aber auf seine eigene Art und Weise sehr charmant. Auch wenn das Werk einige Unvollkommenheiten hat, kann man durchaus behaupten, dass dieses Debüt gelungen ist.
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